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von Kulturlant

Niederrhein-Duo „Thekentratsch“ begeisterte im DGH Winzerverein

Von Thomas Weber |

„Ommas“ im Supermarkt sind lebende Bremspoller

Da waren sie wieder: Heike Becker und Kerstin Saddeler-Sierp vom Comedy-Duo Thekentratsch. Zum zweiten Mal hatte der Grafschafter Verein Kulturlant das preisgekrönte Niederrhein-Duo in die Grafschaft gelockt, dieses Mal mit ihrem neuen Programm „Immer auf den letzten Drücker.“ Dabei blieben die beiden ihrer Linie treu und präsentierten eine tolle Sketchparade. Die Männer im seit Wochen ausverkauften Lantershofener Winzersaal bekamen während des zweistündigen Programms in schöner Regelmäßigkeit ihr Fett weg, aber auch mit Selbstironie sparten Thekentratsch nicht.

Wenn also zur besten Schlafenszeit am frühen Samstagmorgen die Mama anruft, und das in schöner Regelmäßigkeit, nervt das schon. Setzt sie sich dann samt ihres Freundes- und Verwandtenkreises noch dafür ein, die schwer an den Mann zu bringende „mit-48-immer-noch-Single-Tochter“ per Internet-Partnervermittlung zu verkuppeln, was im Gespräch aber nur scheibchenweise rüberkommt, ist das ein Sketch mit Lachgarantie. Und so grölten auch in Lantershofen die Leute vor Freude. Erst recht, als sich „die Becker und Frau Sierp“ mit ihren Rollatoren über die Bühne scheuchten, um auf den alltäglichen Wahnsinn im Supermarkt aufmerksam zu machen. „Dat ist der Vorläufer vom Flashmob, da fahren immer 60 bis 70 Ommas umher und gucken dir in den Einkaufswagen. Ich glaub, die Geschäftsleitung setzt die als getarnte Bremspoller ein, damit du mehr kaufst“, so die Analyse von Thekentrasch, vorgetragen im besten Niederrhein-Zungenschlag. Dargestellte Szenen, die schon an die Substanz gingen, und so freuten sich die Protagonistinnen des Abends auch über ihr Wellness-Wochenende. In Oer-Erkenschwick. Natürlich vom eigenen Mann gebucht. Weil in Herne nichts mehr frei war!

Mit herzerfrischen Dialogen und unterwarteten Pointen sorgten Thekentratsch so für einen Lacher nach dem anderen. Der Name des Duos ist Programm, sind deren Sketche doch teilweise in der Kneipe von Kerstin Saddeler-Sierp in Dinslaken entstanden. Stellte Saddeler-Sierp den eher ruhigen Part dar, war ihre kongeniale Partnerin Heike Becker ein steter Wirbelwind, der mächtig auszuteilen, aber ebenso wenig einzustecken wußte. Sie ist ein wahres schauspielerisches Naturtalent, die wie keine andere durch Ihre einzigartige Mimik das Publikum in Ihren Bann zieht. Beim „Liebeslieb für Kalles Laster“ oder dem Song „Bombe“ wurde das besonders deutlich. Mit letzterem war sie eigentlich genötigt worden, ihre Aggressionen im Straßenverkehr abzubauen. Denkste. Der Refrain „ich wär so gern gewaltfrei“ wurde immer wieder vom Inhalt der Strophen überdeckt. „Ich möchte ihm auf die Omme hauen…“ Dabei wies Heike Becker durchgängig auf so manch männliches Emotions-Navigationsproblem hin, suchte sich aber dennoch ihren „Heinz“ im Publikum aus, obwohl doch zu Hause der „Feierabend-Autist“ auf der Couch liegt. „Der ist ein ruhiger und leicht in der Pflege“, so die Erkenntnis.

Ein Thema fehlte bei den beide natürlich nicht: das Gewichtsproblem. Den Abnehm- und Diätwahn versteckten sie in zahlreichen ihrer Sketche, das zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Da war es doch recht wohltuend, als Heike Becker die Ergebnisse ihrer Form von Cross-Cooking erläuterte: Currywurst, Pommes und ein Dönerberg.