Zum Inhalt springen

Es ist geschafft: Der Werdegang der neuen Lantershofener Orgel

Von Horst-Peter Kujath |

Einweihungsrede des Orgelbau-Projektkoordinators Hans-Peter Kujath

„Liebe Messbesucher, Gäste und Freunde der Pfeifenorgelmusik, wir haben es geschafft. Unsere neue gebrauchte Orgel der Firma Simon, die von der Orgelbaufirma Merten aus Remagen überholt wurde, ist fertig und kann gespielt werden. Alles begann im Frühjahr 2015 mit dem Besuch des damaligen Orgelsachverständigen, Domorganist Josef Still, aus Trier. Er hat unsere alte Orgel begutachtet. Sein Urteil: Die Orgel ist mechanisch verbraucht, klanglich ein Kind ihrer Zeit und sehr spitz und scharf klingend. Sein Rat: Sehen sie sich im Internet nach einem neuen Instrument um.

Für uns kam die Einschätzung nicht ganz unerwartet, aber es traf uns schon hart, denn unsere finanziellen Möglichkeiten warten zu diesem Zeitpunkt arg beschränkt. Daraufhin beauftragten wir sechs Orgelbaufirmen, für die Instandsetzung der Mayer-Orgel mit 14 Registern aus dem Jahre 1971 ein Angebot abzugeben. Das Ergebnis der Analyse durch die Firmen war sehr ernüchternd: Eine der Firmen hat sich nicht gemeldet und kein Angebot abgegeben, eine zweite wollte kein Angebot abgeben, da sie nicht sicherstellen konnte, die Orgel in einen für sich und die Gemeinde akzeptablen Zustand zu bringen. Die anderen vier Angebote variierten zwischen 55.000 € und 120.000 €.

Durch die Restauration wäre klanglich keine Änderung erzielt worden, sondern nur eine Sicherstellung der Funktion erreicht. Die Zahlen haben uns letztendlich überzeugt. Wir haben uns innerhalb der Gemeinde, dem Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat geeinigt, dem Rat von Herrn Still zu folgen und uns im Internet nach einem gebrauchten Instrument umzusehen. Zweimal hatten wir bei der Bewerbung um ein Instrument das Nachsehen gehabt. Im Mai 2016 war es dann soweit. Wir haben die Selmer Gemeinde St. Josef besucht und eine Woche später bereits unsere Kaufabsicht kundgetan. Die dort vorgefundene Pfeifenorgel ist bestens geeignet um bei den Gemeindemessen den Gesang zu führen, Chor und Schola zu begleiten, bei der Gesangsausbildung der Studenten mitzuwirken, Gottesdienste und Andachten des Studienhauses musikalisch mitzugestalten, bei Pontifikalämtern mit Bischöfen und Kardinälen eine adäquate musikalische Begleitung zu sichern. Nochmals ein Dank an die Selmer Gemeinde, die uns Zeit gab, die finanziellen Dinge im Anschluss an die Kaufzusage regeln zu können. Wir haben die Orgel erworben mit der Einschränkung, wenn wir das Projekt finanziell nicht stemmen können, vom Kauf zurücktreten zu können. Die Genehmigung der bischöflichen Behörde musste ja auch noch eingeholt werden. Wie sie sehen, haben wir die 70% der Gesamtprojektsumme zusammen und durften starten.

An dieser Stelle ein besonderer Dank an die August-Dörner-Stiftung, die spontan 50.000 € zur Verfügung stellte, da die Kirche auch vom Studienhaus rege genutzt wird. Ebenfalls allen anderen Spendern und Orgelpfeifenpaten recht herzlichen Dank für die großzügige finanzielle Unterstützung. Ohne Sie hätten wir solch ein Instrument, wie die jetzige Orgel, Baujahr 1982, mit 21 klingenden Registern und 256 Möglichkeiten der Klangspeicherung, nicht erstellen können. Da ich nun beim “Dank sagen“ angekommen bin, möchte ich der Orgelbaufirma Merten, d.h. Herrn Merten, seiner Mitarbeiterin und seinen sieben Mitarbeitern recht herzlich für die exzellente Arbeit in den vergangenen vier Monaten beim Abbau  (27. – 30. September), der kompletten Überholung und Einbau von Ergänzung/Änderungen      (1. – 20. Oktober) sowie beim Wiederaufbau (ab dem 20. Oktober) und der Intonation der Orgel recht herzlich danken. Alle Termine wurden fristgerecht eingehalten. Eine von uns organisierte Exkursion zur Orgelbaufirma Merten wurde von 36 Gemeindemitgliedern genutzt, um sich an Ort und Stelle über den Orgelbau im Allgemeinen und unsere Orgel (sie stand dort in ihre Einzelteile zerlegt) zu informieren. Das war für alle Teilnehmer ein einmaliges Erlebnis.

