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Aktuelles

von der Bürgervereinigung

Nachlese zum Lambertusfest

Von Dorf in der Zeit e.V. |

Festwochenende zu Ehren des Schutzpatrons unter Corona-Bedingungen

Für gestern Abend hatte die Bürgervereinigung im Saal des Winzervereins mit ihren Gästen zur Ursulakirmes oder Halbkirmes ihr Oktoberfest mit Haxn, Radi und zünftiger Blasmusik ausrichten wollen. Aus bekannten Gründen ist daraus nichts geworden, somit gab es auch nichts zu berichten. Statt dessen zieht heute der Geschichtsverein "Dorf in der Zeit" hier ein kleines Fazit aus der ebenfalls wegen der Viruskrise ausgefallenen "Normalkirmes", die durch das "Lambertusfest" ersetzt wurde.

Schon im frühen Jahr zu Beginn der Viruspandemie ahnte mancher Junggesellen-Schütze oder Bürger, dass es mit der Ausrichtung des Schützenfestes und der altehrwürdigen Lantershofener Kirmes im Jahr 2020 größere Probleme geben könnte. Im Verlaufe der Monate bis zum Kirmesmonat September verdichteten sich diese Vermutungen und Befürchtungen zu unbequemen Wahrheiten und Vorschriften, die in konkreten behördlichen Verboten und Verhaltensanweisungen auch für Vereine wie der Junggesellen-Schützengesellschaft gipfelten. Ergebnis aller gemeinsamen Überlegungen zum Kirmesablauf von Junggesellen-Schützengesellschaft, Bürgervereinigung und anderen Vereinen war die Durchführung einer „Lambertusfest“ benannten zweitägigen Veranstaltung anstelle der gewachsenen historischen Kirmes und des Schützenfestes.

Ein „Offenes Dorftreffen“ am Kirmessamstag, musikalisch begleitet durch das Tambourcorps und die Musikfreunde auf dem Festplatz vor dem St. Ursula-Haus sollte - wie früher das „Kirmesanspielen“ - überleiten auf den sonst üblichen Kirmesbeginn am Sonntag mit dem Hochamt, das aus Platzgründen coronabedingt um 8.00 Uhr und 10.45 Uhr gleich zweimal gefeiert werden konnte. Studienhaus-Regens Dr. Volker Malburg hielt im Acht-Uhr-Hochamt die Heilige Messe. In seiner Predigt nahm er mit dem kölschen Spruch „Mer muss och jünne könne“ - „Man muss auch gönnen können“ Bezug auf das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. „Bei Gott kommt keiner zu kurz, jeder bekommt alles, was er zum Leben braucht.“ Die Feier der Heiligen Messe an Kirmes sei gute Gelegenheit, für das zu danken, was Gott Gutes schenkt, so Malburg. Der gleiche Lohn bei unterschiedlichen Arbeitsstunden im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg sei ein Bild für die Liebe Gottes, die dieser jedem schenke. Nachmittags zelebrierte Volker Malburg mit der Gesellschaft und ihren Gästen eine Festandacht in der Kirche. Anschließend lud Hauptmann Böhm zu einem wohl coronabedingt nicht besonders gut besuchten Beisammensein ins seitenoffen gut durchlüftete Festzelt auf dem Festplatz unterhalb der Mehrzweckhalle. Platzkonzert der Colonia-Musiker, Parade und Fähndelschwenken fielen Covidneunzehn zum Opfer. Das Virus, die Schutzmasken und die sonstigen Abstands- und Hygieneregeln waren trotz guten Willens der Mitglieder der historischen Gesellschaft nicht geeignet, besonders gute Stimmung bei den Festgästen zu erzeugen und fröhliche Feierfreudigkeit anzuregen. 

Kirmesmontags, nein, besser Lambertusfestmontags ist der frühmorgendliche Kirchgang ein wohlüberlegtes Muss. Regens Dr. Volker Malburg nahm Bezug auf das gesellschaftliche Leben in schwierigen Zeiten: „Erkenntnisse von Virologen bestimmen unser Leben, ja die Kirmes.“ Corona mache krank, nicht nur die Atemwege und innere Organe. Corona mache unsere Gesellschaft krank, Corona zeige, wie wir Menschen Gemeinschaft bräuchten, um wirklich gesund zu sein. Malburg weiter: „Hoffen wir auf Heilung und Impfstoff, damit wir 2021 wieder richtig Kirmes feiern können.“

Störende Geräusche von einem Bierwagen am Kircheneingang bei Predigt und Gottesdienst waren diesmal nicht zu hören. Nach dem Festgottesdienst versammelten sich maskenverhüllt und coronareduziert die schwarzbefrackten Männer der Bürgervereinigung mit den nicht nur durch das Virus zahlenmäßig geschwächten grünweißen Junggesellenschützen unter der hastig noch schnell aufgesteckten rotweißen Fahne von Maria und Werner Kuttig gegenüber der Kirche. Hauptmann Marco gab das Kommando zur Gefallenenehrung mit Niederlegung eines grünweißen Kranzes zum Gedenken an die Gefallenen und Verstorbenen der Schützengesellschaft. "Ich hatt' einen Kameraden, einen bessern findst du nit. Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite in gleichem Schritt und Tritt." Die Musik des sonst mit sattem Trompetenklang auftretenden Colonia-Blasorchesters bei der Kranzniederlegung ersetzten trotz großen Abstandes untereinander eindrucksvoll Thorsten Klein, Benedikt Queckenberg und Lars Henscheidt mit ihren Flöten und der kleinen Marschtrommel. Sodann zog die Lambertusfestgesellschaft ohne Schritt und Marschmusik mit ihrem zweijährigen König Markus Fabritius und kleinem Gefolge unter den sonnenbestrahlten festlich gelbweißen Kirchturmflaggen der Lambertuskirche hindurch zur St. Ursulahalle mit ihrem Vorplatz.

