Jüngere Dorfgeschichte
von Lantershofen
Bildbeschreibungen…
Das Neubaugebiet Hannefeld im Jahr 1978
Oben links am Horizont des Fotos von Reinhold Münch aus Lantershofen erkennt man zwischen „Asbacher Hof“, früher „Villa Maria“ genannt, und der Weinbergsanhöhe „Im Simmerich“ östlich der Brücke über den Autobahnzubringer A573, deren Geländer man zwischen Weinstöcken rechts unten im Bild sieht, unschwer ein neues Baugebiet, das Hannefeld, das im Jahr 1968 ausgewiesen wurde. Das Foto stammt aus dem Jahr 1978, einige Häuser sind schon fertig, andere sind im Rohbau oder es wird gerade mit der Errichtung begonnen. Die obere Grenze des neuen Baugebiets bildet der „Tonkaulweg", der die landwirtschaftlich genutzten Felder des grünen Distriktes „Oberste Schäfersburg“ oben rechts unterhalb der Kamine des Tonwerks von den Häusern trennt. Die untere Begrenzung bilden die Häuser der Karweiler Straße, rechts beginnend mit dem lang gestreckten Doppelhaus der Gebrüder Mombauer. Daneben folgt das Haus Gerhards, am Bildrand von rechts reihen sich die Häuser Hnida, Schneider und Schürmann an der Ursulastraße ein. In der Bildmitte finden wir das Haus Pelzer, weiter am Bildrand nach links die drei Häuser Schmitz, Botter und Böhm, weiter hinten stehen am „Fuchs’schen Feld“ das Haus Wehrhahn / Schulz und im Rohbau das Haus Kallweit.
Weit über den Horizont ragen die Kamine der „Kettiger Thonwerke Schaaf Cie. KG“ empor. Im Jahr 1978, aus dem das Foto stammt, war die 1903 gegründete Tongrube Lantershofen mit ihrer zugehörigen Schamottebrennerei noch in guter Arbeit, obwohl wegen veränderter Herstellungsverfahren in der Eisenindustrie damals schon seit längerem erkennbar wurde, dass Schamotte, also der gebrannte Ton der Tongrube Lantershofen, zukünftig viel weniger gebraucht werden würde. In Spitzenzeiten hatte der Tonbergbaubetrieb mit seiner Schamottebrennerei weit mehr als 150 Mitarbeiter. Zu den beiden Kaminen gehörten die anfang des vorigen Jahrhunderts erbauten zwei Ringöfen mit jeweils 10 Kammern mit 30 und 25 Tonnen, in denen der gepresste, batzenförmige Ton als Stückschamotte erbrannt wurde. Zwei neue Schachtöfen erweiterten ab 1952 den Schamotteausstoß der Brennerei erheblich. Beschickt wurde die neue Brennanlage von oben zunächst über eine hölzerne Brücke mit Kipploren, die mit Tonschollen gefüllt über eine Rampe direkt aus der Grube hochgezogen wurden. Im Schachtofen wurden die Schollen im senkrechten Durchsatzverfahren in den verschiedenen Temperaturzonen zunächst vorgetrocknet, dann die Restfeuchte aus dem Ton ausgetrieben und in der heißesten Brennzone zu Schamotte gebrannt. Schwere, drehbare und durchlöcherte Tellerräder sorgten für eine Zerkleinerung der Schamottebatzen bei gleichzeitigem, kontinuierlichem Austrag der gebrannten Schamotte in Stahlkübel, die auf einem Rollenband vorgesammelt und dann mit Staplern entweder direkt auf Lastwagen verladen oder im Kübellager oder auf Haufwerken zwischengelagert wurden. Einer der beiden Schachtöfen, nicht sichtbar zwischen den beiden Kaminen der Ringöfen, stößt gerade, gut erkennbar als weiße Dampfsäule neben dem linken Kamin, für eine kurze Zeit viel Wasserdampf aus, da der Brennofen soeben über den Kübelaufzug von oben mit einer neuen Partie Tonbatzen „gefüttert“ und so durch die hohe Temperatur im Ofen das Wasser aus dem Ton herausgetrieben wurde.
Neben der Dampfsäule zwischen den Kaminen schaut der weiße Giebelrahmen des zum Brennbetrieb der Tongrube gehörigen, 1961 erbauten Wohnhauses des Geschäftsführers und Firmenchefs der „Kettiger Thonwerke“, Franz Schaaf, über die nach Lantershofen und dem „Tonkaulweg“ abfallenden Felder heraus. Dieser Weg war bis zur Entwicklung des Hannefeldes jahrzehntelang die Betriebszufahrt der Kettiger Thonwerke. Der Ausbau des Hannefeldes machte die Verlegung der firmeneigenen Betriebszufahrt an die heutige Stelle erforderlich. Zu sehen ist an diesem Weg dort, wo heute die Treppenanlage von der Katharinastraße auf diesen hinaufführt, auch noch der große Birnbaum, der Franz Schaafs Ehefrau Martha Schaaf und den fünf Kindern in vielen Jahren als Ziel für einen kurzen Spaziergang gedient hatte (Foto Birnbaum). Später nach der Flurbereinigung wurde der Baum von der Landwirtschaft beseitigt. Hinter dem „Tonkaulweg“ und dem Birnbaum sind schemenhaft noch weitere dem Schamottebrennbetrieb zugeordnete Gebäude wie die ehemalige Keramikabteilung zu sehen, in der in Spitzenzeiten mehr als fünfzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt waren. Unterhalb der Villa Maria, heute Assbacher Hof, dehnen sich die bereits wieder in Rekultivierung begriffenen und begrünten Abraumhalden der Tongrube bis zum Brennbetrieb mit den beiden Kaminen aus.
Im unteren Drittel des Fotos durchzieht die Landstraße Nr. 83 die nach hinten und rechts ansteigende Landschaft. Aufgrund der Perspektive kommt der S-förmige Charakter der Straße von Ringen nach Bad Neuenahr-Ahrweiler kaum zur Geltung. Unterhalb des Hannefeldes begleiten beidseitig Obstbäume, Streuobstwiesen und Grünlandflächen die Landstraße. Ganz unten am Bildrand versteckt sich unterhalb von Weinbergpflanzen der Schrottplatz mit seinen Altautos und das Gitter der Brücke über den Autobahnzubringer.