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Jazz ohne Stress ist Pflichttermin vieler Fans

Von Thomas Weber |

Jonas Röser und Freunde sorgten zum 13. Mal für einen musikalischen Jahresauftakt

BENGEN. Das Jahr fängt gut an, zumindest für Freunde der Jazzmusik. Das war am Samstagabend trotzt teils spiegelglatter Straßen in der Bengener Mehrzweckhalle immer wieder zu hören. Dorthin hatte der Grafschafter Verein Kulturlant zur mittlerweile 13. Auflage des Konzerts „Jazz ohne Stress“ eingeladen. Die Reihe, die einst im Gewölbekeller unter dem Lantershofener Winzerverein startete, hat mittlerweile so viele Fans, dass man längst in größere Räume ausgewichen ist. Dass beim jüngsten Konzert einige wenige Plätze leer blieben, war ausschließlich witterungsbedingt zu erklären. Einer der vielen „Wiederholungstäter“ im Publikum stellte schon nach der Hälfte des Programms fest: „Die werden von Jahr zu Jahr besser.“

Gemeint war das Trio Tricycle mit dem Saxofonisten und Gründer der Jazzreihe, Jonas Röser, Schlagzeuger Dominic Brosowski und Bassist Caspar van Meel. Die drei bestreiten seit vielen Jahren den ersten Part von „Jazz ohne Stress“ und betreten dabei gerne eigenwillige Pfade des Jazz. „Geleitet wurden wir auch in diesem Jahr von der Musik des Komponisten Thelonious Sphere Monk (1917-1982)“ machte Röser klar. Er hat die musikalischen Wege der drei entscheidend geprägt. Immer häufiger aber finden sich auch Kompositionen der drei Musiker auf der Bühne im Programm wieder. So ließ sich Röser auch von Jack Kerouac (1922-1969) inspirieren, der in den 1950er Jahren Prosa-Texte vortrug, die musikalisch begleitet wurden. Röser fertigte eine solche Textarbeit. „Die Inhalte sind weit auslegbar, werden ebenso als gesellschaftskritisch, wie auch als Politsatire wahrgenommen“, so Röser, der auch im Bengener Publikum für Diskussionsstoff sorgte. 

Lockerer, weil musikalisch auch ein wenig populärer, ging es nach der Pause zu. Jetzt war aus dem Trio ein Quintett geworden. Neben Pianist Łukasz Flakus aus Polen wurde die Band um Mara Minjoli bereichert. Die aus Kamerun stammende Sängerin gilt als eine der favorisierten Newcomer in der jungen Jazz-, Pop- und Soulszene. Zudem wechselte Caspar van Meel vom Kontrabass zum E-Bass. Mit „I Feel the Earth Move“ von Carole King gab es gleich zum Start einen recht populären Titel zu hören. In „The Dry Cleaner from Des Moines“ von Joni Mitchell erzählte Mara Minjoli vom Spielglück eines kleinen Mannes. Gefühlvoll trug Minjoli die Jazzballade „I can’t get started“ aus der Feder von Vernon Duke vor. Dazu gab es wieder Kompositionen der Bandmitglieder, teils mit ausgedehnten und gefeierten Soli der Instrumentalisten auf der Bühne. Und schließlich wurde sogar deutsch gesungen. Minjoli hatte den Titel „Mal heiß, mal kalt“ geschrieben und regte das Publikum an, mitzusingen. Mit dem Aufruf „Change the World“ von Eric Clapton beendete das Quintett nach mehr als zwei Stunden sein stressfreies Jazz-Programm, ließ sich aber noch zu einer Zugabe überzeugen. „Bis zum kommenden Jahr“ lautete die Verabschiedung der Musiker durch das begeisterte Publikum. Zum Jahresauftakt 2018 wird Jazz ohne Stress dann wieder in Lantershofen stattfinden. Nächstes musikalisches Angebot von Kulturlant ist ein Konzert der Klaus „Major“ Heuser Band am 11. März in Gelsdorf.