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Burgforum betrachtete aktuelles Liedgut aus dem Gotteslob

Von Thomas Weber |

Kirchenmusik sorgt für Emotionen

Mit dem zweiten vatikanischen Konzil begannen große Veränderungen in der christlichen Kirche. Auch in der Kirchenmusik, wenn auch dort die Veränderungen zunächst nur marginal und erst ab den 1970er Jahren stärker zu spüren gewesen sind. Wichtigste Änderungen waren dabei die tätige Teilnahme der Messbesucher am musikalischen Vortrag sowie die Nutzung der Volkssprache anstelle lateinischer Texte. Sowohl die Musik, als auch die Liedtexte bewegen zumindest seither die Gelehrten der Kirche umso mehr. Unter dem Titel „Singen wir, was wir glauben? Glauben wir, was wir singen“ beschäftigten sich mit Thomas Fößel und Matthias Kreuels am vergangenen Freitag zwei Dozenten des Studienhauses St. Lambert beim Lantershofener Burgforum mit der Thematik. Der Vortrag, der später zur Diskussionsrunde wurde, war öffentlich und wurde von zahlreichen „Laien“, wie auch von den Priesteramtskandidaten des Studienhauses besucht.

Wie unterschiedlich Meinungen zu den Aussagen der Kirchenmusik sein können, erläuterten Fößel und Kreuels zunächst am Beispiel des Liedes „Wäre Gesanges voll unser Mund“ aus dem Trierer Eigenteil des Gotteslobes. Das Lied hat sich schnell zu einem gern gesungenen Werke bei vielerlei Anlässen entwickelt, aber gerade die Quintessenz aller im Text beschriebenen Bemühungen, die in den Worten „so reichte es nicht, es reichte doch nicht, dich, unsern Gott recht zu loben“ sorgt immer wieder für Anstoss. So vermittelte es auch Thomas Fößel seinen Kommilitonen. Hier werde die wesenhafte Unbegreiflichkeit Gottes besungen und die Würde der Schöpfung vermindert, so Fößel. Dass die Zeilen aber aus einem ganz anderen Kontext stammen, nämlich aus dem hebräischen Gebetshymnus „Nischmat kolchaj“, diese in der jüdischen Liturgie gebräuchlich sind und sich schließlich in einem Gedicht als Denkmal für das jüdische Ghetto in Frankfurt wiederfinden, entgegnete mit Matthias Kreuels ein Befürworter des Liedes. Auch in seiner Heimatgemeinde in Bad Neuenahr eckte Fößel mit seiner Kritik an, wie er offen zugab. Es komme einzig auf die Haltung an, wo und wie singe ich dieses Lied, war schließlich der Kontext aus dem Forum heraus. 

Dass Liedtexte immer wieder neue Melodien erhalten, zeigte Matthias Kreuels am Beispiel des „Freunde, dass der Mandelzweig.“ Ihm war die von Kirchenmusiker Fritz Baltruweit 1981 komponierte Melodie nicht ästhetisch genug, bisweilen klinge das Lied nach Marschmusik, entgegnete Kreuels. Er bevorzugt die hörbar jüdischere Melodie, die Annette Sommer dem Lieb 1988 gab. Und auch das „Geheimnis des Glaubens“ hat eine neue Melodie erhalten, aber auch einen veränderten Text. Sowohl die Möglichkeit des Kanons, als auch die neue Übersetzung des „Mysterium fidei“ bergen viel Diskussionsstoff. „Ist dieser Text des Liedes an zentraler Stelle im Hochgebet angemessen“ fragte Thomas Fößel zu der neuen Version der seinerzeit von Papst Pius IV. in die Liturgie übernommen Akklamation. Auch hier gingen die Meinungen weit auseinander. „Die neue Melodie reist mich mit“ war aus dem Forum zu hören, aber auch, die neue Version sei theologisch völlig angemessen und der ursprünglich lateinische Text in der Sache genauer dargelegt.