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Lambertus Kirmes in Lantershofen - hohes Kulturgut

Von Dirk Unschuld |

Erster Festkommers im renovierten Winzerverein

Festwochen in Lantershofen. Nach dem Schützenfest folgten jetzt die umfangreichen Kirmesfeierlichkeiten des Ortes, die dort noch auf althergebrachte Weise zu Ehren des heiligen Lambertus zelebriert werden. Schon vor dem offiziellen Kirmesauftakt spielte das Tambourcorps der Junggesellen-Schützen dem neuen Schützenkönig Benedikt Fabritius ein Ständchen, anschließend gab es ein geselliges Beisammensein im frisch renovierten Winzerverein. Der Kirmessonntag begann mit dem Festhochamt in der St. Lambertus Kirche, bevor die Schausteller in der Winzerstraße und rund um den Winzerverein ihre Geschäfte öffneten. Nach der nachmittäglichen Festandacht hielt der Sonntag mit der Parade samt Platzkonzert das erste Kirmeshighlight bereit. Seit jeher finden diese Paraden im Dorfzentrum vor der ehemaligen Gaststätte „Zur Post“ statt. Ein buntes Stelldichein aus Junggesellen-Schützen, aktuellem König und ehemaligen Königen sowie Mitgliedern der Bürgervereinigung versammelt sich dort und gibt, gewandet in Uniform oder schwarzem Anzug samt Zylinder, ein wohl einmaliges Bild ab. Zu den Marschklängen des „Colonia Blasorchesters“ paradieren die Junggesellen-Schützen und deren Tambourcorps, perfekt kommandiert von Hauptmann Johannes Schütz, im Stechschritt vor der regierenden Majestät und den jeweiligen Jubilar-Königen. Ein Spektakel, das sich kaum ein Lantershofener entgehen lässt – dicht gedrängt umsäumen die Zuschauer die Bürgersteige. Auch das Fahnenschwenken zu Ehren der Majestäten ist fester Bestandteil der Parade. Hierbei bewies Schwenkfähnrich Markus Fabritius regelrecht artistische Fähigkeiten beim Hochwerfen und kunstvollen Wirbeln der Fahne – tosender Applaus des Publikums inklusive. Beim abendlichen Kirmesball konnte dann nach Herzenslust getanzt und gefeiert werden.

Eine weitere Steigerung der Kirmesfestivitäten brachte der Kirmesmontag. Schon in aller Frühe wurden die Dorfbewohner vom Tambourcorps geweckt um danach dem Festgottesdienst beizuwohnen. Es folgte der große Festkommers zu Ehren der Majestät im Saal des Winzervereins, der in seiner Art sicherlich einmalig ist, ist er doch Junggesellen, Brötchesmädchen und Mitgliedern der Bürgervereinigung sowie Ehrengästen vorbehalten. Hauptmann Johannes Schütz begrüßte die Gäste und sprach in seiner Festkommers-Rede unter anderem vom Einklang von Kirmes, Kirche und Schützen-Gesellschaft samt fester Verbindung mit dem Heiligen Lambertus der, im christlichen Glauben verankert, das Fortbestehen des Brauchtums sichert. Auch die erste urkundliche Erwähnung der Lantershofener Schützen im Jahre 1492 ließ Johannes Schütz nicht unerwähnt. Damals hatte man als Schutz die Fronleichnamsprozession in Ahrweiler begleitet. „Das können sie dort heute aber selbst“, betonte Schütz augenzwinkernd. Der Regens des Studienhauses St. Lambert, Dr. Volker Malburg, kündigte für den 17. Dezember einen Jubiläumsgottesdienst zum 50-jährigen Bestehen der St. Lambertus Kirche an. Das schönste Geschenk hätten sich die Lantershofener mit der Anschaffung der neuen Orgel selbst gemacht, so Malburg. Allerdings sei es mit der Kirche wie mit der Kirmes: Beides würde erst durch die engagierten Menschen lebendig. Bürgermeister Achim Juchem dankte allen, die an der Neugestaltung und Renovierung des Dorfgemeinschaftshauses Winzerverein mitgewirkt haben. „Der Geist und die Seele dieses Saales sind auf jeden Fall erhalten geblieben“, freute sich Juchem, der Schützenkönig Benedikt Fabritius eine Bierspezialität aus der französischen Partnergemeinde der Grafschaft, Fauville en Caux, überreichte. Bauamtsleiter Friedhelm Moog war glücklich über die Tatsache, dass es gelungen sei, den Winzerverein nach nur 35-wöchiger Renovierungs- und Umbauphase in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Daran hätten auch die Lantershofener Bürger einen großen Anteil, die manche Arbeitsstunde ehrenamtlich erbrachten, unterstrich Moog.

