Von der Elbphilharmonie in die Lambertuskirche
Einer der bekanntesten deutschen Chöre war zu Gast auf der Grafschaft. Der Tölzer Knabenchor gab dort am vergangenen Mittwoch ein Konzert. Auf dem Programm stand die „Alpenländische Weihnacht.“ Eingeladen hatte der Verein Kulturlant, der in losen Abständen immer wieder zu Weihnachtskonzerten in das Gotteshaus bittet. Nach den New York Gospel Stars (2016) und dem Schwarzmeer-Kosakenchor (2019) war das Konzert der jungen Sänger die dritte Veranstaltung des jungen Vereins dieser Art. Knapp 350 Besucher sorgten für ein volles Gotteshaus.
Erst am Wochenende zuvor hatte der Knabenchor in der Hamburger Elbphilharmonie konzertiert. Nun also Lantershofen. „Hier sitzen die Gäste auf alle Fälle sehr viel näher an den Akteuren“, so Kulturlant-Geschäftsführer Thomas Weber bei der Begrüßung. Dabei hatten sich die Gastgeber angesichts der laufenden Krankheitswelle schon am Morgen über eine die gute Nachricht aus dem Quartier des Chores in der Kreisstadt freuen dürfen: „Die Kinder sind alle prima drauf.“ Gar nicht so selbstverständlich, wie Tourleiterin Barbara Schmidt-Gaden sagte: „Inzwischen ist sowohl der Dresdner Kreuzchor als auch die Windsbacher Sängerknaben und auch der Hamburger Kinderchor außer Gefecht gesetzt.“
„Erwischt“ hatte der Grippevirus dagegen Chorleiter Christian Fliegner, aber die musikalische Reisegruppe hatte mit dem jungen Dirigenten Marco Barbon einen würdigen Ersatz dabei. Er führte die jungen Sänger im Alter von zehn bis 13 Jahren in der Lambertuskirche immer wieder zu gesanglichen Höchstleistungen, die das Publikum staunen ließen. Besonders faszinierten die Auftritte immer wieder anderer Solisten, die trotz junger Jahre mit ebenso kraftvollen, wie glasklaren Stimmen überzeugten. Bei „Wer klopfet an“, einem Stück aus der Ostracher Liederhandschrift aus der Zeit um 1740 wurde das besonders deutlich. Mit dem sakralen „Ach wann kommen jene Stunden“, eröffnete der Chor das Weihnachtskonzert, dem mit dem gesungenen „Rorate“ und dem „Gegrüßt seist Du, Maria“ weitere Sakralgesänge folgten. Die Freude am Singen war den 28 Jungen anzusehen und ihre Stimmen erfüllten den Kirchenraum. Beim Lied "Es kimmt an Engl vom Himmel herab" zeigte sich der Facettenreichtum des Chores, als die Stimmen wie Glocken in verschiedensten Tonhöhen erklangen und so verkündeten, dass etwas Großes geschehen ist. Tief in den bajuwarischen Dialekt verfallend brachten die Jungs mit dem "Schlapprawoit" das Erstaunen an der Krippe zum Ausdruck. Ein echter Gänsehautmoment war der Andachtsjodler, der den Schlusspunkt unter ein wahrlich gelungenes Konzert setzte, bei dem neben den Knaben Harfinistin Theresa Jörg und Clemens Haudum am Akkordeon weitaus mehr als nur musikalische Begleiter waren, sondern mit mehreren Instrumentalstücken ihr Können bewiesen.
Gut eineinviertel Stunden entführte der Chor die Gäste in die Alpenländische Weihnachtsmusik. Und während die Menschen gerührt und beseelt das Kirchenschiff verließen, schien es für den Chor ein Höhepunkt zu sein, mit jeder Menge Kisten Gummibärchen eines Grafschafter Herstellers versorgt zu werden, ehe sie ihre Weihnachtstour in Richtung Kurhaus Wiesbaden fortsetzten.