Hier hatten die Junggesellen-Schützen für sich und ihre erheblich virusreduzierten Gäste alles für einen situationsangepassten morgendlichen kleinen Montagskommers im grünweißen luftigen Festzelt vorbereitet. Ein umfangreiches computergesteuertes Videokameraaufgebot der Junggesellen unter technischer Leitung von Robin Grießel sollte dafür Sorge tragen, dass die im Festzelt coronabedingt ausgeschlossenen Gäste und die Bevölkerung zu Hause am Computer den Festkommers visuell und hörbar per Video-Schalte miterleben konnten. Hauptmann Marco Böhm eröffnete mit seiner dorf- und weltweiten Video-Ansprache den Reigen der Festredner im Festzelt, das wegen der Hygienevorschriften „mit Abstand“ nur lückenhaft gefüllt werden durfte. So war es für situationsbedingt nicht eingeladene Mitglieder der Bürgervereinigung eine Freude, über den Life-Stream aus dem Festzelt zu Hause im Familien- oder im kleinen geselligen Freundeskreise am Geschehen und den Ehrungen verdienter Mitglieder teilnehmen zu können. Regens Volker Malburg scherzhaft: „So können auch die Frauen einmal den Festkommers miterleben.“ Malburg bedauerte, dass es keinen neuen König, keine gewohnte Kirmesfeier, keine Parade, kein Fahnenschwenken und keine Festbälle gebe, sondern ‚nur‘ ein Lambertusfest. „Vielleicht kann uns aber der andere Rahmen auch Hilfe sein, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren,“ so der Regens des Studienhauses.

Wesentlich für den Montagskommers waren neben Wein, Brötchen und Brötchesmädchen Musik "aus der Retorte" und Ansprachen von Bürgermeister Achim Juchem und MdL Horst Gies, die ebenfalls die gravierenden Auswirkungen der Pandemie auf die historisch gewachsenen Festverläufe bedauerten. Vorausgegengen war die einleitende Begrüßungsansprache des Hauptmanns der Junggesellen-Schützengesellschaft, Marco Böhm, der den gemeinsam gefundenen Kompromiss begrüßte, „der allen Beteiligten und dem Dorfe die Möglichkeit geboten hat, zumindest ein wenig ‚Kirmesgefühl‘ zu erleben“.  Die organisatorische Umsetzung der Veranstaltungen sei ein Kraftakt gewesen, der ohne die Vielzahl helfender Hände nicht möglich gewesen sei. Weiter ging Böhm der Frage nach, wie die Kirmes im nächsten Jahr aussehen könnte. Die Junggesellen als Ausrichter müssten eigene Entscheidungen treffen, dennoch plädierte er dafür, „dass aus dem Kirmesausschuss eine Tradition gemacht werde, um die Meinung der übrigen Beteiligten zu hören.“    

In Vertretung für Ortsvorsteher Leo Mattuscheck, der sich durch Urlaubsbuchung dem Lambertusfest entzogen hatte, hielt sein Stellvertreter Stefan Dünker eine bemerkenswerte Rede, die sich natürlich auch mit den aktuellen Pandemieproblemen beschäftigte. Auch aus Gründen der menschlichen Gemeinschaft befürwortete Dünker die Durchführung des Lambertusfestes. Er stellte sich damit eindeutig gegen kontroverse Meinungen und Diskussionen „Lasst doch alles ausfallen! Im Corona-Jahr ist halt alles anders - sicher ist sicher“. Dünker glaubt, dass mit den Überlegungen zur Durchführung des Lambertusfestes ein guter Weg gefunden wurde: „Es ist uns gelungen, den Traditionskern unserer Kirmes, soweit es eben möglich war, zu erhalten und andererseits verantwortungsbewusst den Herausforderungen der momentanen Situation Rechnung zu tragen.“

Gewissermaßen parallel zum festlichen Kommers am Ursula-Haus hatten sich am Montagmorgen einige kleinere Freundes- oder Familiengruppen daheim oder außer Haus ihre eigene „Kleinkirmes am Montag“ mit Mittagessen, Getränken und Life-Unterhaltung aus dem Festzelt organisiert. Bei herrlichem Sommerwetter konnte so für Junggesellen-Schützengesellschaft und Bürgervereinigung das Lambertusfest als Kirmesersatz durchaus gelingen, wenn auch das in früheren Jahren immer an Kirmes vorherrschende, tief verwurzelte „Kirmes-Hochgefühl“ nur in wenigen Momenten, so zum Beispiel beim Singen des Lambertus-Patronatsliedes „Kommt alle froh zu ehren, heut unsern Schutzpatron…“ oder auch bei der Kranzniederlegung im Gedenken an die gefallenen und verstorbenen Kameraden erfahrbar war.