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80 Kuchen gingen beim Maubichfest über die Theke

Von Thomas Weber |

Am Maubich scheiden sich die Geister

„Morgen gibt es wieder den Kuchen, der lecker schmeckt oder gar nicht, dazwischen gibt es keine weitere Meinung.“ Ein Gast beim Lantershofener Maubichfest brachte es am Samstagabend auf den Punkt. Denn der Sonntag stand einmal mehr im Zeichen dieses eigentümlichen Gebäcks „Maubich“, eines Hefebodens mit einem dunkelbraunen Belag. Manch einem läuft das Wasser im Munde zusammen, andere mögen die Süßspeise partout nicht. Um das Rezept machen die Lantershofener Junggesellen-Schützen ein großes Geheimnis, es werde nur in ganz wenigen Familien vererbt, sagt der Hauptmann und Vorsitzende Johannes Schütz. Fest steht: im Herbst werden zentnerweise Birnen geerntet, richtig feste Früchte müssen es sein. Die werden in mühevoller Arbeit von den Junggesellen und „Brötchesmädche“ geachtelt, entkernt und gebacken, bis sie zäh wie Leder sind. In Leinensäcken gelagert verbringen sie das nächste gute halbe Jahr auf dunklen Speichern, ehe sie im Juli hervorgeholt und gemahlen werden. Zusammen mit den „geheimen“ Zutaten entsteht der dunkelbraune Belag, den die Junggesellen dann beim Maubichfest ihren Gästen in Kuchenform servieren. Die Kuchenfans am Sonntag stehen Schlange für die eigenwillige Spezialität. Und so waren die 80 Maubichkuchen, die sich in diesem Jahr aus den Birnenstücken ergaben, schnell vergriffen. Neben der Tasse Kaffee empfahlen die Junggesellen einen Birnenbrand oder –likör dazu.

Vor 50 Jahren entstand die Idee des Maubichfestes. Damals wie heute mussten die Junggesellen-Schützen Geld einnehmen, um die kostspielige Lambertus-Kirmes im September finanzieren zu können. Das Maubichfest trägt seitdem einen erheblichen Anteil zur Deckung der Kirmeskosten bei. In den fünf Jahrzehnten ist der Festplatz gewandert, von mindestens fünf verschiedenen Austragungsorten ist die Rede. Vor rund vier Jahrzehnten kam das Maubichfest dann auf dem Gelände des Winzervereins an. Weil dort im letzten Jahr gebaut wurde, zog man auf ein Provisorium, nämlich den Vorplatz der leer stehenden ehemaligen Lantershofener Schule, um. Unter Bäumen entstand ein schattiger Biergarten, das vereinseigene Festzelt passte auch. Gäste und Gastgeber waren begeistert, so dass der alte Schulhof auch in diesem Jahr Austragungsort der Feiern war. Wird die zum Verkauf stehende Schule samt Gelände im kommenden Jahr noch genauso dastehen, könnte das Maubichfest hier abermals stattfinden, viele der Junggesellen sind jedenfalls dieser Meinung.

Am Samstagabend wurde gestartet, im weitläufigen Bereich des Schulhofs fanden sich immer mehr Gäste ein. Toll illuminiert entstand schnell ein richtiges Biergarten-Gefühl, die Gastgeber der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft hatten alle Hände voll zu tun, den vielen Wünschen ihrer Besucher gerecht zu werden. Zwei Dutzend Kartenspielerinnen und –spieler traten im Festzelt zum Sibbeschrööm-Turnier an, den Siegerpokal sicherte sich Matthias Schopp.

Zum Frühschoppen am Sonntag erklangen zünftige Töne, der Spießbraten am Mittag fand viele Abnehmer. Das galt natürlich auch für den Maubich, den die Brötchesmädchen am Nachmittag anboten. Derweil tobten sich die Kinder auf der Hüpfburg oder beim Dosenwerfen aus. Viel Andrang gab es am späten Nachmittag im Festzelt, wo das Finale der Fußball-WM übertragen wurde. Derweil verteidigten die Junggesellen aus Oeverich ihren Vorjahreserfolg beim „Meterpokal“ und ließen sich Bier um Bier schmecken. Abends hieß es dann wieder „Dämmerschoppen“, mit dem das Fest allmählich ausklang.