Die Orgel ist ebenfalls finanztechnisch zu 99,2 % in dem von beauftragen Rahmen von 136.000 € geblieben, von denen fast 103.000 € durch Spenden bereits abgedeckt sind. Eine unglaubliche Kraftanstrengung aller, die uns geholfen haben. Danke. Hier sind jetzt auch im gleichen Atemzug die freiwilligen Helferinnen und Helfer zu nennen, die bei Abbau der alten Mayer Orgel geholfen haben. Sie wird demnächst in Slowenien in einer Kirche erklingen. Weiterhin alle Helfer, die beim Streichen der Kirchenrückwand, Aufbau des Gerüstes zum Streichen und dessen kostenlose Gestellung, Abbau der Kirchenbänke, Lagerung der Kirchenbänke, Erstellung der Elektroinstallation in der Orgel (war nicht Bestandteil des Orgelauftrages), Putzen der Kirche usw. geholfen haben.
Von dieser Stelle aus: Danke.

Das alles wurde vom Kernteam Orgel gesteuert: Pfarrer Burg und Subregens Peters für die kirchlichen Belange, den Organisten Heinrich Fuchs und Markus Prange für die musikalischen Elemente, Walter Moitz vom Verwaltungsrat für die Finanzen und Orgelpfeifenpatenschaften und mir als Projektkoordinator, dem „Jungen für Alles“. Das Arbeiten in diesem Team hat einfach Freude gemacht. Wir haben diskutiert, Dinge in Frage gestellt, abgewogen und was besonders wichtig ist: Entscheidungen wurden zügig und fast immer einstimmig getroffen.  Recht herzlichem Dank für die exzellente Zusammenarbeit

Was haben wir an der Selmer-Orgel geändert? Wie sie alle aus eigener Erfahrung wissen, ist ein gebrauchtes Instrument nicht zu 100% das Wunschinstrument. Bei uns traf es aber zum Glück zu 90% zu. Aus Verkehrssicherungsgründen mussten wir die Orgel höher setzen (links und rechts die Türme). Wir haben uns für 50 cm entschieden, um damit zugleich die Klangentfaltungsmöglichkeit der Töne im Raum verbessert. Der alte Orgel-Standort sollte auch wieder der Neue sein (Baukommission d. Bistums). Die Orgel steht mit einem Abstand von 5 cm vor der Wand. Dieses ermöglicht eine gute Luftzirkulation, um Schimmelbildung und Pilzbefall vorzubeugen. Das Podest (Tunnel zwischen dem Spieltisch und der Orgel) musste kompl. verkleidet werden, da die Orgel ebenerdig steht. Wir haben uns dann entschieden, es symmetrisch links und rechts zulaufen zu lassen und es an beiden Seiten mit einem Auftritt versehen, um es als Standort für Chor und Schola nutzen zu können. Das Ganze wurde final mit einem Teppich verkleidet. Darunter laufen alle mechanischen- und elektrischen Verbindungen vom Spieltisch zur Orgel her.

Der alte Liedanzeiger war überholungsbedürftig, da dieses innerhalb der 40-jährigen Nutzung noch nie geschehen ist. Problem war: Es gibt keine Ersatzteile mehr, und wir hätten für die Bedienung im Spieltisch zusätzlich umfangreiche mechanische Anpassungen durchführen müssen. Wie andere Gemeinden auch, haben wir uns für den Kauf eines neuen Projektors mit Funkfernsteuerung entschieden. Der Spieltisch erhielt eine LED-Beleuchtung. Um den Organisten-Gesang überall in der Kirche hören und auch verstehen zu können, haben wir ein neues Mikrofon installiert. Jetzt soll es mit der Verständlichkeit wohl klappen, wie wir bereits bei den Tests festgestellt haben. 

