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Virtuelles Muttertagskonzert der Musikfreunde

Von Manfred Sebastian |

Die Musiker der Musikfreunde Lantershofen e.V. hätten am Muttertagssamstagabend ihr traditionelles Frühlingskonzert im Saal des Winzervereins gespielt, wenn die Corona-Pandemie dies nicht verhindert hätte. So ist dieses Jahr schon das zweite Jahr ohne Konzert, Auftritt und gemeinsame Proben. Als kleine Überraschung zum Muttertag hat der Verein nun sein erstes Online-Konzert-Video aufgenommen. Insgesamt 35 Musiker beteiligten sich an diesem für den Verein ganz neuen Projekt. Dietmar Siepman hat die zu Hause einzeln aufgenommenen Stimmen der Musiker zu einem großen Video zusammengefügt. Dafür möchte sich der Verein ganz herzlich bei ihm bedanken.  Das Stück ist der mittlerweile durch die sozialen Medien im  Internet bekannte Shanty  „The Wellerman come“ gesungen von dem britischen Folksänger Nathan Evans. Nico Leicam, Dirigent mehrerer Blasorchester, hat diesen Titel für großes Blasorchester arrangiert. Es handelt sich bei diesem Ohrwurm um einen Shanty, also ein Seemannslied, der Walfänger aus Neuseeland.

Hier die Hintergrundgeschichte zum Lied:

Die Geschichte des Walfangs in Neuseeland umfasst den Zeitraum vom späten 18. Jahrhundert bis 1965. Im Jahr 1831 gründeten die englischstämmigen Brüder Edward, George und Joseph Weller eine Walfangstation in Ōtākou in der Nähe des heutigen Dunedin auf der Südinsel Neuseelands. Bei der Hundertjahrfeier 1931 erinnerte sich der neuseeländische Generalgouverneur Lord Bledisloe daran, dass die Weller-Brüder auf ihrer Reise nach Neuseeland „mit der ‚Lucy Ann‘ eine große Menge an Rum und eine große Menge an Schießpulver mitgebracht hatten und einige waren zumindest Rum-Kenner“. Ab 1833 verkauften die Gebrüder Weller  Proviant an Walfänger in Neuseeland. Ihre Angestellten wurden als „Wellermen“ bekannt.

Im Gegensatz zum Walfang im Atlantik und im nördlichen Pazifik praktizierten die Walfänger in Neuseeland einen landgestützten Walfang. Die Walfänger waren auf gute Beziehungen zu den einheimischen Maori angewiesen, und die Walfangindustrie integrierte die Maori in die globale Wirtschaft. Hunderte Mischehen entstanden, darunter auch Edward Weller selbst, der zweimal mit Maori-Frauen verheiratet war, was die Wellers mit einer der prominentesten lokalen Māori-Familien, den Ellisons, verband. In ihrer Blütezeit im Jahr 1834 produzierte die Otakou-Station 310 Tonnen Walöl pro Jahr und wurde zum Zentrum eines Netzwerks von sieben Stationen.

Da die Kolonie Neuseeland jedoch erst 1840 ausgerufen wurde, wurden die Wellers als ausländische Händler behandelt und waren von ruinösen britischen Importzöllen auf Walöl betroffen. Der Erfolg der Weller-Brüder in der Walfangindustrie war mit dem Niedergang des Walfangs zu Ende und sie wurden 1840 für bankrott erklärt. Nichtsdestotrotz wurde der Walfang in Neuseeland bis in die 1960er Jahre fortgesetzt.

Anfang 2021 wurde das Lied durch Versionen von The Longest Johns und Nathan Evans bekannt, der mit seiner Version einen Nummer-eins-Hit in Deutschland landete, und fand zudem Verbreitung über die Plattform TikTok. Dabei wurde der Ausdruck ShantyTok geprägt. Es wird dabei in Zusammenhang mit der Isolation junger Menschen als Walfänger im 19. Jahrhundert und der Pandemie gesehen. ​

Die Musikfreunde wünschen allen Mitbürgern einen schönen und sonnigen Muttertagssonntag und hoffen darauf, bald wieder für Sie musizieren zu dürfen. Bleiben Sie gesund, wir sehen uns beim nächsten Konzert!