Lantershofen 10.9.1935. Ein Schützenfest wie noch nie! Das diesjährige Schützenfest der Lantershofener Junggesellen-Schützengesellschaft trug eine ganz besondere Note. Waren doch Gäste ins Dorf gekommen, die über 50 Mann starke Belegschaft des Arbeitsamtes der Rheinmetallwerke in Düsseldorf-Rath verbrachte auf eine Einladung hin ihr Wochenende bei den Lantershofener Junggesellen. So begann der Samstag mit einem wirkungsvoll angelegten gemütlichen Abend, der Gäste und Dorfbewohner zu einer festlichen und freudigen Gemeinschaft vereinigte
Vor 80 Jahren: Schützenfest 1935
Ein reichhaltiges Unterhaltungsprogramm war aufgestellt, und nach einer Rede des Betriebsführers, die mit einem Hoch auf unseren Führer [*] ausklang, wechselten gute Darbietungen der Gäste in Gesang, Musik und Vorträgen ab. Vereinskamerad PG Zillessen entbot den Düsseldorfern in kurzer Ansprache ein herzliches Willkommen und unterstrich die harmonische Gemeinschaft von Städter und Landbewohner, die hier als Ausfluß des nationalsozialistischen Wollens [*] ein gegenseitiges Kennen- und Verstehenlernen anbahnt. Dann zeigte der Spielmannszug der Gesellschaft sein Können, und nach einem packenden Gesangvortrag des Herrn Radermacher legten die Düsseldorfer Gäste in bunter folge davon Zeugnis ab, daß sie auf dem Gebiete des Humors sehr zu Hause sind, sogar das bekannte "Radschlagen" wurde unter großem Beifall vorgeführt. Der gute Rotwein tat ein übriges, und recht spät war es, als man sich endlich trennen konnte.
Am Sonntag nachmittag zog der Verein im Festzug zum Schießplatz, wo sich alsbald ein fröhliches Treiben entwickelte. Nun galt es dem Königsvogel, und Schuß auf Schuß krachte, besonders die Düsseldorfer Freunde, die gleichfalls von einem Ahrausflug eintrafen, beteiligten sich rege und erwarben sich mehrere Preise.
Der Holzvogel war in kurzer Zeit schon so zerfetzt, daß er ersetzt werden mußte, und als dieser schließlich nach heißem Wettstreit von Vereinskamerad und 1. Offizier Görres herabgeschossen wurde, donnerte ein brausendes Hoch über den Platz und mischte sich mit dem Krachen der Freudenböller. Hauptmann E. Schütz proklamierte unter Jubel den neuen König der Lantershofener Junggesellen-Schützen, Joseph I., und schmückte ihn mit Kette und Zepter. Ein freudiger Festzug führte die neue Majestät zum Winzerverein, wo die Düsseldorfer Gäste Abschied nahmen und ihren Dank für die schönen verlebten Stunden durch Ueberreichung eine geschmackvollen Gedenkblattes ausdrückten. Der Tag klang aus in einem gemütlichen Abend bei Sr. Majestät, auf dem Hauptmann Schütz in längerer Ansprache den Werdegang der Gesellschaft bis zur Krönung der Entwicklung, dem verflossenen und denkwürdigen Heimatfeste als Jubelfeier für Dorf und Verein, schilderte und weiterhin Zusammenarbeit und Einigkeit forderte.
Wieder trennt man sich spät nach schönen und harmonischen Stunden. Und nun ist es nur noch ganz kurze Zeit bis zur großen dreitägigen Lantershofener Kirmes, die am nächsten Samstag beginnt und bis Mittwoch morgen in groß angelegtem Rahmen Dorf und Gäste in echt rheinischer Fröhlichkeit vereinigen wird.
[*] Hinweis zu Führergruß und nationalsozialistischer Ehrerweisung: Der Artikel der Ahrweiler Zeitung wird lediglich zu historisch-dokumentarischen Zwecken ungekürzt wiedergegeben und ist in den zeitlichen Kontext (September 1935) einzuordnen.