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Erlebnisberichte

aus Lantershofen

Weihnachten 1943

Von Maria Kuttig |

Wir lebten auf dem Dorf. Während des Krieges besaß fast jede Familie ein Haustier, um den Bedarf an Fleisch selber decken zu können. Wir hatten ein Schwein. Im Frühjahr wurde beim Bauern ein Ferkel gekauft.

Während des Sommers fütterten wir es mit gekochten, kleinen Kartoffeln und Mehl. Wenn es kalt wurde, so etwa im Januar, war dann Schlachtfest. So ein Tier musste natürlich gemistet werden, auch an Weihnachten.

Meine Mutter übernahm diese Arbeit. Unser Vater war im Krieg, und meine Geschwister jünger als ich. So sollte ich Acht geben, dass Felix, so hieß unser Schwein, nicht weglief. Ich hatte gut aufgepasst, aber plötzlich war es verschwunden.

Das ganze Dorf wurde abgesucht. Die Nachbarn halfen. Trotzdem wurde die Sau nicht gefunden. Meine Mutter war ganz verzweifelt. Den Tränen nahe lief ich ins Haus und - oh Wunder, das Schwein stand im Wohnzimmer unterm Weihnachtsbaum und besah sich die bunte Pracht.

Jetzt kam ein neues Problem auf uns zu, es musste auch wieder raus! Zum Tragen war es zu schwer, und wäre es losgerannt, hätte es unser Zimmer demoliert. Vorsichtig habe ich mich an das Tier herangerobbt, als wäre ich seinesgleichen. Ich fütterte es mit Plätzchen und lockte es so in den Hof.

Dieses Weihnachten werde ich nie vergessen.