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„Tote Ärzte“ waren quicklebendig

Von Thomas Weber |

Coverband rockte zum Jahresschluss mehr als drei Stunden lang

Das war das bisher aufwändigste und erfolgreichste Jahr des Grafschafter Vereins „Kulturlant e.V.“ 18 kulturelle Veranstaltungen in den Bereichen Konzert, Kabarett, Mitsingabend oder reiner Abendunterhaltung lieferte der Verein 2019, mehr als 4.500 Besucher kamen nach Lantershofen, die Hälfte aller Abende war im Vorfeld ausverkauft. Abschluss war am vergangenen Sonntag ein Konzert der Lübecker Coverband „Die Toten Ärzte“, die sich bereits im Jahr 2000 gründeten. 18 Jahre zuvor waren ihre musikalischen Vorbilder, die deutschen Punkrocker „Die Toten Hosen“ und „Die Ärzte“ an den Start gegangen. Diese beiden Bands sind auch nach 37 Musikjahren noch erfolgreich, locken beispielsweise als Headliner immer wieder Zehntausende Fans zu „Rock am Ring“ in die Eifel. Die Covermusik beider Bands wollten in Lantershofen immerhin 350 Gäste erleben. Im Publikum waren Alt- und Jungrocker zu sehen, aber auch Mütter mit ihren Töchtern und Väter mit den Söhnen. „Hosen“ und „Ärzte“ fesseln mit ihrer Musik die Menschen generationenübergreifend. Alt und Jung feierte gemeinsam die großen Hits der beiden Punkrock-Bands.

Der Grafschafter Verein Kulturlant will den 29. Dezember als Termin für gute Coverband-Musik etablieren und damit den Fans zwischen Weihnachten und Neujahr Konzerterlebnisse servieren. Nach „Still Collins“ im vergangenen Jahr gab es nun also Musik der „Toten Ärzte“, und die kamen quicklebendig daher, spielten fast dreieinhalb Stunden lang Hit an Hit. Die vier Coverband-Musiker Jey Petersen, Sebastian Zierof, Stephan Capser und Martin Stieber konnten von der ersten Minute an begeistern. Kein Wunder, haben die Vorbilder doch eine Fülle von Hits mit großem Mitsingpotential geschrieben. Ein Gassenhauer jagte den anderen und schon beim ersten Stück „Wünsch dir was“ sang der ganze Saal als großer Background-Chor mit. Die Toten Ärzte spannten ihre Fans nicht lange auf die Folter, „Hier kommt Alex“ oder „Zu spät“ waren früh zu hören, es herrschte vom ersten Akkord der Gitarre von Jey Petersen an Partystimmung, zumal Sänger Sebastian Zierof jeden Song förmlich zelebriere und das Publikum immer wieder zum Mitmachen anfeuerte. Und das ließ sich nicht lange bitten.

Die Band mit ihren oftmals sozialkritischen Texten wußte ab und zu auch zu polarisieren, wenn man zum Beispiel klare Kante gegen die Fans von Bayern München zeigte. Im Rheinland kam das gut an. Genauso wie die Tatsache, dass die Toten Ärzte nicht jeden Song ihrer Vorbilder eins-zu-eins runterspielten, sondern viel improvisierten, zumeist, um die Gesangseinlagen der Gäste zu fordern. Hin und wieder gab es auch einen Ausweicher, weg von den deutschen Punkrock-Songs. Besonders das „Highway to hell“ von AC/BC ließ den ehrwürdigen Winzerverein erbeben. Und dann waren dann noch die Hits mit fragwürdigen Aussagen, wie „Kein Alkohol ist auch keine Lösung“, „Junge“, oder „Schrei nach Liebe.“ Mit zunehmender Dauer des Konzert wurde das üppige Schaffenswerk von „Hosen“ und „Ärzten“ immer deutlicher, denn nach starken Beginn konnte die Coverband immer noch einen draufsetzen, ehe es am Ende mit „Westerland“ oder „An Tagen wie diesem“ zu den wohl größten Hits ihrer Vorbilder kam. Dazwischen setzte der Saal zu „Zehn kleine Jägermeister“ noch zur großen Polonaise an und am Ende durften auch noch zwei Dutzend Fans die Bühne stürmen, um mit den Musikern gemeinsam zum großen Finale einzustimmen. Da war es auch kein Wunder, dass zahlreiche Besucher schon Tickets für das Konzert am nächsten 29. Dezember erwarben. 2020 werden dann „Stingchronicity“ auf der Kulturlant-Bühne stehen.