Der Kreisbeigeordnete Horst Gies, der in Vertretung von Landrat Dr. Jürgen Pföhler nach Lantershofen gekommen war, zeigte sich vom „neuen“ Winzerverein ebenfalls begeistert. „Ich freue mich, wenn Landesgelder so sinnvoll eingesetzt werden“, betonte Gies und ging auch auf die ganz besondere Traditionspflege der Lantershofener Schützen ein: „Traditionsbewahrung ist nichts altbackenes – im Gegenteil. Gerade in Zeiten von Facebook, Twitter und Co ist dies besonders wichtig“. Ortsvorsteher Leo Mattuscheck dankte auch den politischen Gremien, deren Entscheidungen die Renovierung des Winzervereins erst möglich machten. Als „optimales Zusammenspiel von Bauamtsleiter Friedhelm Moog, Bürgermeister Achim Juchem, den Baufirmen und den freiwilligen Helfern“ bezeichnete der Vorsitzende der Bürgervereinigung Lantershofen, Erich Althammer, die perfekte Renovation der guten Stube des Ortes und wies auf die von der Bürgervereinigung ebenfalls just renovierte Fahne der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft aus dem Jahre 1879 hin, die dank der Unterstützung des Glasers Stelzer in neuem Rahmen den Saal des Winzervereins ziert. Für die Ahrweiler Junggesellen-Schützen überbrachte Hauptmann Lukas Knieps nicht nur ein Weinpräsent,  sondern unterstrich auch das brüderliche Verhältnis der Ahrweiler und Lantershofener Schützen, die mit dem Erhalt der Traditionen die gleichen Ziele und Interessen verfolgen. Der Ahrweiler Bürgerschützenkönig Willi Busch blickte auf seine erste Rede in Lantershofen vor 13 Jahren zurück, damals noch als Hauptmann der St. Sebastianus-Bürgerschützen. „Die Lantershofener Kirmes ist ein hohes Kulturgut, das zum guten Miteinander der Bevölkerung beiträgt“, so Busch.

Natürlich wurden im Rahmen des Festkommers mit Karl-Josef Scholl (40 Jahre), Rolf Ahrendt (30 Jahre), Uli Doll (25 Jahre), Werner Braun (20 Jahre) und Roman Kappen (10 Jahre) auch die Königsjubilare geehrt. In Person von Horst Schierack konnte zum zweiten Mal in der Geschichte der Gesellschaft ein Eisenjubilar (65 Jahre) gewürdigt werden, der sich jedoch krankheitsbedingt entschuldigt hatte. Horst Schierack, der schon vor vielen Jahren aus Lantershofen wegzog, blieb seinem Heimatort dennoch immer eng verbunden und stiftete den Schützen jetzt ein Zepter mit der Inschrift „Heimat ist da, wo mein Herz ist.“ Nach neuerlicher Parade stand dann am Abend der große Königsball mit Live-Musik der Band „Roadrunner“ auf dem Programm. Ihren Ausklang hatten die umfangreichen Feierlichkeiten mit dem Dienstags-Trinkzug, bei dem sich die Bevölkerung bei den Junggesellen für die Ausrichtung der Kirmes bedankt.