Junggesellen-Schützen haben den Spagat gefunden
Lambertusfest ersetzte die Kirmes
Es war weder Mondlandung, noch Finale einer Fußball-Weltmeisterschaft. Und dennoch guckten am Montagmorgen viele Lantershofener auf die Bildschirme. Übertragen wurde dort der Festkommers der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft „St. Lambertus“ zum Lambertus-Fest. Denn offiziell Kirmes feiern verbietet die Corona-Schutzverordnung. Aber auf ihr Patronatsfest verzichten wollten die Lantershofener auch nicht. Zumindest Festgottesdienste fanden statt, aber auch der Kommers, wenn auch nur für Ehrengäste und Jubilare. Wo sich ansonsten 200 Männer in schwarzen Anzügen oder grünen Schützenkitteln im Winzerverein treffen, langte es in diesem Jahr gerade einmal zu 40 Herren in Zelten ohne Seitenwände vor der Mehrzweckhalle. Die Zahl derer, die ein paar gesellige Stunden miteinander verleben wollten, war natürlich größer. Und so wurde der Kommers in manch ein privates Quartier übertragen. In der Spitze bis zu 60 Zugriffe registrierte Robin Grießel am Regiepult. „So können zumindest auch die Frauen einmal den Festkommers erleben,“ witzelte der Regens des örtlichen Studienhauses, Volker Malburg und freute sich, dass es keines Passwortes bedurfte, um dem Kommers folgen zu können. Bei diesem kündigte der erst im Juli ins Amt gewählte Vorsitzende und Hauptmann der Junggesellen, Marco Böhm, an, dass man aufgrund der guten Erfahrungen im Vorfeld des Lambertusfestes an gemeinsamen Planungen auch für künftige Festivitäten festhalten wolle. Ein Ausschuss aus Junggesellen und Bürger hatte mehrfach beraten, welche Feierlichkeiten man austragen könne und welche nicht. Dass die seit 1928 kaum veränderte Kirmes in Teilen auf den Prüfstand müsse, machte Böhm unmissverständlich klar. Auch die Junggesellen müssten neue Wege gehen, mit 29,4 Jahren Durchschnittsalter mangele es an Nachwuchs, so der Hauptmann.
Dass man mit dem fest in diesem Jahr ganz anders umgehen müsse, könne aber auch eine Chance sein, so Regens Volker Malburg. Denn man konzentriere sich nun auf das Wesentliche. Malburg ist sich sicher, dass das Jahr der Unterbrechung die Kirmes stärken werde. Das sah auch der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem so, der die Arbeit der Junggesellen-Schützen als vorbildlich bezeichnete Juchem nutzte den Kommers aber auch, um dem Studienhaus für die aktuelle Bereitstellung der Sporthalle als Sitzungsraum zu danken. In seiner Funktion als Kreisbeigeordneter sah MdL Horst Gies den Livestream als einmalige Sache an und freute sich, dass die Corona-Zahlen im Kreis so gering seien: „Da haben wir wohl alles richtig gemacht“, sieht Gies die Menschen allmählich auf dem Rückweg in die Normalität.
Der stellvertretende Ortsvorsteher Stefan Dünker ging auf die Kirmes als solche ein. Diese sei ja keine Kirmes im herkömmlichen Sinne, sondern ein Hochfest zu Ehren des Schutzpatrons. Auch deshalb habe man nicht alles ausfallen lassen, sondern nach den Maßgaben „Glaube, Tradition, Gemeinschaft“ gehandelt. „Kirmes ist nicht verzichtbar“, so Dünker unter dem Applaus der Anwesenden. Zu denen gehörte auch der Vorsitzende der Bürgervereinigung, Erich Althammer. Er sprach von einer „Kirmes, wie wir sie nie wollten“ und dankte all denen, die das Lambertusfest auf die Beine stellten. Man habe bei den Beratungen den Spagat zwischen Aussagen, wie „alles viel zu gefährlich“ und „alles nicht so schlimm“ gefunden.
Den Kommers nutzen die Junggesellen-Schützen aber auch für Ehrungen. Darüber freuen konnten sich die anwesenden Jubilare, Peter-Josef Schütz (Schützenkönig 1990), Ralf Münch (1995) und und der ehemalige Schützekönig aus dem jahr 2010. Werner Braun wurde für die 25-jährige Wiederkehr des Hauptmannsamtes ausgezeichnet und den „Brötchesmädchen“ galt der Dank für die gute Bewirtung der Gäste.