Zum Inhalt springen

Erlebnisberichte

aus Lantershofen

Nach 100 Jahren blubbert es noch

Von Rhein-Zeitung |

Verstaubte Speicher und feuchte Keller stellen sich manchmal als regelrechte Schatzkammern heraus. Diese Erfahrung machte der Blumenhändler Mati Jüris. In seinem Keller fand er 14 Tonflaschen, auf deren Kronkorken das Apollinaris-Logo abgebildet war. Diese sind fast 100 Jahre alt - und innen sprudelt's immer noch.

Wo Weinkenner Mati Jüris zwischen sperrigen Erbstücken und Altertümern seine edlen Tropfen lagert, verstaute schon der Vater allerlei Kram und Plunder.

Eines Tages, es ist schon Jahrzehnte her, stöberte Blumenhändler Jüris wieder mal durch die Weinsammlung im Keller seines Lantershofener Hauses und stieß dabei auf eine Batterie kleiner Tonfläschchen, auf deren leicht angerosteten Kronkorken das rote Dreieck der Apollinaris-Quelle auf gelbem Hintergrund zu sehen war. Und drinnen blubberte es, wenn man die Flaschen nur ein wenig schüttelte.

Eine Rarität, dachte sich Jüris, uraltes Sprudelwasser von Apollinaris! Und er stellte die Kiste mit den winzigen Flaschen wieder ins Kellerregal.

Vor ungefähr 20 Jahren überkam dann die Neugier das Ehepaar Jüris und sie entschlossen sich, eine der Flaschen zu öffnen. Das Wasser roch frisch, kein bisschen modrig, und es war ganz klar. „Aber uns fehlte die Courage, es zu trinken," erinnert sich der Geschäftsmann.

Seitdem betrachtet er die vierzehn verbliebenen kleinen Flaschen immer mal wieder und macht sich seine Gedanken. Er hat herausgefunden, dass im Jahre 1910 die Tonflaschen bei Apollinaris abgeschafft wurden und auf diese Zeit schätzt man auch die Einführung der Kronkorken. Es sind demnach nicht viele Tonflaschen mit Kronkorken ausgeliefert worden.

Leichte Unregelmäßigkeiten der Form deuten darauf hin, dass bei der Herstellung der 14 Tonflaschen Handarbeit im Spiel war. Damals galt die „Queen of Table Waters" als tropentaugliches Mineralwasser und stellt sich Jüris gerne vor, dass der Inhalt der Babyflaschen in den Kolonien zum Verdünnen des Whiskies benutzt wurde. Vielleicht wurden die schmucken Flaschen auch in den Speisesälen der eleganten Überseeschiffe serviert.

Auf einer Flasche findet sich ein Symbol, das an einen Anker erinnert. Aber die Faktenlage ist sehr dünn, auch bei Apollinaris in Bad Neuenahr kann man keine eindeutigen Angaben machen. Tatsache ist, dass die Flaschen und das fast hundertjährige Wasser darin aus dem Bad Neuenahrer Mineralbrunnen stammen.

Wie die Flaschen den Weg in den Keller der Familie Jüris gefunden haben und warum sie niemals geöffnet und ausgetrunken wurden - das bleibt auch weiterhin ihr stilles Geheimnis.