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Spiel- und Lebensfreude waren ansteckend

Von Thomas Weber |

Schottlands bester Musikernachwuchs spielte in Lantershofen

Das war wahrlich ein Zungenbrecher: Young Scots Trad Awards Winner Tour. Dahinter stecken 18 Konzerte in ebenso vielen Tagen. Den Abschluss ihrer Tournee quer durch Deutschland machten vier junge Schotten am Samstagabend auf der Kulturlant-Bühne in Lantershofen. Präsentiert wurden die Ausnahme-Musiker von der Deutschen Petra Eisenburger, sie führte auch durch das Programm, das knapp 200 Gäste von der ersten Minute an begeisterte.

Die jungen Schotten, die Siegerpreise in Wettbewerben traditioneller schottischer Musik gewinnen konnten, stellten sich nacheinander musikalisch vor, später spielten sie dann zusammen. Begleitet wurden die Preisträger dabei vom Gitarristen Luc McNally, der in den Jahren 2016 und 2017 ebenfalls begehrte schottische Nachwuchspreise gewinnen konnte. Ihm stand als erstes Charlie Stewart zur Seite, der das Geigenspiel an der Royal Conservatoire of Scotland studierte und für den der Begriff des Teufelsgeigers äußerst zutreffend war. Stewart brachte aber nicht nur die Musik authentisch rüber, er verkörperte zudem eine große Spiel- und damit verbunden, auch Lebensfreude. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und begleitendem Taktspiel, teilweise mit beiden Füßen, sorgte Charlie Stewart gleich im ersten Stück für helle Begeisterung, sein „Fire-cross Song“ erntete tosenden Applaus. Ein klein wenig ruhiger ließ es „the voice“ im vierköpfigen Ensemble angehen. Iona Fyfe ist gerade einmal 21 Jahre alt, als Sängerin aber bereits weltweit unterwegs. Sie nahm das Publikum mit, animierte beim Song „Swing and Turn“ zum Mitsingen. „Take me out Drinking Tonight“ spiegelte die schottische Freude an der Geselligkeit wider. Dritter im Bunde der Preisträger-Tour war Paddy Callaghan, eine ebenso lustige, wie gemütliche Persönlichkeit. Sobald er aber zum Knopfakkordeon greift, explodiert er förmlich. „Schnell“ sei seine Musik, sagt er. Eines von zwei gelernten deutschen Wörtern. „Wunderbar“ ist das andere, auch weil sein Lieblingsort in Schottland „Bar“ sei. „The Trip to Dingle“ zeigte dem Publikum, dass Callaghan nicht zu viel versprochen hatte, auf der Bühne und im Saal ging sprichwörtlich die Post ab.

Im zweiten Konzertpart gehörte die Bühne im Lantershofener Winzerverein dann allen vier Musikern, wobei Iona Fyfe betonte, sie sei für den eher melancholischen Part zuständig. Das war übertrieben, auch wenn ihre Mitstreiter es immer dann, wenn Titel mit Gesang anstanden, ruhiger angehen ließen. Dafür hatte hier das Publikum wieder seinen Einsatz, ihm gehörte der stimmlich äußerst hoch angesetzte Refrain bei „Bonnie Lass of Fire.“ Wenn es dann instrumental zuging, gingen die drei Musiker in die Vollen, man fühlte sich im Winzerverein auf ein schottisches Volksfest oder in einen Glasgower Pub versetzt. Am Ende hielt es keinen mehr auf den Sitzen, zumal Kulturlant in Zusammenarbeit mit „Ahrland“ auch Biere und Whiskey aus Schottland reichte. Die Musiker bevorzugten derweil deutsches Bier und trockene Ahrweine, packten nach Mitternacht die Instrumente ein zweites Mal aus und spielt im Winzerverein noch  bis tief in die Nacht im kleinen Kreis.