Tausendundneunzehn, Leben in Lantershofen
Die neue Chronik berichtet
Der Großteil der Bevölkerung lebt in kleinen Dörfern, die nicht ganz zu Unrecht als „Inseln im Wald“ bezeichnet werden können. Städte sind im Gebiet nördlich der Alpen noch selten und gehen meist auf römische Gründungen zurück. Die größte dieser Städte ist Köln mit etwa 15.000 Einwohnern. Die Verbindungslinien zwischen den Städten und Siedlungsverbänden dieser Zeit sind kaum ausgebaut. Befestigte Straßen sind seit dem Ende der römischen Herrschaft vor mehreren Jahrhunderten nicht mehr angelegt worden. Abgesehen von diesen alten Römerstraßen stellen zumeist lediglich „Trampelpfade“ und schiffbare Flüsse verkehrstechnische Verbindungslinien dar. Räumliche Mobilität ist in dieser Zeit innerhalb der einfachen Bevölkerung kaum verbreitet und auch rechtlich oftmals gar nicht möglich, da ein großer Teil der Menschen „schollengebunden“ ist, also das Land, auf welchem sie leben, nicht verlassen dürfen.
Das soziale Gefüge, innerhalb dessen die mit Abstand meisten Menschen in dieser Zeit leben, ist die sogenannte Grundherrschaft in ihrer speziellen Ausprägungsform der Villikation (Hofverband). Man unterscheidet hierbei grundsätzlich nach Herren (domini) und Hörigen (servi), wobei die Grundherren nicht mit Adligen gleichgesetzt werden dürfen. Trotz der synonymen lateinischen Bezeichnung als servi sind die Hörigen dieser Zeit auch nicht mit antiken oder spätantiken Sklaven gleichzusetzen, da sie infolge der Durchsetzung des christlichen Welt- und Menschenbildes über eigene Rechte verfügen.
Die Villikation besteht in der Regel aus einem Herrenhof (auch: Fronhof) und einer Reihe von Hofstellen (Hufen). Das Land unmittelbar um den Herrenhof bezeichnet man als Salland. Es wird vom Grundherrn direkt bewirtschaftet. Hierbei dienen ihm die Hörigen, welche unmittelbar zu seinem Hausstand gehören und als servi in domo manentes (etwa: „Hörige unter der Gewalt des Herren“) bezeichnet werden. Sie stellen die „unterbäuerliche“ Schicht der Gesellschaft dar und sind der Weisungsbefugnis des Grundherrn vollkommen unterworfen, haben jedoch Anspruch darauf, vom Grundherrn versorgt zu werden. Sie besitzen zudem gewisse Aufstiegsmöglichkeiten, indem sie durch den Grundherrn für spezielle Verwaltungsaufgaben, militärische Funktionen oder ähnliches ausgewählt werden können. Die zweite Gruppe der Hörigen, wobei die Übergänge de facto wohl fließend sind, bewirtschaftet die zur Grundherrschaft gehörenden Hofstellen, die nicht Teil des Sallandes sind, in relativer Eigenständigkeit. Die Zuteilung einer Hufe, die vor allem aus einer Unterkunft und Ackerland besteht, ersetzt hierbei die Unterhaltspflicht des Grundherrn für seine Hörigen. Dem Grundherrn gegenüber ist diese auch als servi cassati („behauste“ Hörige) bezeichnete, bäuerliche Schicht der Gesellschaft zu Frondiensten oder Naturalabgaben verpflichtet. Auch Lantershofen stellt in dieser Zeit eine solche Villikation dar.
Herrscher im ostfränkisch-deutschen Reich ist 1019 seit 16 Jahren der Mitte vierzigjährige Heinrich II. aus dem Geschlecht der Liudolfinger (früher meist als „Ottonen“ bezeichnet). Heinrich II. hatte sich – eher unerwartet – als Nachfolger des in Italien an einem Fieber verstorbenen Kaisers Otto III. und gegen die Ansprüche anderer Thronprätendenten durchgesetzt. Die Regierungszeit Heinrich II. ist insgesamt von häufigen Auseinandersetzungen mit dem polnischen Herzog Bolesław I. Chrobry, der seine Eigenständigkeit von den ostfränkisch-deutschen Herrschern durchsetzen will, und den sächsischen Fürsten, die ebenfalls stärkere Unabhängigkeit vom Königtum erlangen wollen, bestimmt.
Mehr über das Jahr 1019 und die Lebensumstände in diesem Jahr und vielen anderen Zeiten berichtet die neue „Chronik Lantershofen Band I.“ Lantershofen. Ca. 600 Seiten umfasst sie bunt bebildert. Kelten, Römer und Franken kommen am Anfang vor, von Eifel und Ahr ist die Rede und weiter beehren uns im Mittelalter der Ritter Winmar, eine Metza von Lantershofen, ein Moritz Claussen von Lanterscheid und natürlich die sieben Herren von Lantershofen.
Der Vorverkauf des neuen Buches beginnt am Freitag, den 24. Mai im NEUEN Winzerverein. Der Preis wird günstig sein, da unterstützende Firmen bei der Finanzierung helfen.