Dass Deutschland als eines der wenigen Länder eine Schulpflicht hat, hat seine Gründe: „Der Staat verbietet den Hausunterricht, damit keiner merkt, was in der Schule so alles schief läuft“, so der Kabarettist zum Auftakt. Er berichtet vom Lehrerehepaar: er ausschließlich Sportlehrer und damit auf der nach oben offenen Eierschaukelskala ganz vorn; sie ebenfalls Sportlehrerin mit einem Zweitfach, nämlich dem „textilen Gestalten.“ Für Weininger ist das der Nachfolger der Prügelstrafe, das „Waterboarding“ der Pädagogik. Auf der anderen Seite die übervorsichtigen Eltern, die ihren Behütungsmarathon für Einzelkinder ausleben: Kettcar mit Stützrädern, Wattebausch am Geigenbogen oder mit Fahrradhelm auf der Schaukel. Und diese Kinder werden mit 10 Jahren selektiert: Gymnasium, Realschule, Hauptschule. Wer soll das entscheiden? Eltern oder Lehrer? Beides ist falsch im Land der Dichter, Denker und Sitzenbleiber.
Weininger ist längst dabei, seinen Rundumschlag weit über die Pädagogik auszudehnen. „Warum verdient der Pfleger einer Software mehr, als der Pfleger eines Menschen?“ Was läuft falsch in unserem System, fragt er sich. „Ist es korrekt, dass die Putzfrau mit ihren Steuergeldern ein Zahnarztstudium finanziert.“ Da geht der Kabarettist doch lieber in die Christmette, buht die Kinder beim Krippenspiel aus und holt sich den Eintritt aus dem Klingelbeutel zurück. Schließlich muss doch heute alles optimal laufen und funktionieren, was beim Krippenspiel nicht der Fall war.
Zweieinhalb Stunde heizte der Bonner, der schon für sein erstes Kabarettprogramm „Euer Senf in meinem Leben“ mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet wurde, dem Publikum in Lantershofen ein, dabei testete er alleine im ersten Abschnitt rund 75 Minuten, was beim Auditorium ankommt, was nicht. Nicht jeder Gag, der bei einer Vorpremiere zu hören ist, schafft es auch ins Programm. Aus dem Vorgetragenen etwas zu streichen, dürfte Weininger allerdings schwer fallen, keine Pointe fiel durch, Ironie und Bissigkeit kamen an und auch nach zwei langen Halbzeiten verlangte das Publikum noch nach einer Zugabe. Für die zog sich Volker Weininger das rote Sakko um und setzte die Narrenkappe auf, um als Sitzungspräsident noch einen Einblick in sein Karnevalsprogramm zu geben.