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Bluessänger weckte Fernweh und Erinnerungen

Von Thomas Weber |

Richie Arndt nahm sein Publikum mit an den Mississippi

Viele der Besucher waren schon mal da, andere wollen vielleicht noch hin. Auf jeden Fall weckte der Bluessänger Richie Arndt am vergangenen Freitag in Lantershofen Fernweh und Erinnerungen zugleich. Arndt zeigte rund 100 Gästen seinen Reisebericht aus dem tiefen Süden der USA, wo es ihn vor vier Jahren hinzog. Das Besondere: es war nicht nur eine Multimedia-Show, sondern gleichzeitig ein Konzert. Denn der Ostwestfale trug zahlreiche Lieder über oder aus dem Gebiet um das Mississippi-Delta auch vor. Eingeladen zu diesem kurzweiligen Vortrag hatten die Chöre des MGV Lantershofen und als deren Vorsitzender Klaus Dücker abfragte, wer denn das Gebiet schon einmal besucht habe, gingen zahlreiche Hände nach oben.

Arndt startete seine Reise, bei der ihn ein Fotograf begleitete, in Memphis, der „Wiege von Blues, Soul, Rock und Pop“, wie der Sänger betonte. Hier begaben sich die beiden auf die Spuren von Tom Sawyer und Huckleberry Finn oder auf die von Chuck Berry, besuchten die legendären Sun-Studios und natürlich Graceland, die monumentale Farm von Elvis Presley. Arndt beleuchtete aber nicht nur die musikalische Geschichte der Region zwischen Memphis und New Orleans, er erzählte auch deren düstere Geschichten, besuchte ein Sklaverei-Museum und sprach über den in dieser Gegend extrem gelebten Rassismus.

In seinem Vortrag hangelte er sich entlang des Highway 61, auch als „Hauptstraße des Blues“ bezeichnet. Diese Straße begleiten Mythen und Legenden. So soll an einer Kreuzung im Städtchen Clarksdale vor über 70 Jahren der junge Musiker Robert Johnson seine Seele an den Teufel verkauft haben. Der zeigte ihm dafür, wie man den Blues spielen kann. Johnson wurde nur 27 Jahre alt, seine Musik aber prägte Generationen. Arndts Reise ging derweil weiter nach Süden, quer durch das Mississippi-Delta hin zum Mündungs-Delta und nach New Orleans. Unterwegs besuchte er zahlreiche Museen, übernachtete in den außergewöhnlichsten Herbergen, mal im Luxus, mal in ehemaligen Sklavenhütten, mal in einem extra für Schwarze entstandenen Hotel. Anlaufpunkte waren kleine und große Orte, die in den Songs der Südstaaten besungen wurden. Immer wieder wies der Sänger aber auch auf die hervorragende Küche der Region und auf die vielbesungene Freundlichkeit der Bewohner hin.

Musikalisch bekam das Publikum einen Rundumschlag der Mississippi-Delta-Region zu hören, Elvis‘ „Mystery Train“ oder den „Backwater Blues“, aber auch Gospel, wie „Swing low sweet chariot“ oder das Stück vom „Ol‘ man river“ fehlten nicht. Am Ende dann, sozusagen als Höhepunkt, Presleys „Love me tender“, bei dem das Publikum begeistert mitsang.