Zum Inhalt springen

Mal kein Marsch und keine Polka

Von Thomas Weber |

Muttertagskonzert der Lantershofener Musikfreunde war eine Hommage an Udo Jürgens und Joe Cocker

Einmal „ganz was anderes“ präsentierten die Lantershofener Musikfreunde am Samstagabend rund 200 Gästen im Saal des örtlichen Winzervereins. Die 55 Musikerinnen und Musiker nutzen ihr traditionelles Frühlingskonzert am Vorabend des Muttertags zu einer Hommage an die jüngst verstorbenen Musiker Udo Jürgens und Joe Cocker. Der Abend stand unter dem Motto „Udo & Joe on the beach.“ Warum am Strand? Eigentlich sollte es ein Abend mit beschwingter Beach-Musik aus den 1970er-Jahren werden, der Tod der beiden großen Musiker aber ließ die Musikfreunde ihre Pläne über den Haufen werfen. Übrig geblieben von der ursprünglichen Konzertplanung war lediglich ein Medley der „Beach Boys Golden Hits“ mit so bekannten Stücken wie „Barbara Ann“ oder „Surfin USA.“ Da fühlte sich das Publikum indirekt an Floridas Strände versetzt, auch wenn der Cocktail in der Hand kein US-typischer, sondern die gute alte Maibowle war.

Musikalisch kramte das Orchester tief im Vermächtnis von Cocker und Jürgens, warum es gerade diese Stücke waren, erläuterten Simone und Lucas Böbel, die gekonnt und witzig durch den Abend führten. Die Moderation war zuletzt immer noch Sache des Dirigenten Manfred Sebastian gewesen. Der konnte sich nun vollends aufs Dirigat konzentrieren. „Es wird halt Zeit, die Jugend ans Ruder zu lassen“, hatte Musikfreunde-Chef Franz-Xaver Betz, bei seiner Begrüßung betont. Betz selbst plane ebenfalls den Rückzug vom Amt des Vorsitzenden, ließ er verlauten. Dass das einstige Lantershofener „Panikorchester“ in puncto Nachwuchs bestens aufgestellt ist, stellte es in der gut zweistündigen Veranstaltung deutlich unter Beweis. Zudem bewiesen die Musiker in zahlreichen Soli, wie gut sie doch in Lantershofen ausgebildet werden.

Man möge die schiefen Töne doch verzeihen, es seien schließlich alles Amateure, hatte Franz-Xaver Betz zu Beginn noch voraus schauend gebeten. Viel zu verzeihen gab es aber nicht, obwohl das Orchester teils schwere Stücke aufgelegt hatte. Für einige dieser Lieder hatten übrigens die Eheleute Hutter aus Lantershofen gesorgt, die den Musikern immer wieder die teils doch recht teuren Notensätze spendieren.

„Das sicherlich schwierigste Stück war Dont let me be misunterstood“, so ein sichtlich erleichterter Dirigent Manfred Sebastian nach dem gelungenen Konzert. Vorgetragen wurde der eigentlichen als Blues komponierte Titel von Nina Simone in der Disco-Version von Santa Esmaralda, die das Stück 1977 zu einem Disco-Klassiker werden ließen. Immer wieder unterbrochen durch minimale Pausen meisterten die Musikfreunde das Stück so bravourös, wie alle Titel an diesem Abend. Cockers „Summer in the city“ machte den Auftakt, praktisch zum „warm werden.“ Udo Jürgens lukrativster Titel „Buenos Dias Argentina“, den er zusammen mit einer recht unmusikalischen Fußball-Nationalmannschaft anlässlich der Weltmeisterschaft 1986 präsentierte, folgte „With a little help from my friends.“ Das Stück, dass Cocker beim legendären Woodstock-Festival zu Berühmtheit verhalf, wurde von den Musikfreunden in der weitaus melodischeren Version der Beatles vorgetragen. Aber „echte“ Cocker-Melodien gab es auch, „You are so beautiful“ zum Beispiel, mit einem tollen Posaunensolo von Marius Schäfer. Oder aber „You can leave your hat on“, ein Stück mit etwas anrüchigem Stripper-Charakter. Standen bei den Cocker-Stücken meist die Posaunen im Vordergrund, dominierten die Trompeten bei den Udo Jürgens-Liedern. Wuchtig, melodisch und laut kam das besonders bei „Es lebe das Laster“ zur Geltung, während beim Klassiker „Griechischer Wein“ plötzlich mit Hans-Rolf und Fabian Schneider zwei Akkordeonspieler fürs echte „Kreta-Feeling“ sorgten. Und weil es ja ein Muttertagskonzert war, kam auch die entsprechende Musik nicht zu kurz. „Merci Cherie“ von Jürgen mit gekonnt vorgetragenen Soli der Altsaxonistinnen war ebenso zu hören, wie die Tom & Jerry-Melodie „Vielen Dank für die Blumen“, bei deren Vortrag junge Musikerinnen Rosen an die Mütter im Saal verteilten.