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Kreuze im Lantershofener Landstrich

Von Ottmar Prothmann |

Das Brunnenkreuz am Ende der Ringener Straße

Ein steinernes Wegekreuz steht an der Stelle, wo die von Karweiler kommende „Ringener Straße“ auf die Landesstraße Ringen-Lantershofen trifft, heute aber nicht mehr einmündet. Ehe Mitte des 19. Jahrhunderts diese Landesstraße als Provinzialstraße gebaut wurde, querte nach der topographischen Karte von 1847 am Kreuzstandort der „Beller Stadtweg“, der in Richtung Ahrweiler lief. Er wurde auch „Ahrweiler Weg“ genannt (1823). Das heute stehende Kreuz ist ein 1980 hergestelltes Duplikat. Es besteht wie das Original aus Basaltlava, Höhe 112cm, Breite 50 cm, Tiefe 14 cm, Inschrift: 1732 / TEL ⋄M^EN / KRVB / SOVIA ⋄S ⋄/ H ⋄F [S H F heißt seine Hausfrau]. Bei einem Verkehrsunfall, der sich Anfang Februar 1976 im Bereich dieser Straßeneinmündung ereignete, wurde das Steinkreuz so schwer beschädigt, dass es in drei Teile zerbrach. Danach verschwand es, und man glaubte, es sei gestohlen worden, doch fand man es im Juni 1976 wieder. Es wurde nicht restauriert, sondern eine Rekonstruktion hergestellt. Das Kreuz wird in Karweiler „Bonne Kröiz“genannt. Der Namen ist verschliffen aus „Bornen Kreuz“. Am Kreuz befand sich ein Born (eingefasster Quellbrunnen). Nach mündlicher Überlieferung dehnte sich das Dorf Karweiler ursprünglich bis hierhin aus. Noch im 20. Jahrhundert fand man hier immer wieder Steine, Dachziegel und dergleichen. Man erzählte sich, dass im 30-jährigen Krieg das Dorf Karweiler bis auf einige Häuser durch Feuer vernichtet wurde. Die übriggebliebenen Häuser lagen im heutigen Ortsbezirk. Da es an Wasser mangelte, legten die Bewohner eine Wasserleitung von diesem Brunnen circa 400 Meter näher ans Dorf in einen gemauerten Kübel. Nach dem Bau der Wasserleitung wurde dieses Becken beseitigt. Soweit diese vor vielen Jahrzehnten von Ludwig Wirtz erfasste mündliche Überlieferung. Die gleichen Erklärungsversuche für aufgefundenen Trümmerschutt finden sich auch an anderen Orten der Gemeinde Grafschaft und anderswo. Immer weisen sie aber auf einen römischen Siedlungsplatz hin, wie ich bei Feldbegehungen an den aufgefundenen römischen Dachziegeln feststellen konnte. Und so dürfte es auch hier sein. Einen Hinweis auf die zugehörige Grabstätte im angrenzenden Distrikt „Im Kreuzenfeld“ bietet die mündliche Überlieferung von Lantershofen.

Ehe das Steinkreuz 1732 aufgestellt wurde, hatte hier bereits ein Kreuz gestanden, wie sich aus folgender Nachricht ergibt. Am 4. Juli 1707, einem sehr heißen Tag, erlitt Gertrudis Kraup (mundartliche Aussprache in Karweiler für Krupp), Ehefrau von Ferdinand Jungen, auf dem Feld im Distrikt „auf der Höhe“, ein wenig oberhalb des Kreuzes und oberhalb des Brunnens, einen Hitzschlag und starb. Soweit die Nachricht von 1707. Der Flurname “Auf der Höhe“ ist heute noch gültig für den Distrikt westlich der Landesstraße. Östlich der Straße lautet der Flurname „Aufm Brunnen“. Der Kreuzstifter Tilmann Kraup heiratete am 13.11.1708 in Karweiler Sophia Bongardt aus Lantershofen. Für beide war es die erste Ehe. Sie waren blutsverwandt. 1725 lebten Tilmann Krup und seine namentlich nicht genannte Ehefrau in Lantershofen und hatten zu der Zeit die Kinder Matthias 14, Christina 9, Maria 7 und Johannes 3 Jahre alt. 1726 wurde noch der Sohn Joseph geboren, und 1731 folgte zuletzt Anton. Der Gerichtsschöffe Tilmann Krup starb am 25. Januar 1760. Seine Frau Sophia verschied am 23.9.1761 an „disenteria“ (Durchfall; rote Ruhr). Im Sterbeeintrag bezeichnet der Pastor sie als Wohltäterin der Kirche. Am 6. Oktober 1732, also im selben Jahr, in dem das Kreuz gestiftet wurde, starb Catharina Rohr genannt Krup im Alter von 90 Jahren zu Karweiler. Unklar ist, ob es die Mutter von Tilman Krup war und ob der Tod in irgendeiner Beziehung zum Kreuz stand. Das 1732 errichtete weithin sichtbare Steinkreuz taucht als Geländebezeichnung seither vielfach auf. 1759 wird beispielsweise ein Feld „im Creutzger feld“ erwähnt. Heute gilt der Flurname „Im Kreuzenfeld“ für den westlich angrenzenden Distrikt, der bereits zur Gemarkung Lantershofen zählt. Im August 1897 wurde am „Karweiler Kreuz“, wo die Straße nach Karweiler abzweigte, eine Haltestellte für die Personenpost Ahrweiler-Meckenheim eingerichtet. (Ottmar Prothmann: Kleinere religiöse Denkmäler und Gedenkstätten in der Gemeinde Grafschaft).