Der Lantershofener Wetterhahn kräht nicht mehr
„Der Hahn ist weg“ – in der Schrottsammlung
Lange Jahrzehnte hat der Wetterhahn der alten, im Jahr 1882 erbauten Lantershofener Kapelle auf der Spitze des schiefergedeckten Turmes Wind und Wetter getrotzt. Weit hat er über’s Land und die Lantershofener Häuser geschaut und sich am Klang der Glocken erfreut, bis diese kurz vor dem Abriss der alten Kapelle 1966 ausgebaut und auch der Wetterhahn und ein filigranes Dach-Metallkreuz demontiert wurden. Gewissermaßen als Trophäe hatte der Abrissunternehmer aus Heppingen damals die metallene tierische Wetterfahne und das Eisenkreuz „sichergestellt“. Jahrzehntelang blieben Hahn und Kreuz dann in Gimmigen bei Angehörigen des Abrissunternehmers als Dekoration im Wohnzimmer aufbewahrt.
Erste Nachforschungen über dem Verbleib des Kreuzes und anderer Gegenstände aus der alten Kapelle stellte der langjährige Chronist der Bürgervereinigung, Thomas Schaaf im Jahr 2011 an. Er wollte versuchen, den Hahn wieder zurück ins Dorf zu bekommen, was trotz guten Zuredens beim Besuch der Besitzerin des eisernen Vogels scheiterte. Einen neuen Versuch, die alte Wetterfahne vielleicht zum 1000-jährigen Jubiläum, sei es auch nur leihweise, zurück ins Dorf zu bekommen, startete Schaaf vor einigen Tagen. Auch einen Kunst-Schlosser, der den Hahn hätte nachbauen können, war schon ausgemacht. Beim Besuch des Hauses der Besitzerin in Gimmigen kündigte sich jedoch schon Ungemach an: der Name der Besitzerin ließ sich nicht mehr auf den Klingelknöpfen finden. Dank einer Recherche im Internet konnte Schaaf deren Telefonnummer herausfinden: sie wohnt jetzt in der oberen Grafschaft.
Dann der Schock: „Der Hahn ist weg“, bedauert die ehemalige Besitzerin. Schaaf: „Wie, was heißt das: der Hahn ist weg?“ Bei dem Telefongespräch stellte sich heraus, dass aufgrund eines Sterbefalles vor einigen Jahren das zu große Haus verkauft und das Mobiliar in großen Teilen „entsorgt“ werden mussten. Auch der Hahn und das Kreuz wurden zum Schrott in die Metallsammlung gegeben. Nur noch eine ganz kleine Hoffnung hat Thomas Schaaf: „Vielleicht hat irgendjemand das schöne Stück vor dem Verschrotten aus der Metallsammlung gerettet.“ Die große Befürchtung des Chronisten Schaaf ist aber: „Der alte Wetterhahn der Lantershofener Kapelle kräht nicht mehr.“