Jüngere Dorfgeschichte
von Lantershofen
Vor 20 Jahren...
„Gepflegte Atmosphäre und gehobene Trinkkultur" bei Dahlmeiers
27. Februar 2002. Dass der (übermäßige) Genuss des berühmt berüchtigten „Feuerwassers" bei den ersten Einwanderern Amerikas für gewaltige Turbulenzen gesorgt haben soll, wird seit jeher berichtet. Ein Tropfen zuviel des Guten, in der Kehle manch eines Pioniers, soll dann und wann in den Bars zu Schlägereien, in schlimmen Fällen sogar zu Schießereien geführt haben. Die Wirte suchten verständlicher Weise, sich vor den trunkenen Unholden zu schützen. Wenn auch nur notdürftig, so gelang ihnen dies durch eine Art Schlagbaum. Der sollte die Flaschen, Regale und nicht zuletzt den Wirt selbst vor ausartenden Rauferein schützen. Das war die Geburtsstunde der American Bar. Auch in Bad Neuenahr, nämlich in Dahlmeiers Cocktailbar, findet man eine American Bar. Längst trägt sie nicht mehr die Aufgabe der Beschützerin - vielmehr wurde sie zu einer Art „Abstellplatz“ degradiert. Blumen, Gläser, Getränkekarten, Handys, Ellbogen und Aschenbecher finden auf ihr geduldige Ablage. Heinz Dahlmeier ist’s recht. „Zu Pionierzeiten, im Wilden Westen, hätte ich nicht unbedingt Barkeeper sein wollen“, spricht's und lacht. Um so lieber ist er es hier und heute. Seit den 60er Jahren, damals stand Heinz Dahlmeier zum ersten Mal hinter einer Bar, ist er dem Beruf des Barmeisters verfallen. Eigentlich hat er Restaurantfachmann gelernt. Doch nachdem er während eines Aushilfsdienstes in der Bad Neuenahrer Casino-Bar Cocktail-Luft geschnuppert hat, gab es für Heinz Dahlmeier kein Zurück mehr. Die Saat war gelegt, der „Geschmack“ am Cocktailmixen gefunden.
Viele Jahre arbeitete Heinz Dahlmeier hinter Bars - im Regierüngsstädtchen Bonn und anschließend wieder hinter der Bar der Bad Neuenahrer Spielbank. Zwei Jahrzehnte kreierte er dort für die Gäste des Casinos Sours, Fancy Drinks, Cobbler, Cocktails, Flips, Fizzes und all die namhaften Pre und After Dinners, die es in der Welt der Mix- und Mischgetränke gibt. Das wäre vielleicht ewig so weiter gegangen, wäre nicht alles ganz anders gekommen. Anfang der 90er Jahre eröffnete Heinz Dahlmeier seine eigene -nämlich Dahlmeiers - Cocktailbar. Das er mit seiner Entscheidung, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen, goldrichtig lag, zeigte sich sehr bald. 1993 wurde Dahlmeiers Cocktailbar zu Deutschlands Bar des Jahres gekrönt. Überhaupt bewegte sich Heinz Dahlmeier in den 90er Jahren auf Erfolgskurs: Zweimal errang er den Titel „Deutscher Cocktailmeister“ - das erste Mal 1994, erneut zwei Jahre später. Im selben Jahr - 1996 - erntete er in Tokio den Titel des Vizeweltmeisters im Team. 1997 wurde ihm die Ehre zuteil, als weitbester Barmeister gekrönt und ausgezeichnet zu werden. „Gepflegte Atmosphäre zur gehobenen Trinkkultur“, steht da über Dahlmeiers Cocktailbar in Bad Neuenahr geschrieben. Den Meister freut's. Zurückblickend zeigt sich Heinz Dahlmeier zufrieden mit sich und seinem Gesamtwerk. Er äußert sich eher bescheiden über seine Meisterleistungen. Doch dass er nach seiner erfolgreichen Karriere nun ein wenig mehr Freizeit und Erholung verdient hat, darauf ist er von selbst gekommen. Seit Mai des vergangenen Jahres steht ihm Sohn Christoph im Barbetrieb hilfreich zur Seite. „Natürlich wäre es schön gewesen, hätte er die Cocktaiibar eines Tages übernommen“, sagt Heinz Dahlmeier. Für den Barbetrieb muss man geboren sein, sagt Heinz Dahlmeier. „Meine Arbeitswoche beginnt Mittwochabend um acht. Ich finde das herrlich! An fünf Abenden in der Woche bin ich für meine Gäste da - ich kann mir keine idealeren Arbeitszeiten denken.“ Also ein „Nachtmensch“ sollte ein Commis de bar schon sein, will er oder sie noch zu mitternächtlicher Stunde schmackhafte Drinks mixen und obendrein ein freundliches Gesicht zeigen.