Juchem: „Es wäre ein Unding, die Kirmes nicht zu feiern“
Dank penibler Einhaltung der Corona-Regeln konnte in Lantershofen ausgiebig Patronatsfest begangen werden
Lantershofen hat Lambertus-Kirmes gefeiert. Trotz Corona. Trotz Flutkatastrophe. „Ein Unding“, hatte sich eine Grafschafter Bürgerin noch im Vorfeld bei Bürgermeister Achim Juchem echauffiert. Der aber drehte den Spieß um: „Es wäre ein Unding, die Kirmes nicht zu feiern.“ Denn die Corona-Regeln machten zum einen einiges möglich, zum anderen waren viele Gäste aus Ahrweiler froh, endlich wieder Normalität erleben zu dürfen. In Lantershofen haben sie nämlich eine starke Bindung in die Rotweinmetropole, vor allem unter den Schützen-Gesellschaften. Aber die Lambertus-Kirmes ist auch für viele Lantershofener das wichtigste Fest im Jahr. Da freute man sich, Dinge zu erleben, die es lange nicht gegeben hatte: ein Fest im Ort ohne Abstände und ohne Masken, wohl aber mit einer peniblen Einhaltung von Regeln. Ganz oben: „2G+“ und die neue rheinland-pfälzische Corona-Bekämpfungsverordnung. Die wußten die Lantershofener Junggesellen-Schützen als Gastgeber der St. Lambertus Kirmes so zu nutzen, dass für viele Bewohner ein Fest „fast wie früher“ gefeiert werden konnte, auch wenn die Festbereiche mittels Bauzäunen wie Käfige abgesperrt waren.
Höhepunkt der Festtage mit Umzügen, Paraden und Konzerten war der Festkommers mit Junggesellen, Bürgervereinsmitgliedern und Ehrengästen am Montagmorgen im Winzerverein. Dort trafen sich allesamt Männer mit Ausnahme der „Brötchesmädche“ als Bedienungen. Die Lantershofener Frauen haben schon vor Jahren gekontert und trafen sich dieses Mal zum Frauenfrühstück auf Burg Lantershofen. Derweil wurden im Winzerverein große Reden geschwungen. In erster Linie ging es um Traditionen, Corona und die Flut im Ahrtal, wo die im Geist mit den Lantershofenern verbundenen Schützen aus Ahrweiler viel Zuspruch erfuhren und nicht mit Dankesworten sparten.
Marco Böhm, Vorsitzender und Hauptmann der Gastgeber, sieht das Dorf in Corona-Zeiten enger zusammenrücken. Jetzt gelte es, die veränderten Kirmesfeiern im Ort zu bewerten, aber auch, die Jugend im Ort für die Schützengesellschaft zu gewinnen. Viel wichtiger aber in diesen Tagen: Lantershofen hat Ahrweiler nach der Flut die Hand gereicht. Das wussten die Gäste aus der Kreisstadt zu würdigen. Man freue sich über ein Stück Normalität im Alltag, den man an diesem Kirmesfest in Lantershofen erleben durfte, so der Erste Kreisbeigeordnete Horst Gies. „Lantershofen setzt ein Zeichen“, so Gies. Dechant Jörg Meyrer dankte für die Freude, zur Kirmes noch einmal in einem Gotteshaus lauthals singen und danach im Festzug mitmarschieren zu können. Lantershofen war auch für ihn zum Zufluchtsort geworden, aber nicht nur das: „Die Grafschaft hat fürs Ahrtal alle Türen aufgemacht und zeigte sich so überaus hilfreich“, so Meyrer. Der Hauptmann der Ahrweiler Junggesellen-Schützen, Raphael Mausberg, zeigte sich ebenfalls erfreut, dass man sich abseits des Chaos im Alltag wie zuhause fühlen durfte und Bürgerschützen-Hauptmann Jürgen Knieps nahm überwältigt eine Spende des Infantrie-Zuges der Gastgeber über 2.000 Euro als Flut-Unterstützung für die Ahrweiler Aloisisius-Schützenjugend entgegen. „Die jüngsten Schützen haben alles verloren und einen Schaden von 40.000 Euro erlitten“, berichtete Knieps. Im Laufe des Morgens wurden weitere Gelder im vierstelligen Bereich zur Unterstützung der Flutopfer gesammelt. Zudem stiftete die Bürgervereinigung dem Ahrweiler Tambourcorps eine neue Pauke.
Gefeiert wurde das Patronatsfest zu Ehren des heiligen Lambertus, an der Spitze der Feiern stand Schützenkönig Felix Wistuba. Der 20-jährige hatte vor Wochenfrist die Königswürde errungen. Mit seiner Ehrung gingen Ehrungen der Königs-Jubilare Heinz Schütz (50 Jahre) und Markus Gansewig (25 Jahre) einher. Präsente gab es für die weiteren Jubilare Marco Schmidt (10 Jahre), Jörg Bender (20 Jahre) und Helmut Kappen (40 Jahre).
Dass die jüngste Corona-Verordnung in Lantershofen so ausgelegt werden konnte, wie das jetzt geschah, lag auch an der Standhaftigkeit des Hauptmanns Marco Böhm gegenüber den Genehmigungsbehörden. Böhm hatte das Festkonzept mit Unterstützung von Kreis und Gemeinde beim Land durchgesetzt, Lantershofeners Ortsvorsteher Leo Mattuscheck würdigte dies in seiner Festansprache. Er freute sich zudem über neue Musiker, die die Kirmes bereicherten und die ihren Kern in den örtlichen Musikfreunden haben. Stolz, dass man endlich wieder Kirmes feiern konnte, war auch der Vorsitzende der Bürgervereinigung, Erich Althammer. „Wir haben unseren Saal und unsere Kirmes zurück“, frohlockte er. Dr. Volker Malburg, der Regens des örtlichen Studienhauses, war zu Beginn des Kommerses auf Majestät Felix Wistuba eingegangen. Dessen Beruf als Zimmermann passe zum Jahr des Zimmermanns, das der Papst ausgerufen habe. Das Studienhaus unterstützte die Kirmesfeiern in diesem Jahr ganz besonders, hier fanden unter anderem die beliebten Stechschrittparaden am Sonntag und Montag statt. Sonntagabend hatte man sich im Ort in Schale geworfen und den Königsball gefeiert, Montagabend gab es erstmals statt eines Balls eine Party mit DJ Hugo zum Abschluss der Feierlichkeiten.