Slampoet Nektarios Vlachopoulos war in Lantershofen
Stündlich fünffacher Luftaustausch im Saal - Künstler und Theater befürchten einen neuerlichen Lockdown
Immer mehr Corona-Infektionen, lange Schlangen und stundenlanges Warten dort, wo geimpft wird. Steigende Forderungen nach Einschränkungen des täglichen Lebens bis hin zum Lockdown. Wie geht man da mit lange geplanten Veranstaltungen um? Die seit dem 24. November geltende 28. Corona-Bekämpfungsverordnung in Rheinland-Pfalz erlaubt Veranstaltungen und richtet die Beschränkungen, wie alle Bundesländer, nach der landesweiten Hospitalisierungsinzidenz aus. Aktuell besagt diese, dass Veranstaltungen noch nach der 2G-Regel stattfinden dürfen, also für Geimpfte und Genesene. Wer nicht zu diesen Kreisen zählt, muss draußen bleiben.
In Lantershofen fand am Freitagabend ein Kabarett-Gastspiel statt. Gastgeber im örtlichen Winzerverein war der Verein Kulturlant, der in erster Linie in diesem Haus, das seit Ankauf und Umbau durch die Gemeinde Grafschaft im Jahr 2017 eine kulturelle Versammlungsstätte ist, alljährlich rund zwei Dutzend Kulturveranstaltungen in der dunklen Jahreszeit anbietet. "Wir arbeiten hier nach den geltenden Gesetzen und Verordnungen", sagt Vorstandssprecher Udo Rehm. Andere Vereine im Ort machen es ebenso, man hat bei der örtlichen Kirmes im September, die man nicht ausfallen lassen wollte, gute Erfahrungen gemacht. Nicht alle sehen es so, es wurden schon Vereinsveranstaltungen aufgrund der Corona-Entwicklung abgesagt. Udo Rehm selbst steht mit zwei Mitarbeitern des Ortsvereins Grafschaft vom Deutschen Roten Kreuz vor der Eingangstür und kontrolliert dort von jedem Besucher den Nachweis, dass dieser geimpft oder genesen ist. Zusätzlich muss jeder Gast seine Kontaktdaten hinterlassen, entweder durch Einloggen mittels Luca-App oder handschriftlich auf einer Besucherkarte, die der Verein dann vier Wochen lang aufbewahrt. Am Eingang steht ein Spender mit Desinfektionsmittel, hier wird reichlich Gebrauch gemacht. Desinfizieren, Smartphone halten, Tickets in der Hand - das alles ist nicht einfach. Erst nach einer weiteren Kontrolle dürfen die Besucher in den Saal. Außerhalb vom Sitzplatz herrscht Maskenpflicht.
Auf der Bühne ist an diesem Abend Nektarios Vlachopoulos zu Gast, ein aufstrebender junger Kabarettist, der gerade 30 Jahre alt geworden ist. Seinen sicheren Job als Deutschlehrer hat der im Kraichgau aufgewachsene Wortakrobat zugunsten der Tingelei über die Bühnen der Republik aufgegeben und schnell renommierte Preise gewonnen. Er gewann die Kabarett-Bundesliga 2017, die St. Ingberter Pfanne und auch den Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises. Über den Poetry Slam kam Vlachopoulos zum Kabarett, auf der Bühne verbindet er beides und bringt das Publikum zum Lachen. Auch mit seinen Gags über Masken und deren Verhinderung der Verbreitung des Mundgeruchs. Über den Tod hat er sich Gedanken gemacht, sagt Vlachopoulos. Zumindest über seine letzten Worte. Sofern diese einmal der Nachwelt überliefert werden sollten, sollte doch mehr dahinter stecken, als bei Goethes letzten Worten "Mehr Licht." In erster Linie aber besticht der selbsternannte Slam Poet mit seinen Texten. Das Publikum hat sichtlich Spaß und deckt sich nach der Show reichlich mit Büchern des Künstlers ein, die dieser für einen Zehner anbietet und gerne signiert.
Eigentlich wollte er von Lantershofen nach der Übernachtung weiterreisen nach Herne, wo am Samstag sechs Kabarett-Künstler im Finale um den Preis "Tegtmeiers Erbe" streiten wollten. Am Dienstag hatte die Stadt Herne die Veranstaltung mit 700 Gästen abgesagt. Kulturlant hat bis dato noch keine Veranstaltung abgesagt, das Publikum wird aber immer zurückhaltender. Neben den rund 80 Kabarett-Abonnenten hatten für Nektarios Vlachopoulos nur noch 20 Menschen ein Ticket erworben. "Seitdem die Corona-Zahlen förmlich explodieren, verkaufen wir so gut wie gar keine Tickets mehr", so Vorstandssprecherin Mary Witsch. Auf die rund 100 Gäste vom Freitag kamen noch einmal 150 leere Stühle. Man habe voll bestuhlt, da sei es nicht ganz so eng, betonte der Verein. Mit einem stündlich fünffachen Luftaustausch im Festsaal und weiteren Luftreinigern im Gebäude habe man viel für die Sicherheit getan. Zudem gelten Theaterbesuche als relativ sicher. Während die Luca-App 49 Prozent der Besucher eines Clubs oder 10,9 Prozent der Gäste eines Restaurants im Anschluss eine Infektionswarnung schicke, liege diese Zahl im Theater bei 0,9 Prozent. "Wir tun alles, damit unser Publikum sicher ist und sich auch so fühlt“, so Vorstandssprecher Rehm. Daher hoffe man auch, am kommenden Freitag den satirischen Jahresrückblick des Duos "Onkel Fisch" und am Samstag Weihnachts-Rock mit dem Trio "Wildes Holz" anbieten zu können.