Zum Inhalt springen

Skurrile Rollenspiele über Ab- und Zuwanderer

Von Thomas Weber |

Das Duo Ozan & Tunc präsentierte in Lantershofen eine wahre Sketchparade

Als der Name des Programms entstand, konnte niemand ahnen, dass dieser einmal zu einer derartigen politischen Thematik passen würde, wie die berühmte Faust aus Auge: „Ab- und Zuwanderer.“ Mit dem Gastspiel unter diesem Titel sorgten der in Hamburg geborene Tunç Denizer und der aus Izmir stammende Ozan Akhan am Samstagabend vor gut 200 Zuschauern im Lantershofener Winzerverein für eine Menge politisch unkorrekter Lacher. Natürlich waren da auch die aktuelle Flüchtlingswelle und die Probleme der Integration Thema, aber mehr am Rande. „Es gibt halt immer noch viele Menschen, die in Deutschland zur Welt kommen, aber die Sprache nicht sprechen“, bemerkte Akhan, um klarzustellen, wer das sei: „Die Bayern.“ Ansonsten sorgten die beiden Schauspieler mit ihren Sketchen über die wahren Ab- und Zuwanderer des Lebens für Heiterkeit. Oftmals war es die Verwechslung, die den Humorfaktor herauf beschwor. Das wahrhaftige Interview mit dem NSA-Mitarbeiter Rüdiger zum Beispiel. Der entpuppte sich eher als Aktivist der NSE, also des Natur-Schutzes-Ennepetal. Es kamen die „Ab- und Zuwanderer der Straße“ mehrfach zu Wort, zwei Penner, die die wahren Probleme der Menschheit mit ihren ganz eigenen profanen Mitteln zu lösen wußten. „Burn out“ heißt ausgebrannt, also kein Geld für neues Bier in der Tasche. So einfach war das.

Da tauchte plötzlich der ein wenig verwahrloste Alt-Junggeselle Lothar auf, der auf Frauensuche seinen Rap vortragen durfte. Immerhin sucht er derzeit bei „Nietenpartner.de“, der Sketch war eine Paraderolle für Tunç Denizer. Da mußte Bodybuilder und Eskalationstrainer Akhan dem schwulen Andi, der wahrlich alle Klischees seiner Neigung erfüllte, Nachhilfe in Sachen Selbstbehauptung geben. Nicht fehlen durften im aktuellen Programm von Ozan & Tunç die afghanischen „Loosa Brothers“ mit ihrer skurillen Hit-Performance auf der Suche nach einem Engagement in den Theatern der Welt. Vor allen Dingen Tunç Denizer zeigte sich auf der Kulturlant-Bühne immer wieder als begnadeter Schauspieler, schlüpfte von einer Klasserolle in die nächste und begeisterte das Publikum, egal ob als Buchkritiker für Zungenbrecher oder als Stimmendarsteller im Büro des „Privatdetektivs Süßbacke“, wo der aggressive Kater selbst das Publikum zusammenzucken ließ.

Das Duo sprang zwischen Comedy und Kabarett hin und her, wollte sich nicht festlegen. Als der neuerdings geringfügig beschäftigte Arbeiter „Ali Öztürk“ sich beispielsweise per Brief bei seinem grausamen Chef für die gekürzten Arbeitszeiten bei noch weniger Lohn bedankte, blieb so manchem das Lachen im Halse stecken. Und auch über das Angebot im Comedy-Restaurant, wo im Menü unter anderem Empörungssuppe und Hetztiraden im bürgerlichen Teig angeboten wurden, zwang unweigerlich zum Nachdenken. Es waren tatsächlich komische Begegnungen und wahnsinnige Geschichten, die Ozan & Tunç bildlich erzählten.

Mit dem Gastspiel „Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben“ beendet Torsten Sträter am Mittwoch, 11. Mai, die Kulturlant-Saison 2015/16. Ticket für Sträter sind nicht mehr erhältlich, die Vorstellung ist ausverkauft. Bis Ende September wird Kulturlant dann Sommerpause machen.