Der Lantershofener Eisvogel
Es war wie Mitte September beim „Henkelmond“ (siehe Beitrag dort): ein Blick aus dem Fenster, was war das?! Ein wunderschöner, bunter Vogel saß im Gebüsch am Gartenteich. Wieder die griffbereite Kamera geschnappt und raus, aber diesmal vorsichtig, um den seltenen Gast nicht zu verscheuchen. Leise öffnete der Amateurfotograf die Schiebetür des Wintergartens, um das Teleobjektiv durch den Spalt halten zu können. Da saß er in der Sonne, der Eisvogel und lauerte den Fischlein des Hausherrn auf!
Schon einmal vor ein paar Jahren hatte sich ein solcher Diamant im Federkleid am Gartenteich an der Lambertusstraße eingefunden, damals bei strengem Frost. Auch diesmal scheint ihn der Hunger nach Lantershofen getrieben zu haben, ist doch die Ahr nach der Flutkatastrophe im Fischbestand ziemlich beschädigt. Gönnerhaft musste der Fotograf zuschauen, wie der Eisvogel Fischlein um Fischlein im Sturzflug erbeutete und anschließend auf einem dickeren Ast oder der steinernen Gans kurzerhand mit einer heftigen Bewegung des Schnabels erschlug. Jetzt nur noch den Fisch richtig herumgedreht, um ihn dann mit dem Kopf zuerst zu verschlucken... Ein paar Dutzend dieser kleinen Fische, die sich über den Sommer prächtig entwickelt hatten, gingen so über den Beobachtungszeitraum von drei Tagen hinweg den Weg alles irdischen.
Am nächsten Tag war der Fotograf vorbereitet und hatte seine Kamera näher am Teich auf ein Stativ platziert. Das „Jagdfieber“ hatte ihn gepackt. In den Focus nahm er eine Stelle, die der Vogel zuvor öfter eingenommen hatte. Aber das war heute nicht garantiert. Jetzt nur noch die Kamera-Fernbedienung eingerichtet, dann konnte er kommen, der Eisvogel. Nun hieß es: verstecken und warten. Und dann war er plötzlich da. Würde er sich an die focussierte Stelle setzen? Ja, er tat es, aber wenige Zentimeter Differenz bescherten dem Kameramann nur leicht unscharfe Bilder, aber immerhin. Morgen würde er sich hinter einem Tarnvorhang auf die Lauer legen und die Fotos aus der Hand schießen. Aber Pustekuchen! Das Vögelchen hatte den (Martins?)-Braten wohl gerochen und ließ sich den ganzen Tag nicht blicken. Vielleicht war es auch wegen der unfreundlichen Angriffe gestern. Eichelhäher und Amseln hatten unter dem Beifall von Meisen und Spatzen den bunten Exoten heftig attackiert. Fremdenfeindlichkeit gibt es also auch bei Tieren. Das nennt man wohl Künstlerpech, resignierte der Hobbyfotograf und ging wieder in die warme Stube, denn stundenlanges Stillstehen draußen bei Temperaturen um fünf Grad wären der Preis für gute Fotos gewesen. Übrigens handelt es sich hier um ein Eisvogelweibchen (Alcedo atthis), erkennbar am roten Unterschnabel. Sein Name kommt vom althochdeutschen „eisan“ für „schillern, glänzen.“ Er gehört zur Ordnung der Rackenvögel. Größe: zwischen Spatz und Amsel, Gewicht ca. 35g. Der Eisvogel ist standorttreu, Höhlenbrüter in steilen Lehmuferwänden, gilt als selten, aber nicht im Bestand bedroht, oft gehen aber Gelege durch Hochwasser verloren.
Tag vier. Hurra, der Eisvogel war wieder zur Stelle. Nun aber los, warten bis er mal kurz wegfliegt und dann schnell hinter den Tarnvorhang bei der Gartenlaube: beste Sicht! Und dann kam er zurück und jetzt klickte der Kameraverschluss im Dauerfeuer. Unten kann man das Ergebnis sehen.