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Kontrastreiches Orgelkonzert von Gereon Krahforst

Von Thomas Weber |

Verspielter Singsang traf auf Bach’sche Fugen

Allmählich spricht es sich rund, dass mehrmals im Jahr in der St. Lambertus-Kirche in Lantershofen anspruchsvolle Orgelkonzerte auf der erst kürzlich installierten Simon-Orgel zu hören sind. Gut 100 Gäste sorgten jedenfalls am Sonntagabend für ein gut gefülltes Gotteshaus, in dem der Abteiorganist von Maria Laach, Gereon Krahforst, mit einem außergewöhnlichen Programm aufwartete. Der in Bonn geborene Krahforst, der in seinem Lebenslauf unter anderem auf Stationen als Paderborner Domorganist, als Organist der Stadtkirche im spanischen Marbella oder der Kathedrale in St. Louis / USA blicken kann, präsentierte eines seiner vielfältigen Konzerte, bei denen immer wieder seine abwechslungsreichen und unkonventionellen Registrierungen bewundert werden. Den Besuchern in Lantershofen bot Krahforst einen mehr als eineinhalb Stunden dauernden Querschnitt der Orgelmusik, bestehend aus Literaturstücken und Improvisationen. Die musikalische Reise führte das Publikum durch eine Zeitspanne über viele Jahre, vom 14. bis ins 20. Jahrhundert. Es ging musikalisch nach Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Flandern oder in die USA. Heitere Stücke wechselten sich immer wieder mit ernster Orgelmusik, meditativen Klängen bis hin zu Melancholischem ab. Krahforst, der seinen musikalischen Vortrag kurzweilig zu kommentieren und zu erklären wusste, verglich die stete Abwechslung mit Kontrasten, wie dem des Karnevals zur Fastenzeit hin.

Entsprechend „karnevalistisch“ begann er mit der Toccata aus der fünften von insgesamt zehn Orgelsymphonien von Charles-Marie Widor, einem der bekanntesten Stücke der Orgelmusik überhaupt und erfüllte damit gleich einmal einen Wunsch des Veranstalters. „Weil dieses Stück in Lantershofen wohl noch nie gespielt wurde“, so Krahforst. Sogleich wurde es ernst: der Bach-Spezialist spielte zunächst die dreistimmige Fuge aus dem „musicalischen Opfer“ des Johann Sebastian Bach, dem er später noch die sechsstimmige Schlussfuge und damit eine der wenigen sechsstimmigen Fugen der Orgelmusik überhaupt zufügte. Krahforst bezeichnete diese Fuge als ebenso genial, wie kompliziert.

Heiter wurde es bei Percy Whitlocks „Chanty“, dass der Organist eher als „verspielten Singsang“ titulierte. Da kam die Choralbearbeitung „Herzlich tut mich verlangen“ des Johannes Brahms schon recht majetätisch als meditatives Passionslied daher. Passionsstücke waren weitere zu hören: das „Vita in ligno“ des spätgotischen Ludwig Senftl oder das zur gleichen Zeit entstandene „Crux fidelis“ von John Dunstable, denen Krahforst das melancholische „Pari Intervallo“ des lettischen Komponisten Arvo Pärt folgen ließ. Aus der Zeit seiner Tätigkeit in den USA präsentierte der Organist mit der Prelude auf das afro-amerikanische Spiritual „Were you there when they crucified my Lord“, eine Komposition von Charles Callahan, mit dem Krahforst in St. Louis selbst musizierte. Zum Abschluss des Konzerts ließ der Musiker dann das breite Spektrum der neuen Lantershofener Orgel mit einer Improvisation im Stil der Romantik über „O Mensch, bewein‘ Dein Sünde groß“ ertönen. Damit nicht genug, vor allem die Lantershofener Gäste freuten sich als Zugabe über eine weitere Improvisation des Lambertus-Liedes „Kommt alle froh zu Ehren.“ Langanhaltender Applaus war der Lohn für ein denkwürdiges Konzert, bei dem sich der Organist sichtlich wohlfühlte. Krahforst hatte schon zu Beginn betont, dass die neue Lantershofener Orgel sehr gut auf den Kirchenraum abgestimmt sei und sich diese schnell auf ihn eingestimmt habe.