München, Münster, Mainz – und Lantershofen
Bischöfe diskutieren über Zentralisierung der Priesterausbildung – St. Lambert sieht sich gut aufgestellt
Die Zahl der in Deutschland geweihten katholischen Priester wird immer kleiner. In diesem Jahr sind es gerade einmal 57 in den 27 Bistümern. Voriges Jahr waren es 55 und damit so wenige, wie noch nie. Ordenspriester sind hier nicht mitgezählt. Auf eine Weihe kommen elf ausscheidende Priester. Dramatische Zahlen, die sich natürlich auch auf die Zahl der Kandidaten herunterbrechen lassen. „Wenn man die Kandidaten aller sieben oder acht Ausbildungsjahre zusammennimmt, dürften es rund 500 Männer sein, die in Deutschland katholischer Priester werden wollen“, sagt Volker Malburg. Er muss es wissen, als Regens leitet er eines der Priesterseminare, nämlich das Studienhaus St. Lambert auf Burg Lantershofen.
Die Deutsche Bischofskonferenz setzte nun eine Arbeitsgruppe ein, der auch der in Wassenach aufgewachsene ehemalige Lantershofener Regens und jetzige Bischof von Münster, Felix Genn, angehört. Ihr Vorschlag: Reduzierung der Ausbildung auf wenige Standorte. Die Hauptphase der Ausbildung mit dem vierjährigen Theologiestudium soll nur noch in München, Münster und Mainz angeboten werden. Und in Lantershofen. Hier soll das überdiözesane Seminar Standort für die bundesweite Ausbildung Spätberufener ohne akademischen Abschluss bleiben, sagte die Arbeitsgruppe explizit. Lantershofen bildet einen Unterschied zu den übrigen Seminaren, wer hier studiert, hat zumeist bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung und jahrelange Arbeit im Beruf hinter sich. Für Volker Malburg ist die Aussage der Arbeitsgruppe ein gutes Zeichen, obwohl sich keine 24 Stunden nach der Veröffentlichung des Vorschlags erste Bischöfe kritisch dazu äußerten. Das könne er nicht verstehen, so Malburg, die Bischöfe selbst hätten doch diesen Arbeitskreis eingesetzt. „Da redet man doch erst einmal untereinander drüber“, so der Lantershofener Regens, der zumindest für seine Spätberufenen einen weiteren Vorschlag, nämlich eine Art Duales Ausbildungssystems, ablehnt. „Wir bieten hier eine sehr verschulte Ausbildung mit einem akademischen Anspruch an, das kann nur gemeinsam und an einem Ort stattfinden“, so Malburg.
Das Studienhaus St. Lambert war im Jahr 1972 durch den Trierer Bischof Bernhard Stein gegründet worden. Die Idee, in Lantershofen für in Glauben und Leben bewährte Männer, die zwar Berufserfahrung, aber kein Abitur vorweisen können, einen dritten Bildungsweg zum priesterlichen Dienst einzurichten, geht vor allem auf das Apostolat der Priester- und Ordensberufe zurück, dessen Gründer Pfarrer August Doerner war, dessen Namen die Trägerstiftung des Seminars bis heute führt. Pfarrer Doerner hatte in der Nachkriegszeit das Anwesen für die Stiftung erworben und darin eine Vorbereitungsschule eingerichtet, die Jungen vom Land, die sonst keine Möglichkeit gehabt hätten, das Gymnasium zu besuchen, auf das Abitur vorbereitete. Als es in den späten 60er Jahren dafür keinen Bedarf mehr gab, kam der Idee eines eigenen Spätberufenen-Seminars auf. Im Jahr 2000 begannen aufwändige Sanierungs- und Neubauarbeiten, um das Haus auf Vordermann zu bringen und attraktiv zu machen. Fast fünf Jahre lang wurde gebaut, die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 12 Millionen Euro. Nur ein Jahr später erfolgte durch die römische Bildungskongregation die offizielle Approbation der Studienordnung von St. Lambert, ein großes Ziel war erreicht. Das Haus hatte zwischenzeitlich Platz für 70 Studierende, sowohl in Einzelzimmern, wie in vier Wohngruppenhäusern.
In den letzten Jahren ging die Zahl der Priesteramtskandidaten immer weiter zurück. Vereinzelt wurden Seminare geschlossen oder fusionierten mit Seminaren anderer Bistümer. Auch St. Lambert, dass seit 1972 mehr als 700 Priester aus allen Teilen der Welt ausbildete, hatte unter dem Rückgang zu leiden. Im aktuellen Trimester sind es 23 Studenten. Sieben von ihnen werden fertig und Burg Lantershofen nach vier Jahren in wenigen Tagen verlassen, um den nächsten Part ihrer Priesterausbildung mit den Pastoralkursen zu absolvieren. Zum Herbsttrimester erwartet Regens Malburg zehn, vielleicht sogar zwölf neue Studenten, die Zahl steigt also wieder leicht an. Bei zwei afrikanischen Missions-Benediktinern hängt die Aufnahme noch von der deutschen Sprachprüfung ab. Das Studienhaus selbst wurde zwischenzeitlich auf 40 Plätze reduziert, die vier Wohngruppenhäuser wurden oder werden demnächst vermietet. Bei Bedarf könnten sie sicher reaktiviert werden, dieser ist aber derzeit nicht zu sehen.