Mein Freund, der Baum
Alexandra: "Mein Freund der Baum, ist tot, er fiel im frühen Morgenrot. Du fielst heut' früh, ich kam zu spät. Du wirst dich nie im Wind mehr wiegen, du musst gefällt am Wege liegen. Und mancher, der vorüber geht, der achtet nicht den Rest von Leben und reißt an deinen grünen Zweigen, die sterbend sich zur Erde neigen. Wer wird mir nun die Ruhe geben, die ich in deinem Schatten fand? Mein bester Freund ist mir verloren, der mit der Kindheit mich verband. Mein Freund, der Baum, ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot."
Spontan erinnerte sich in diesen Tagen unser Fotograf an Text und Melodie des eindrucksvollen und nachhaltigen Liedes von Alexandra über ihren Freund, den Baum. Ein solcher Baum, den man beinahe täglich in der Vorbeifahrt flüchtig hat bewundern können und an den man sich noch lange erinnern wird, stand auf einem Feld zwischen der Autobahn in Ringen und dem Ringener Bach im Distrikt "Vor der Beller Wiese". Mächtig war sein Stamm, doch schon lange war er gezeichnet von vielen Misteln, die besonders im Winter wegen des fehlenden Laubes für ein imposantes Baumbild sorgten. Eine weitere Besonderheit war seine stetig größer werdende Neigung gegen Süden, die schon vor etlichen Jahren begann. Am 30. Januar 2014 hat unser Fotograf das erste Bild vom "Schiefen Baum von Ringen" geschossen. Seitdem hat er alle paar Monate und Jahre die weitere Neigung und den heroischen Kampf des Baumes ums Überleben fotografisch festgehalten. Das letzte Bild des Fotografen stammt vom 7. Mai diesen Jahres. Vor ein paar Tagen war es dann soweit: Der Baum brach unten am Stumpf ab und krachte zu Boden. "Mein Freund, der Baum, ist tot", so klingt jetzt das Lied von Alexandra durch Ringen und Grafschaft.