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Stimmgewaltig und voller Lebensfreude

Von Thomas Weber |

New York Gospel Stars gaben zwei überwältigende Weihnachtskonzerte

Nein, das passte Craig Wiggins dann doch nicht so ganz: als die junge Latoya Duggan „Oh when the saints“ vortrug, war es dem schwergewichtigen und omnipräsenten Dirigenten der New York Gospel Stars scheinbar zu soft für diesen Song. Da musste eine Stimme, wie die von Tina Turner her. Flugs tauschte er die enttäuscht blickende Duggan gegen Matia Celeste Washington aus. Die stimmgewaltige Frau aus Brooklyn schmetterte den knapp 500 Gästen, die pro Abend in der Lantershofener Lambertuskirche zu Gast waren, den Kult-Gospelsong förmlich um die Ohren, dass es nur so krachte. Natürlich war alles inszeniert und gehörte zum Programm des siebenköpfigen Chors, der in Lantershofen eine sensationelle Show präsentierte. „So was hat es hier auch noch nicht gegeben, dass muss erst mal einer nachmachen“, freute sich ein Besucher aus dem Ort schon zur Pause des Konzerts, unwissend, dass es im zweiten Abschnitt noch einmal eine deutliche Steigerung geben sollte. Die Konzerte der New York Gospel Stars, die wegen des enormen Andrangs auf das Konzert am Dienstag in Lantershofen am Montag eine Zusatzvorstellung gaben, waren Höhepunkt und Jahresabschluss der kulturellen Veranstaltungen des Grafschafter Vereins Kulturlant. „Das hat uns allerdings auch ans Limit gebracht“, so Vorstandssprecher Hermann Efferz, der gemeinsam mit Sprecher Udo Rehm dem Team der kürzlich erst eingeweihten neuen Lantershofener Orgel eine Spende in Höhe von 1.000 Euro überreichte.

Kulturlant hatte noch weiter investiert und die eher überschaubare technische Tournee-Ausstattung der Gospel Stars mit Zusatzbeschallung und einer bunten Illumation der Lambertuskirche aufgepeppt, um den Zuschauern akustisch und optisch ein echtes Weihnachtshighlight präsentieren zu können. In dessen Mittelpunkt standen natürlich die Gospel Stars, allesamt gesanglich hochdekoriert haben sie schon zahlreiche internationale Stars begleitet. Nach Deutschland kommt das Ensemble bereits den neunten Winter in Folge, rund 70 Konzerte stehen auf dem Tourneekalender. Begleitet wird der Chor von Schlagzeuger Jermaine Allen und Keyboarder Eugene Reid. Letzterer stimmte das Auditorium zum Showstart ein. „Are you ready for the New York Gospel Stars?“ Und das Publikum gab stimmgewaltig Antwort.

Was folgte, war ein Gospel-Klassiker nach dem anderen. Mal besinnlich, mal laut und zum Klatschen und Tanzen anregend. Ganz so, wie man sich die christliche afroamerikanische Stilrichtung, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Negro Spiritual sowie Elementen des Blues und Jazz entwickelt hat, vorstellt. Wiggins selbst ließ bei „My Soul Has Been Anchored“ erstmals seine bebende Stimmgewalt aufblitzen. Dem Publikum machte er schnell deutlich, dass alle an diesem Abend eine „Good time“ haben wollen, Gospelmusik sei schließlich „Happy music.“ Egal, ob „Walk in Jerusalem“, „Love Lift us up“ oder „Kumbaya My Lord“, jedes Lied war ein Erlebnis, zumal die verschiedenen Sängerinnen und Sänger immer wieder in großen Soli ihre Bandbreite präsentieren können.

 „Oh Lord, We Praise You“ und „Joshua Fit The Battle” gab es zum Auftakt der zweiten Konzerthälfte zu hören, Matia Celeste Washington erinnerte gesanglich an Mahalia Jackson, dann schwenkten die Gospel Stars auf weihnachtliche Musik um, die die Besucher so richtig auf das kommende Fest einzustimmen vermochte. Absoluter Höhepunkt war dabei sicherlich das von Tyrone Flowers vorgetragene Stück „The Christmas Song.“ Dabei bewies dieser eindrucksvoll, dass er nicht umsonst als „Pavarotti of Gospel“ bezeichnet wird. Und auch Latoya Duggan sorgte mit „Oh Holy Night“ für ein Gänsehaut-Gefühl im Publikum. „Silent Night“ als absoluter Lieblings-Weihnachtssong von Craig Wiggins durfte ebenfalls nicht fehlen, ehe zum Ende des Konzerts noch einmal buchstäblich die Post abging. Beim Klassiker „Jingle Bells“ holten die Stars die Kinder aus dem Konzertraum auf die Bühne, um dann schließlich mit „Joy To The World“ und als Zugabe dem Gospel-Hit „Oh Happy Day“ ein beeindruckendes Konzert zu beenden. Nicht ohne den vielen Gästen musikalisch „Merry Christmas“ zu wünschen.