Annes Kampf ist „Geschichtsunterricht pur“
Das „Tagebuch der Anne Frank“ und Hitlers „Mein Kampf“ stehen sich gegenüber
Adolf Hitler wusste von Anne Frank nichts, sie von ihm sehr wohl. Hitlers "Kampf" ist es, der die Geschichte der Anne Frank zeugt und beendet. Ende Februar, Anfang März 1945 stirbt sie im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Geblieben ist ihr Tagebuch. Am Samstag, 29. Januar, ist ab 20 Uhr bei Kulturlant im Lantershofener Winzerverein das Gastspiel „Annes Kampf“ mit Lesung und Musik zu erleben. An diesem Abend erleben die Gäste, wie die beiden Texte in einer scharf geschnittenen Lesung aufeinanderprallen. Grauen und Hoffnung, Bestie und junges Mädchen. Geschichte, die Geschichte mit höhnischem Gelächter erzeugt. „In einer Zeit, in der die Rechten wiedererstarken, ist es wichtig, den Kampf des kleinen Tagebuchs gegen den großen Diktator aufzuzeigen, um so einmal mehr ein Gespür und Gehör für die Feinheiten von Geschichte zu entwickeln. Denn Geschichte besteht immer aus Geschichten. Und Geschichten bestehen aus Schicksalen“, so Redakteurin Annett Rohm.
Das Berliner Künstlerduo Blum & Heckmann, bestehend aus der Kabarettistin und Sängerin Marianne Blum und dem Schauspieler Stefan Heckmann, garantieren einen Abend, der bei aller Schwere des Sujets nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam ist, so wie auch Anne Franks Text nicht nur traurig, sondern auch leidenschaftlich und humorvoll und Hitlers Machwerk nicht nur beängstigend, sondern stellenweise geradezu unfreiwillig komisch ist. Mit Respekt und Feingefühl nähern sich die beiden Künstler den Büchern und präsentieren sie so gekonnt und packend, dass dem Zuschauer die historische Realität lebendig und gleichzeitig der Bezug zur Gegenwart erschreckend offensichtlich wird. Die Lesung wird musikalisch durch authentische jiddische Lieder, entstanden zum Teil im Ghetto oder im Arbeitslager, deutsche Schlager, Gassenhauer und Durchhaltelieder aus der Zeit ergänzt, die von Marianne Blum live gesungen werden. Sie fügen dem Stück nicht nur den authentischen Sound der Zeit bei, sie holen auch auf eindrückliche Weise die Gesamtheit der Verfolgten auf die Bühne, für die Anne Frank ein prominentes Beispiel ist.