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Schottlands bester Folk-Nachwuchs

Von Thomas Weber |

Hochdekorierte Nachwuchsmusiker traditioneller schottischer Musik trafen sich in Lantershofen

Beim Grafschafter Verein Kulturlant ging es am vergangenen Samstag britisch zu. Auf der Bühne zu erleben waren schottische Nachwuchsmusiker, und zwar die besten des Landes. Die, die alljährlich die Preise in den großen Nachwuchsfestivals, unter anderem der Scottish BBC abräumen, werden einmal im Jahr zu einer Konzertreise quer durch Deutschland eingeladen. Die Bühne im kleinen Lantershofen gehört dabei zu den bestbesuchten Konzertorten. Das war in diesem Jahr nicht anders. Hatte der gastgebende Verein Kulturlant in den vergangenen Wochen noch feststellen müssen, dass zahlreiche Besucher aus Respekt vor dem Corona-Virus lieber zuhause blieben und ihre Tickets verfallen ließen, war der Saal des örtlichen Winzervereins am Samstag proppenvoll und mit 250 Besuchern ausverkauft. Die "Young Scots Trad Awards Winner Tour" ist auf der Grafschaft längst zu einem Selbstläufer geworden, bei dem Initiatorin Petra Eisenburger und Gitarrist Luc McNally, der die Tour seit vier Jahren begleitet, die Singer/Songwriterin und Pianistin Beth Malcolm, Akkordeon-Spieler Andrew Waite und Ali Levack mit einer Vielzahl von Flöten und dem traditionellen Dudelsack begrüßten. Dabei stellten sich die vier Musiker im ersten Teil des Programms individuell mit ihrer Musik vor. Schon da wurde klar, dass es beileibe kein Abend mit ausschließlich ausschweifender Pub-Musik werden sollte. Andrew Waite als erster Musiker auf der Bühne stimmte auf seinem Akkordeon bereits sanfte Töne an, die die Ruhe der schottischen Landschaft vermittelten und eine entspannte Atmosphäre verbreiteten. Waite, der bereits im Alter von 15 Jahren seinen ersten Plattenvertrag erhielt, ließ seine tiefe Verwurzlung zur schottischen, irischen und englischen Traditions-Musik vom ersten Ton an durchblicken.

Auch Beth Malcolm entpuppte sich als Freundin der leisen Töne, präsentierte zunächst Songs, die sich mit ihrer Heimat rund um das Städtchen Perth im Südosten Schottlands beschäftigten, wie die Ballade "Leavin' Loch Leven. Dagegen liebt Flötist und Dudelsackspieler Ali Levack eher die schnelle und fröhliche Musik. "The Road to Recovery" oder "Birdspotting" lockten das Publikum schnell aus der Reserve. Im zweiten Teil des Konzerts teilten sich die vier Musiker die Bühne, musizierten mal gemeinsam, mal ohne Sängerin Beth Malcolm. Dabei ging es vor allen Dingen dann, wenn die drei Männer alleine zu ihren Instrumenten griffen, rund. Vor allem Ali Levack bewies, dass er als einer der führenden Instrumentalisten in der traditionellen Musikszene gilt. Mit dem Trio rückte auch die Pub-Stimmung in den Vordergrund, Songs wie "Big Country" vom Komponisten Bela Fleck stehen für die traditionelle Musik an den Bars in den Highlands. "Nur wenn ich auf die Bühne komme, wird die Musik traurig" merkte Beth Malcolm unterdessen an. Ihre Balladen gingen auch dank ihrer kräftigen und recht tiefen Stimme unter die Haut. Sie sei in der Runde der Männer die Mutter, die oftmals die Party beenden müsse", meinte sich scherzhaft, erntete aber ebenso, wie ihre ausgezeichneten Mitstreiter, am Ende lange Applaus und stehende Ovationen. Tour Leiterin Petra Eisenburger sammelte derweil am CD-Stand Spenden für Flutopfer, wie sie es während der gesamten Tour macht. Hier trafen sich Publikum und Musiker nach der Show noch auf ein irisches Guinness oder einen von Flutopfer Thorsten Rech aus Mayschoß präsentierten Whisky aus einer großen Auswahl.