Arbeiten an der Josefskapelle in Lantershofen
Im Jahr 1900 wurde in Lantershofen eine Kapelle errichtet, sie steht an der nördlichen Ortseinfahrt, unmittelbar an der Landesstraße 83. Der Grafschafter Historiker Ottmar Prothmann hat sich in einem seiner Werke mit dieser Kapelle und ihrer Geschichte befasst. Demnach hat eine Anna Margarethe Bender das Geld zum Bau der Kapelle gestiftet. Vor der Ausführung des Baus starb sie jedoch am 6. September 1899 im Alter von 48 Jahren „durchdrungen von dem Geist wahrer Frömmigkeit“ an den Krankheitsfolgen einer „giftigen Rose“, so Prothmanns Recherchen. Ihr einziger Bruder Peter Bender führte im Jahr 1900 den Bau aus. Das Feldkapellchen sollte nach dem Willen der Stifterin immer beim Elternhaus bleiben. Wer also das Haus besaß, sollte die Kapelle pflegen. Im Jahr 1946 aber traten die Nachkommen ihr Recht an dieser, nach dem heiligen Josef benannten Kapelle an die Pfarrgemeinde Karweiler ab. Noch heute wird hier bei der Fronleichnamsprozession von Karweiler nach Lantershofen einer von vier Altären errichtet.
Mittlerweile ist die Kapelle in den Besitz der Gemeinde Grafschaft gelangt. Um das Jahr 1977 war sie vom damaligen Lantershofener Verschönerungsverein saniert worden und im Jahr 1991 gab es erneut Renovierungsarbeiten durch Mitglieder des Ortsbeirats. Nachdem 1994 ein Autofahrer von der Straße abkam und gegen die Kapelle fuhr, mussten starke Beschädigungen repariert werden. Schließlich bekam das kleine Gotteshaus im Jahr 2009 einen neuen Anstrich.
Dachreinigung und neuer Anstrich. Jetzt nahm sich die Gemeinde Grafschaft mit eigenen Mitteln und der Hilfe örtlicher Handwerker erneut der Josefskapelle an. Unter anderem gab es eine Dachreinigung und sowohl innen wie außen einen neuen Anstrich. Dabei stellten die Arbeiter fest, dass in der Vergangenheit auf die Kapelle geschossen wurde, mehrere Schüsse waren durch ein Fenster eingeschlagen. Während der Arbeiten geriet das Augenmerk aber auch auf die Figurengruppe in der Kapelle. Sie zeigt die äußerst seltene Darstellung vom Tod des heiligen Josef. Da die Figuren ebenfalls der Restauration bedürfen, wollte man der Sache auf den Grund gehen und erkunden, woher diese Zusammenstellung verschiedener Heiligenfiguren stammt. Bei der Recherche wurden zahlreiche Experten bemüht. Unterstützung erhielt die Gemeindeverwaltung schließlich von Frater Wendelinus Naumann aus der Abtei Tholey. Er hatte einst als Student das Priesterseminar St. Lambert in Lantershofen besucht und hier sein Studium absolviert. Aber auch sein Rat, die Ämter für kirchliche Denkmalpflege im Bistum Trier und im Erzbistum Köln in die Recherche einzubeziehen, brachte keine verwendbaren Unterlagen über die Figurengruppe hervor. Wohl aber verwies das Bistum Trier an Restauratorin Susanne Runkel aus Köln, eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der religiösen Figurendarstellungen. Ihre Expertise konnte das Herstellerunternehmen zwar auch nicht ausfindig machen, aber zumindest eingrenzen.
Keine eindeutige Zuordnung zu einer Figurenfabrik. Demnach lässt sich die Verwendung von Terrakottabildnissen im religiösen Gebrauch bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Das 19. Jahrhundert gilt dabei als Blütezeit der Terrakottaindustrie. Figurenfabriken, auch Anstalten für kirchliche Kunst oder Bilderbäcker genannt, gab es aufgrund der hohen Nachfrage sehr viele, als bedeutend sind für die Rheinprovinz die Unternehmen Carl Walter (Trier) und Heinrich Joseph Scherf (Köln-Kalk) zu nennen. Kleinere Fabriken für Figuren waren beispielsweise C. Ludwig Kiefer (Trier), Villeroy & Boch (Merzig), H. Champigneille (Metz) oder B. Bertram (Bonn-Lüftelberg).
Eine eindeutige Zuordnung zu einer Figurenfabrik ist für die Lantershofener Figurengruppe nach Aussage der Expertin aktuell nicht möglich. Ein Firmenstempel ist nicht vorhanden. Die wenigsten Fabriken versahen ihre Figuren mit einem Stempel. Oft sind es Rechnungen, die die Herkunft der Objekte belegen können. Solche sind in Lantershofen aber noch nicht aufgetaucht. Susanne Runkel versuchte die Zuordnung über einen stilistischen Vergleich mit anderen Figuren. Was dabei auffiel: Die Lantershofener Figuren sind kleiner als herangezogene Vergleichsfiguren. Das heißt, dass für diese Figuren eigens eine Ausgangsform geschaffen wurde, die von der Formgebung der handelsüblichen lebensgroßen Figuren abweicht, was einen Vergleich zusätzlich erschwert.