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Die Josefskapelle an der Landstraße 83

Von Ottmar Prothmann |

An der Einmündung der Karweiler Straße in die Bundesstraße 266, an der sich das oben genannte Siechenhaus-Kreuz befand, steht heute die zum Denkmal erklärte Josefskapelle. Im Innern eine Figurengruppe, darstellend den sterbenden Josef mit Jesus und Maria. Nach mündlicher Überlieferung wurde das „Kapellchen“, wie man im Volksmund sagt, im Jahr 1900 errichtet. Die ledige Anna Margarethe Bender stiftete Geld zum Bau dieses Kapellchens. Vor Ausführung des Baues starb sie jedoch am 6. September 1899 im Alter von 48 Jahren, „durchdrungen von dem Geiste wahrer Frömmigkeit“, nach sechsmonatiger Krankheit an den Folgen einer „giftigen Rose“. Ihr einziger Bruder Peter Bender führte den Bau im Jahre 1900 aus. Er wohnte im Haus Brennerstraße 28. Das Feldkapellchen sollte nach dem Willen der Stifterin immer beim Elternhaus bleiben, das heißt, wer das Haus besaß, sollte es pflegen. Als der Erbauer Peter Bender 1919 starb, übernahm seine Tochter Anna Maria Hecker die Pflege und nach deren Tod ihre Töchter Elisabeth verheiratete Weber und Agnes verheiratete Trienekens bis zum Jahr 1946. Am 31. Oktober 1946 traten in einer schriftlichen Erklärung Peter H. Bender, Josef Bender, Elise Weber, Agnes Trienekens, Frau Heinrich Franzen geborene Bender und Heinrich H. Bender ihr Recht an der Kapelle des heiligen Josef an der Landstraße Bad Neuenahr-Ringen an die Pfarrgemeinde Karweiler ab. Übergeben wurde jedoch nur das Gebäude und nicht das Grundstück. Dieses überließ bei der Flurbereinigung 1971/72 Maria Kleinteich geborene Bender der Gemeinde. Den Kirschbaum dahinter pflanzte Kleinteich. Julius Kläser gab jedem Kind zur Kommunion einen Kirschbaum. An der Ecke der Kapelle stand eine alte Tanne, die nach dem Zweiten Weltkrieg gefällt wurde. In das religiöse Brauchtum wurde die Kapelle dadurch einbezogen, dass an dieser Stelle immer einer der vier Fronleichnamsaltäre von Familie Schaaf aufgebaut wurde. Zwei Altäre standen in Karweiler und zwei in Lantershofen, davon einer am Josefskapellchen. Die Prozession kam von Karweiler nach Lantershofen und ging den gleichen Weg wieder zurück. Um 1977 erneuerte der Lantershofener Verschönerungsverein das Gebäude. 1991 fanden Renovierungsarbeiten durch Mitglieder des Ortsbeirats im Zusammenhang mit Straßenbauarbeiten statt. Vor allem wurde das Gelände drainiert und das Mauerwerk gegen aufsteigende Nässe isoliert. Am 27. Oktober 1994 kam ein 30-jähriger Mann wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Straße ab und stieß mit seinem Auto gegen die Kapelle, die stark beschädigt wurde. Gegen Ende des Jahres 1999 strich Malermeister Thomas Franken im Auftrag der Gemeindeverwaltung die Kapelle neu an. An der Landstraße von Ringen nach Neuenahr stand schräg gegenüber der Josefskapelle bis vor einiger Zeit ein kleines Holzkreuz. Es erinnerte an einen tragischen Verkehrsunfall, der sich hier am 1. Juni 1997 gegen 21.36 Uhr ereignete. Ein junger Mann prallte mit seinem Auto wegen überhöhter Geschwindigkeit gegen einen parkenden Lkw-Anhänger. Die beiden mitfahrenden 17 Jahre alten Mädchen aus Bölingen starben, der 18-jährige Fahrer wurde schwer verletzt. (Ottmar Prothmann: Kleinere religiöse Denkmäler und Gedenkstättenin der Gemeinde Grafschaft)