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Endlich mal eine Trink-Show statt Koch-Shows

Von Thomas Weber |

Mit seinem Programm „Durst“traf Kabarettist Philipp Weber den Nerv des Publikums

Immer nur Koch-Shows. Damit war Schluss in Lantershofen. Dort präsentierte der Verein Kulturlant mit dem Programm „Durst – Warten auf Merlot“ des Kabarettisten Philipp Weber zur Abwechslung mal eine Trinkshow und traf damit voll den Nerv des Publikums. Und dessen Leber gleich mit. Mehr als 200 Gäste im Lantershofener Winzerverein waren von dem Pointen-Feuerwerk des Schnellredners aus dem Odenwald vollauf begeistert. Weber hatte ein Programm auf Lager, dass der Deutschen liebste Kultur beschrieb: die Trinkkultur. „Bei uns im Odenwald ist es sogar die einzige Kultur“, ließ der Komiker kaum ein gutes Haar an seiner Heimat. Und dabei haute der Wein-Genießer einen Klops nach dem anderen raus. Beispiele: Aldi-Bier zum Spottpreis eigne sich hervorragend, um den Dackel zu entwurmen. Und ein Smoothie unterscheidet sich vom Fruchtsaft dadurch, dass man beim Schlucken würgen muss.

Der Kabarettist ging der Frage nach, ob man mit Alkohol auch vernünftig umgehen könne. Seine Freundin verneint es, aber: „Mein Arzt sagt ja. Aber nicht sie, Herr Weber.“ Weber berichtete vom Alkoholmissbrauch, der keine Altersgrenzen kenne: „25.000 Jugendliche sind letztes Jahr mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gekommen. Aber auch 27.000 Rentner.“ Vernünftiges Trinken will also gelernt sein. Da zitierte Weber auch gerne mal seinen Onkel Rudi, der nach dem Tod und vor der Einäscherung noch nüchtern werden musste, sonst wäre er verpufft. Des Onkels Verkostungen vom Selbstgebrannten trugen nicht umsonst den Beinamen „Blindverkostung.“ Dazu passte auch die Erkenntnis: „Wenn Gott gewollt hätte, das der Mensch Wasser trinkt, hätte er nicht so viel davon versalzen.“

Einen Schweif ins aktuelle Geschehen gab es obendrein. Zum Thema Nationalismus und Unzufriedenheit in Europa prognostizierte er: „Wenn das so weitergeht, sind in zwei Jahren nur noch die Briten in der EU.“ Besonders angetan hatte es ihm die leicht sexistische Fahrradhelm-Kampagne von Bundes-Verkehrsminister Scheuer: „Welches Leben soll denn gerettet werden, wenn ich im Bett einen Fahrradhelm trage“, fragte Weber, der nach mehr als zwei Stunden, in denen er das Zwerchfell der Gäste im Lantershofener Winzerverein aufs Äußerste strapazierte, mit lang anhaltendem Applaus und lauten Zugabe-Verlangen bedacht wurde.