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Aktuelles

von der Pfarrei

Mehr als 1500 Pfeifen in der neuen Orgel

Von Thomas Weber |

Remagener Orgelbauer überholen derzeit die neue Lantershofener Orgel

REMAGEN. Aus wie vielen Einzelteilen die Simon-Orgel besteht, die künftig in der Lantershofener Lambertuskirche ihren Dienst tun soll, war nicht zu erfahren. „So um die 100 Teile oder mehr pro Taste werden es wohl sein", meinte ein Mitarbeiter der Remagener Orgelwerkstatt Merten. Genauere Auskunft gab es aber zu einer Vielzahl anderer Fragen, mit denen rund 35 Lantershofener am Samstagmorgen nach Remagen gekommen waren. Sie wollten sich über den Stand der Dinge in Sachen ihrer neuen Orgel erkundigen. Siegfried Merten und sein Team hatten nicht nur alle Antworten parat, sie zeigten den interessierten Gästen auch gerne die Räumlichkeiten der kleinen Orgelmanufaktur, in der acht Personen tätig sind. Derzeit arbeiten diese fast ausschließlich am Projekt der neuen Lantershofener Orgel.

So neu ist die Orgel aber nicht, sie stammt aus den 1980er Jahren und wurde bis Ende September in Selm nahe Münster gespielt. Dort war sie im Jahr 2002 technisch erweitert worden und hatte eine Computersteuerung erhalten. Jetzt reisten die Techniker der Firma Merten nach Selm, um die Orgel abzubauen und in ihre vielen Baugruppen zu zerlegen. „Vier Tage haben wir dafür gebraucht", berichtete Siegfried Merten. Seit nunmehr zwei Wochen liegt die Orgel in Remagen und wird generalüberholt. Das beinhaltet unter anderem die komplette Reinigung und Aufarbeitung der Pfeifen. „Wenn man sich eine solche Orgel anschaut, sieht man rund zwei Dutzend große Pfeifen. Tatsächlich aber hat die Orgel mehr als 1500 Pfeifen." Mertens Aussage sorgte bei den Lantershofenern für staunende Blicke.

Es bleibt übrigens nicht nur bei der Reinigung und Instandsetzung der Orgelteile. Weil die Orgel in Selm auf einer Empore stand, in Lantershofen aber ebenerdig platziert wird, wurde das Grundgerüst um einen halben Meter erhöht. Dazu erhält das Instrument zwei weitere Register, hierfür war es nötig, die Tiefe der Orgel um gut 20 Zentimeter zu erweitern. Wie die Orgelpfeifen hergestellt werden, wurde am Samstag anschaulich demonstriert. Mit Wolfgang Schramm gehört zum Team in Remagen ein eigener Metallpfeifenmacher. „Der benötigt für seine Arbeit Muse, Ruhe und eine geschickte Hand", so Siegfried Merten. Und auch ein gutes Gehör ist für den Beruf des Orgelbauers wichtig. Schramm beschäftigt sich mit der Herstellung, Wartung und Instandsetzung der meisten Pfeifen der Simon-Orgel. Es gibt zwar auch einige Holzpfeifen in dem Instrument, das Gros an Pfeifen aber wird heute aus Zinn gefertigt, das mit weiteren Metallen versetzt ist. Früher verwendete man Zink. Das Metall wird für jede Pfeife in eine andere Stärke gewalzt und dann weiterverarbeitet. Alleine sechs Lötvorgänge sind für jede der Pfeifen notwendig, egal, ob es sich um die größten, rund 2,40 Meter langen, oder aber die nur wenige Zentimeter kleinen Pfeifen handelt.

Noch rund eine gute Woche werden sie Arbeiten in Remagen dauern, dann wird wieder alles verladen und nach Lantershofen verbracht. Vor Ort wird es dann rund anderthalb Wochen dauern, ehe die Orgel in voller Pracht in der Lambertuskirche steht. Erst dann beginnt die eigentliche Feinarbeit, denn nun muss das Instrument gestimmt werden. Zwar gibt es auch hier technische Hilfen, aber das gute Gehör ist ebenfalls wieder gefragt. Allein für das Stimmen der Orgel und die Abstimmung auf den Raum werden drei Wochen in Anspruch nehmen. Zum Ziel haben sich die Orgelbauer gemeinsam mit der Pfarrgemeinde Karweiler einen Zeitpunkt Anfang Dezember gesetzt, bis die heiligen Messen in der Lambertuskirche wieder von Orgelklängen begleitet werden können. Dann sollte das knapp 120.000 Euro teure Projekt abgeschlossen sein. „Eine neue Orgel in dieser Größe zu bauen hätte rund 400.000 Euro" gekostet, machte Siegfried Merten den Unterschied zur jetzigen gebrauchten Orgel deutlich. Dass Kirchen ihre Orgeln immer öfter durch gebrauchte Geräte ersetzen, ist schon seit Jahren ein Trend, den nicht nur die Remagener Orgelwerkstatt festgestellt hat. Weil es immer mehr Kirchen gibt, die geschlossen werden, ist ein regelrechter Gebrauchtorgelmarkt entstanden. Auch die Kirche in Selm, aus der die neue Lantershofener Orgel stammt, wurde zwischenzeitlich entweiht und wird mit Ausnahme des Kirchturms abgerissen werden.

Parallel zum Abbau der Orgel in Selm wurde in Lantershofen die Ende der 1960er Jahre angeschaffte Orgel zerlegt. Die war zwar von verschiedenen Orgelbauern für technisch verbraucht erklärt worden, dennoch wurde sie nicht „entsorgt." Ein Orgelbauunternehmen aus Slowenien, das bereits mehrere alte Kirchenorgeln in Deutschland erworben hat, hat die auf dem Gebrauchtorgelmarkt angebotene Lantershofener Orgel erworben. Anfang Oktober kam ein Team der Slowenen nach Lantershofen, um die Orgel mithilfe einiger freiwilliger Lantershofener abzuschlagen und abzutransportieren. 10.000 Euro hat sich der Käufer die alte Orgel kosten lassen. Geld, dass die Kirchengemeinde bei der Finanzierung der neuen Orgel gut gebrauchen konnte.