Der Bikinibaum
Jeder kennt das Lied „Ein Männlein steht im Walde“, das zur Gruppe der Rätsellieder gehört. Hoffmann von Fallersleben hat es 1860 geschrieben und in der dritten Strophe das Rätsel aufgelöst. Spontan in den Sinn kommen kann einem dieses Lied, wenn auch in weiblicher Form, im dichten Wald hinter dem Rottstück, dort, wo zwischen Fuchskaulenbusch und Steinfelderbusch sich die ersten Wasserverdichtungen als Quelle des Lantershofener Baches erweisen und nur ein schmaler Waldweg zwischen Buchen, Birken und Linden sich Richtung Villa Maria schlängelt. Schon vor Jahrzehnten ging eine Zeit lang das Gerücht, dort gäbe es einen Bikinibaum, einen Baum mit Höschen und Badeoberteil. Doch gesehen haben ihn damals wohl nur ganz alte Leute, so dass der Bikinibaum schnell wieder in Vergessenheit geraten ist.
Doch heute, wo Erderwärmung und örtliche Dorfeshitze die Leute vermehrt des Sommers in kühle Wälder ziehen, sind neue Berichte vom Bikinibaum aufgetaucht. Ein weißes, blau gepunktetes Höschen habe der Baum angehabt, dazu ein ebensolches gesprenkeltes Bikinioberteil, so hieß es von auswärtigen Wandersleuten, die sich auf der Freitagsöffnung im Winzerverein erfrischten. Nachforschungen einheimischer Bürger ergaben jetzt tatsächlich, dass in dem dichten Waldstück nördlich des Rottstücks ein solcher Bikinibaum wächst. Sogar ziemlich dick ist sein Umfang, daher spannt der Bikini und sein blau getüpfeltes Höschen stark.
Frei nach dem Lied von Hoffmann von Fallersleben rätselt hier wohl jeder Wanderer: „Sag, wer mag das Weiblein sein, das da steht im Wald allein.“ Mindestens genauso interessant ist die Frage, wer dem Bikinibaum den Bikini samt blau getupftem Höschen neu verpasst hat.