Das Bölstertskreuz am Weg nach Bölingen
Lange verschollenes Kreuz wieder an seinem Platz
Der Wanderer, der von der Lantershofener Gemarkung „Im Weibrich“ den Weg nach Bölingen durch den kleinen Tunnel des alten Bahndamms Rech-Liblar vorbei am Distrikt „Im Bölstert“ mit seinen gelbbraunen Lößlehmwänden sucht, erreicht nach ansehnlicher Steigung beim Verlassen des Waldes linker Hand eine große, von kräftigen Bäumen umsäumte Wiese. Entlang des Schotterweges begrenzen bebuschte Böschungen und Hänge die oberliegenden Felder und Obstplantagen. Ein tiefer Graben zwischen Weg und Wiese führt bei Starkregen überschüssiges Oberflächenwasser dem nicht mehr fernen Fuchsbach zu. Unweit beschließt ein kleiner Geländesprung mit seinem Baum-, Busch und Grünstreifen das große Wiesenstück. Zwischen Baumschatten und flutendem Licht der morgendlichen Sonne fällt der Blick des Wanderers auf ein hohes Steinkreuz im satten Grün der Lichtung. Die mehr als mannshohe kreuzförmige Basaltstele aus dem Jahr 1722 erinnert an Henricus Kungen <Kündgen> und seine Frau Veronica Ulreich <Ulrich> von Bölingen, die das Kreuz damals wohl als erinnerndes Mahnmal gestiftet haben.
Der Bann, in dem das Kreuz jetzt steht und der von der Lantershoner Flur über deren Grenze bis in den Ringener Distrikt reicht, nennt sich „Auf’m Bölstert“. Seit alters her haben die Leute daher den gut sichtbaren Andenkenstein aus Basalt „Bölstertskreuz“ genannt. Heute steht das Kreuz neben der Flurgrenze zwischen Lantershofen und Ringen in der Ringener Flur. Eigentlich gehört es auf die Lantershofener Seite gegenüber von Graben und Weg, dorthin, wo es vor vielen Jahrzehnten ursprünglich gestanden hat. Vor langer Zeit, im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts, erwies sich das Kreuz wohl als störend bei der Weiterentwicklung der Tongrube Lantershofen. Der über dem wertvollen Ton liegende Abraum musste beseitigt werden, man brauchte also Platz für die Unterbringung dieser abzuräumenden Lösslehmmassen. Hierzu wurde eine Halde entlang des Weges von Lantershofen nach Bölingen auch in dem Bereich angelegt, wo das Bölstertskreuz ursprünglich stand. Wohl auch aus Gründen der Vorsicht und dem Wunsch nach einer späteren Wiederaufstellung verbrachte man den Steinkorpus auf die andere Wegeseite in den Wegegraben. Dort vergaß man es im Verlaufe der Jahrzehnte, es wuchs mit Gestrüpp zu und verschlammte in der Sohle des Grabens. Bei einer maschinellen Säuberung des Wegegrabens wurde das Kreuz im Jahr 2015 von Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung zerbrochen aufgefunden und ausgegraben. Im Jahr 2020 wurde es nach fachmännischer Reparatur wieder aufgestellt, jetzt allerdings auf der Ringener Flurseite linker Hand des Weges von Lantershofen nach Bölingen.