Die Abstimmung bzgl. der Register erfolgte mit dem Orgelsachverständigen Herrn Evers aus Bad Kreuznach mit nachfolgenden Ergebnissen: Die Rohrschalmey 8‘ wurde durch eine gebrauchte Oboe 8‘ ersetzt. Diese ist beim Spiel vielfältiger einsetzbar und hat einen wesentlich angenehmeren Klang. Hr. Merten hatte noch eine aus einer engl. Orgel zur Disposition und wir haben getauscht. Das Register Sesquialtera 2-fach haben wir getrennt. Es erklingen gleichzeitig 2 Pfeifen (2 2/3‘ und 1 3/5‘) in unterschiedlichen Tonhöhen. Durch diesen Kunstgriff haben wir zwei unabhängig voneinander erklingende Register gewonnen. Es war mechanisch kein allzu großer Aufwand, der Effekt bei den gewonnenen Klangvariationsmöglichkeiten hingegen ist immens.

Uns wurde empfohlen, zur Klangabrundung ein streichendes 8‘ Register in das Schwellwerk aufzunehmen. Wir haben darauf hin, da es sich hier um ein neu zu fertigendes Register handelt, zuerst unsere Finanzen überprüft und erst ganz zum Schluss das Register Salizional 8‘ beauftragt. Sie werden begeistert sein, wenn sie es solo oder in Kombination mit anderen Registern hören. Die Prospektpfeifen wurden poliert. Nach über 30 Jahren Dienst im nördlichen Ruhrgebiet waren sie angelaufen und fleckig. Das ist bei Blei-/Zinnlegierungen aber ganz normal. Wie sie sehen, erstrahlen sie nun wieder im ursprünglichen Glanz. Sie werden es nicht glauben, aber die Pfeifen durften beim Transport und Einbau nur mit Stoffhandschuhen angefasst werden, um keine Fettflecken zu hinterlassen. Die Exkursionsteilnehmer haben das vor Ort erfahren. Ein lauter Ruf von Hr. Merten und die Fingen gelangten erst gar nicht an die Pfeifen, denn die laden förmlich zum Berühren ein.

Ich komme nun zum Schluss und es ist mir ganz wichtig zu ergänzen, dass die Orgel als Instrument ganz im Sinne des zweiten vatikanischen Konzils ein wichtiges Element der Eucharistie-Feier ist. Hier bei uns ist der Organist nun wieder Teil der Gemeinde. Er sitzt direkt zwischen uns und kann die Orgel sowie den Gemeindegesang unmittelbar hören. Und nun noch der Schlusssatz des Orgelabnahmeprotokolls von Orgelsachverständigen Herrn Evens vom Montag dieser Woche: „Ich beglückwünsche Sie zur Anschaffung dieses für den schönen Kirchenraum und seine angenehme Akustik adäquaten Instruments und wünsche Ihnen viel Freude an den zur höheren Ehre Gottes erklingenden Orgeltönen.“

Das erste Konzert auf unserer Orgel findet am Sonntag, dem 22. Januar 2017 statt. Domorganist Josef Still wird um 17:30 Uhr die Orgel spielen. Wir freuen uns natürlich sehr, solch eine Kapazität bei uns zu haben. Weiter Konzerte sind bereits in Vorbereitung  (Hr. Holzberger und Hr. Evens) . Zur Osterzeit zwei Meditationen mit Orgelbegleitung (Sub-Regens Peters für Texte und M. Prange sowie H. Fuchs treten solistisch dabei auf).

Zum Schluss möchte ich Sie im Auftrag der Kirchengemeinde und des Studienhauses herzlich zu einem Umtrunk in das Studienhaus St. Lambert einladen, um gemeinsam mit uns diesen Vormittag ausklingen zu lassen.“