Timo Aytac Güzelmansur sprach im Burgforum Lantershofen über den Dialog zwischen Christen und Muslimen
In unregelmäßigen Abständen öffnet das Studienhaus St. Lambert in Lantershofen seine Pforten, um die Bevölkerung am studentischen Leben der Seminaristen teilhaben zu lassen. Dieses „Burgforum“ lockte am Mittwoch neben den derzeit rund 40 Studierenden mindestens genau so viele weitere Gäste an. Auf der Tagesordnung stand ein ebenso aktuelles, wie brisantes Thema: „Der christlich-islamische Dialog und sein Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in Deutschland.“ Als Referent konnte der Geschäftsführer der von der Deutschen Bischofskonferenz eingerichteten Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle „Cibedo“, Dr. Timo Aytac Güzelmansur, gewonnen werden. Er ist in Anatolien muslimisch aufgewachsen und zum Christentum konvertiert.
Güzelmansur versteht sich als Brückenbauer sowohl zwischen den Kulturen und den Religionen. In Lantershofen gab er seinen Zuhörern zunächst ein Art Grundkurs zum Thema „Islam“, von dessen Entstehung im siebten Jahrhundert über die Nachfolger des Propheten Muhammad bis hin zur Aufspaltung in verschiedene religiöse Gruppierungen unter dem Kalifen Moawija.
Die erste große Welle Islamisten erreichte Deutschland ab 1960 mit den Gastarbeitern. Erst, als diese während der Energiekrise Anfang der 1970er Jahre ihre Familien nachholten, wurde die Religion hierzulande nach außen sichtbar, unter anderem entstanden erste Moscheegemeinden. Rund 4,3 Millionen Muslime aus 40 Nationen lebten 2015 in Deutschland, die aktuelle Flüchtlingswelle dürfte die Zahl noch einmal in die Höhe getrieben haben. Zahlreiche islamistische Verbände wollen diese Menschen nach außen vertreten. „Es sind aber nur rund 20 Prozent, die dort organisiert sind, der Rest ist eine schweigende Mehrheit“, so Güzelmansur.
Und wie sieht der Dialog der Religionen aus? Güzelmansur berichtete von einer versöhnlichen Tonart von Seiten der katholischen Kirche, eingeschlagen von Papst Paul VI. mit dem zweiten vatikanischen Konzil. Kein Wunder, sprechen Islamisten und Christen doch von ein und demselben Gott. Der Frieden untereinander und das gegenseitige Verstehen stehen im Vordergrund. „Die Frömmigkeit des anderen betrachten, um die religiösen Traditionen zu verstehen“, drückte es Papst Johannes Paul II. aus. „Interreligiöser Dialog ist also nicht Mission“, so Günzelmasur, der die Forderung des aktuellen Papstes Franziskus, eine Haltung der Offenheit müsse den interreligiösen Dialog kennzeichnen, unterstrich.
Vor allen unter den auswärtigen Gästen des Burgforums wurde in der kurzen Diskussionsrunde nach dem Vortrag der Vorbehalt gegenüber dem Islam immer wieder deutlich. „Muss ich Angst haben, dass wir vom Islam überrollt werden“, wollte eine Besucherin wissen. Fragen nach dem Frauenbild in der islamischen Welt und nach der Toleranz gegenüber dem Christentum in islamischen Ländern wurden gestellt. Es ging um die mögliche Scheu vor der Integration, um vermutete extremistische Lehren in den Koranschulen oder der Frage nach der Sicht der Wertigkeit von Grundgesetz oder Scharia in den Augen der Muslime. Timo Aytac Güzelmansur war bemüht, alle Fragen ausreichend zu beantworten, ohne die Situation zu schön zu reden. Er sprach vom patriarchalischen Gesellschaftsbild in den Familien, das sich bildungsabhängig entwickele, von mangelnder Toleranz trotz verkündeter Religionsfreiheit in vereinzelten Staaten und bat um Respekt vor den oftmals anderen Gewohnheiten anderer Kulturkreise.
„Es ist erst der Anfang eines Anfangs“, fasste Dr. Christian Hartl, der Spiritual am Studienhaus St. Lambert, die Erkenntnisse aus dem Burgforum am Ende zusammen. Hartl versprach, das Thema werde seitens des Studienhauses auch an zukünftigen Forenabenden präsent sein.