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Ortsteilreform tritt in Kraft

Von Roland Schaaf |

Bürgerinitiative soll gegründet werden

Mehr als 40 Jahre liegt die letzte große Kommunalreform in Rheinland-Pfalz zurück. Nachdem die erste Stufe der Kommunal- und Verwaltungsreform (Optimierung der Strukturen der Landkreise und kreisfreien Städte) weitgehend abgeschlossen ist, soll die zweite Stufe bis 2019 – wie im Koalitionsvertrag von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen festgehalten – umgesetzt werden. Die Kommunal- und Verwaltungsreform gehört zu den politischen Schwerpunkten der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Gründe für die neuerliche Reform sind insbesondere die mit dem demographischen Wandel verbundenen Herausforderungen, die teilweise erhebliche Veränderung der Bedeutung und des Umfangs öffentlicher Aufgaben und die für eine Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben relevanten technologischen Entwicklungen.

Von der zweiten Umsetzungsstufe der Kommunalreform sind nun auch die Ortsteile der verbandsfreien Gemeinde Grafschaft betroffen. Das Landesgesetz über die Grundsätze der Kommunal- und Verwaltungsreform geht davon aus, dass in der Regel verbandsfreie Gemeinden mit mindestens 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und Verbandsgemeinden mit mindestens 12.000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine ausreichende Leistungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Verwaltungskraft haben, die sie in die Lage versetzen, auch künftig die eigenen und die übertragenen (staatlichen) Aufgaben fachlich fundiert und wirtschaftlich wahrzunehmen. Diese Vorgabe erfüllt die Grafschaft zwar auf Gemeindeebene. Die im Gesetz vorgesehene Mindestgröße der einzelnen Ortsteile von mindestens 1.500 Einwohnerinnen und Einwohnern erreichen auf der Grafschaft jedoch nur Gelsdorf und sowie Ringen mit den angeschlossenen unselbstständigen Orten Beller und Bölingen.

Mit der Ausweisung des Neubaugebietes „In der Fuchsbach“ hatte der Gemeinderat noch den Verlust der Eigenständigkeit des Ortsteils Lantershofen zu verhindern versucht. Während die vermarktende Entwicklungsgesellschaft DSK zwischenzeitlich „Ausverkauf“ der Baugrundstücke im Neubaugebiet verkünden konnte und Ortsvorsteher Leo Mattuscheck bereits zahlreiche Neubürgerinnen und Neubürger in Lantershofen begrüßte, so sorgten die von der Gemeinde verkündeten aktuellen Einwohnerzahlen bei den Gemeindepolitikerin jedoch schnell für Ernüchterung: Mit derzeit 1.473 mit Hauptwohnsitz in Lantershofen gemeldeten Bürgerinnen und Bürgern wurde die Zielmarke von 1.500 Einwohnern knapp verfehlt. Folge: Das Landesgesetz sieht eine verpflichtende Zusammenlegung benachbarter Ortsteile im Rahmen einer sogenannten „Ortsfusion“ vor.

„Mit der kurzfristig geplanten Erweiterung des Baugebiets „Fuchsbach II“ im regionalen Raumordnungsplan hätten wir bei der Landesregierung den Nachweis führen können, innerhalb der nächsten fünf Jahre die geforderte Mindestortsgröße zu überschreiten“, weiß Ortsvorsteher Mattuscheck zu berichten. Doch diese Erweiterung wird voraussichtlich nicht kommen. Mit den Stimmen von SPD, Grünen und den Freien Wählern wurde eine Erweiterung auf der letzten Ratssitzung im März abgelehnt. „Unverständlich“ findet Mattuscheck, der auch mit der Vorgehensweise der Gemeindeverwaltung hadert. Überraschend hatten Mitarbeiter des Bauhofs bereits die Ortseingangsschilder in Lantershofen abmontiert und durch solche mit dem Schriftzug „Karweiler“ ersetzt. Nach Auskunft der Mitarbeiter geschah der Austausch auf Anweisung der Landesregierung, die die Ortsteilreform für die Grafschafter Orte – so auch Karweiler/Lantershofen – per Rechtsverordnung mit Wirkung zum 31.03.2015 in Kraft gesetzt hat.

Damit möchte sich die Bürgervereinigung Lantershofen nicht abfinden. „Gepflegte Traditionen, gelebte Brauchtumspflege und eine aktive Dorfgemeinschaft – dafür steht Lantershofen mit seinem Namen“, stellt der Bürger-Vorsitzende Erich Althammer sichtlich erregt fest und moniert: „Kurz vor der Feier unseres 1000-jährigen Bestehens seit der ersten Erwähnung 1019 lässt sich Lantershofen nicht einfach wegfusionieren“. Althammer ruft nun zur Gründung einer Bürgerinitiative gegen die Übernahme durch Karweiler auf. Die Gründungsveranstaltung findet am 1. April um 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Winzerverein statt.