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„Orgel rockt“ präsentierte Stücke aus Rock, Pop und Filmmusik

Von Dirk Unschuld |

Musikalisches Novum für die Lantershofener St. Lambertus Kirche: Wo sonst in der Regel ausschließlich geistliche Töne zu hören sind, füllten kürzlich Hits und Klassiker aus Rock, Pop und Filmmusik den erstklassigen Resonanzraum des Gotteshauses. Grund für dieses ungewöhnliche Konzert war das Gastspiel von Organist, Musikproduzent und Chorleiter Patrick Gläser, der seit fast neun Jahren mit seinem Programm „Orgel rockt“ durch die Republik tourt und jetzt auch in Lantershofen Station machte. Die auf den ersten Blick kuriose Symbiose aus Rock, Pop und Orgel machte neugierig: Fast 200 Besucher sorgten für eine gut gefüllte Kirche - sehr zur Freude von Horst-Peter Kujath, der für die Organisation der beliebten Lantershofener Orgelkonzerte verantwortlich ist.

Patrick Gläser startete sein Set mit der Musik zum  Film „1492“ von „Vangelis“, hierzulande auch bekannt als Einlaufmusik des Boxers Henry Maske in den 1990er Jahren. Es folgte der Coldplay-Hit „Viva la Vida“, der trotz dominierender, heller Töne überaus warm-harmonisch daherkam. Mit dem 1980er Jahre-Klassiker „Shout“ wurde es dann erstmals etwas rockiger, bevor sich beim Beatles-Evergreen „All you need is love“ etliche Besucher beim mitsummen ertappten. Sollte jemand noch Zweifel an der Orgelkompatibilität der Stücke haben, waren diese spätestens jetzt beseitigt. Berührungsängste zeigte der Orgelvirtuose Patrick Gläser sowieso nicht: Nach dem Titeltrack der Kultserie „Game of Thrones“ setzte er mit „Sailing“ von Rod Stewart im wahrsten Sinne des Wortes die Segel, erinnerte das Klangbild doch zuweilen an den dazugehörigen Wellengang.

Auch vor Ausflügen in härtere Sphären schreckte der im baden-württembergischen Öhringen ansässige Musiker nicht zurück und präsentierte das „Kinderlied“ der deutschen Fun-Metal-Combo Knorkator – auf die Orgel umgelegte Gitarrenriffs inklusive. „Der Song ist für mich auch ein Psalm gegen Unrecht und Missbrauch an Kindern. Der der geschieht nicht nur in Kriegsgebieten oder in der Kirche sondern auch bei uns in der Nachbarschaft hinter verschlossenen Türen“, so Patrick Gläser, der nicht nur einige der Stücke mit kurzen Erläuterungen anmoderierte, sondern zwischendurch dem Publikum auch noch einen kleinen Exkurs in Funktion und Spielweise der Lantershofener „Simon-Orgel“ gab. Ganz nebenbei schaffte es Gläser, bei Kompositionen wie „Aquarius/Let the Sunshine in“ (The 5th Dimension) auch den klanglichen Spirit der jeweiligen Zeit zu transportieren. Den entscheidenden Anstoß das Projekt „Orgel rockt“ zu starten gab seinerzeit übrigens die Metallica-Ballade „Nothing else matters“, die an diesem Abend ebenso wenig fehlte wie die vom Publikum gefeierte Queen-Hymne „Bohemian Rhapsody“. Als die Besucher schon restlos begeistert stehende Ovationen gaben, lieferte Patrick Gläser noch einen satten Zugaben-Teil, unter anderem mit „Skyfall“ (Adele) und „I will survive“ (Gloria Gaynor).