Was das Jahr brachte, war überwiegend schwere Kost und es war gar nicht so einfach, diese locker rüberzubringen, ohne die Inhalte zu verwässern. Seibel sprach mit Blick auf den IS-Terror davon, dass es nicht „um die Islamisierung des Abendlandes gehe, sondern eher um die waffenmäßige Germanisierung des Morgenlandes.“ Überall werde mit deutschen Waffen gekämpft. Die Folge seien die großen Flüchtlingsströme. Seibels Empfehlung an Europa: einfach denen, die vor allem in Osteuropa nicht bereit seien, Flüchtlinge aufzunehmen, die EU-Gelder, Zuschüsse und Förderungen streichen. Dafür gab es jede Menge Beifall. Dass die Flüchtlingssituation und der Umgang damit das Ansehen Deutschlands in der Welt positiv beeinflusse, könne schon bald wieder vorbei sein. Stichwort AfD: „Nicht nur die Angler grüßen sich mit Petri Heil“, so der Kabarettist zu diesem Thema.
Themen, die gerade erst ein paar Monate zurückliegen und dennoch aus den Köpfen sind, brachte Thilo Seibel in eben diese zurück. Griechenland und die Finanzkrise zum Beispiel. Eine Folge hierzulande: CDU-Mann Wolfgang Bosbach schien im Fernsehstudio bei Anne Will eingezogen zu sein. Und warum müsse Griechenland seine lukrativsten Flughäfen verkaufen, noch dazu an ein deutsches Unternehmen, das dem Staat gehöre? „Weil man selber keinen Flughafenbau hinbekommt“, so die Antwort. Überhaupt hatte Seibel so manchen Politiker im Visier, bezeichnete den teuren G7-Gipfel im Sommer in Bayern als ergebnislose „Butterfahrt für überbewertete Flachstruller“ und sah in Andrea Nahles die größte Nervensäge des Kabinetts.
Und was brachte der Sport? Skandale. Daher verlas Seibel auch eine jahreszeitabhängige Geschichte und nannte sie „Das Sommermärchen.“ Die Moral von der Geschicht‘: Blatters Vorschlag umsetzen, Fußball künftig auf dem Mars zu spielen. Hierzulande mache es ja keinen Spaß mehr. Denn Zusammenhänge zwischen einer Fußball-WM sowie anderer sportlicher Weltereignisse in Katar und der Lieferung von Waffen an dieses Land schienen nicht aus der Luft gegriffen. Das macht der Wahl-Kölner klar.
Ebenfalls nicht verschont blieb die Wirtschaft. Einblicke ins Freihandelsabkommen TTIP gebe es so gut wie keine, auch nicht für Abgeordnete des Europaparlaments. Begründung: sie könnten die Inhalte ja ihren Regierungen verraten. Und sonst? Die Autoindustrie bescheißt kollektiv und die Commerzbank tut gleiches mit genau dem Staat, von dem sie während der Bankenkrise acht Milliarden Euro erhalten hat. Zum Schluss gab es Statistisches, Jubiläen etwa, wie 40 Jahre Farbfernsehen oder 20 Jahre Klonschaaf Dolly. Rücktritte, wie die von Blatter, Jauch oder Gregor Gysi. Schließlich die Vorschläge zum Zitat des Jahres, Sieger könnte eines von Armin Latschet zu dessen verlegter Klausuren gegenüber der Presse sein: „Ich könnte ihnen das erklären, ich mache es aber nicht.“
Mit dem politischen Jahresrückblick endeten die Veranstaltungen von Kulturlant für dieses Jahr. Der Grafschafter Verein startet am Samstag, 9. Januar, ins neue Jahr. Dann präsentiert er im Lantershofen Winzerverein die zwölfte Ausgabe von „Jazz ohne Stress.“