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Aktuelles

von Zukunft Lantershofen

Weinbaugeschichte an der Ahr

Von Thomas Weber |

In einer neuerlichen Ausgabe des „Forum Lantershofen“ erlebten 70 Besucher am vergangenen Freitag eine Zeitreise. In 90 Minuten ging es dabei durch 1000 Jahre Weinbaugeschichte an der Ahr. Aufhänger war die Veranstaltungsreihe „1000 Lantesche Jahre“, die an die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes im Jahr 1019 erinnert. Lantershofen liegt zwar nicht unmittelbar an der Ahr, Winzer und Weinberge gab und gibt es hier aber auch. Und auch das Forum fand im Winzerverein statt, auch wenn dieser heute den Zweck eines Bürgerhauses erfüllt. Die Referenten Paul Gieler und Jürgen Haffke brachten Geschichte im Zeitraffer vor und fassten zwei Vorträge zu einem zusammen. Dabei begann der Weinbau hierzulande nicht erst vor 1000, sondern schon vor rund 1300 Jahren. Zeugen dürften die Weinbergterrassen bei Walporzheim sein. Wann diese genau errichtet wurden, lässt sich nicht mehr sagen. Erste urkundliche Erwähnungen des Weinbaus an der Ahr geben Aufzeichnungen aus dem achten Jahrhundert wieder. Seinerzeit war es auf der Erde im Schnitt noch drei Grad wärmer, als heute. Die damals wichtige Aachen-Frankfurter Heerstraße spielte eine große Rolle, Klöster und Stifte ließen sich in der Nähe der Weinbaugegend nieder, das größte und bekannteste war das Kloster Prüm. Im 15. Jahrhundert fand der Rotwein erste Erwähnung an der Ahr, drei Jahrhunderte später gab es mit der französischen Revolution dann ganz gravierende Veränderungen.

Aber nicht nur politisch, auch klimatisch tat sich einiges. So sorgte ein Vulkanausbruch im 19. Jahrhundert für mehrere kalte Sommer in der Eifel, mangelnde Ernten sorgten für Armut in der Bevölkerung. Die Winzer litten noch unter ganz anderen Sorgen, Zölle und die wenigen Weinhändler zogen ihnen  die Einnahmen aus der Tasche. Und dann kamen auch noch Mehltau und Reblaus, an der Unterahr kam in der Folge der Weinbau zum Erliegen. In Lantershofen hatte kurz zuvor Franz Bresgen die Burg Lantershofen für 32.000 Taler erworben und verkaufte Ländereien und Weinberge an die Bürger, die nun zu einem Einkommen kamen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Lantershofen der Winzerverein gegründet, es war die 22. Genossenschaft von Winzern an der Ahr. Damals wurden an der Ahr 900 Hektar Weinberg bewirtschaftet, heute sind es noch 560.

Das letzte Jahrhundert brachte die gravierendsten Veränderungen mit sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre genoss die Ahr noch einen zweifelhaften Ruf, lockte Scharen von „Sauftouristen“ an. Es galt: „Wer an der Ahr war und weiß dass er da war, war nicht an der Ahr.“ Es folgte eine zweite große Revolution: die Flurbereinigungen, bis dato neun Stück. Aus Mini-Parzellen wurden große Weinberge, nach und nach setzten die Winzer auf Qualität statt auf Menge, auf trockene statt auf liebliche Weine. Winzer wurde zum Lehrberuf, erste Winzermeister wurden an der Ahr ausgebildet. Bei den Veredelungen spielte der Lantershofener Wilfried Huff eine große Rolle, an der Weinbauschule entwickelte er heute noch angebaute Spätburgunder. Im Weinberg setzten Motorisierung und Professionalisierung ein. Die 1950 noch einst notwendigen 3000 Arbeitsstunden je Hektar Weinberg verringerten sich auf 800 bis 1000. Nicht jeder hielt mit, von einst rund 1.500 Winzern sind bis heute rund 600 geblieben, 50 davon im Vollerwerb. In Lantershofen sind heute noch 22 Winzer aktiv, alle im Nebenerwerb.

Die Flurbereinigung brachte ein wichtiges Nebenprodukt zutage: den Rotweinwanderweg und damit die immer stärker steigende Bedeutung des Tourismus. An der Ahr werden heute von Winzern und Genossenschaften 60 Prozent der Produktion direkt an den Endverbraucher verkauft, in anderen Weinlagen sind es 15 bis 20 Prozent. Den einst „Armen Winzer“ gibt es nicht mehr.