Zum Inhalt springen

Vor 20 Jahren...

Von Christine Schulze |

Hochprozentiger Geist entströmt der schlanken Flasche

Januar 2002. Wer die Nase ins Gläschen steckt, glaubt, den Duft eines Wacholderbuschs im Sommer zu inhalieren. Beim Geschmackstest hinterlässt der weiche Trunk würzige Aromen. Gestern, am Tag des Baumes, stellte Peter-Josef Schütz, Chef der Eifel-Destillerie Schütz in Grafschaft-Lantershofen, sein neues Produkt vor. Wacholder. Ganz neu ist der Wacholder Premium nicht. Denn schon früher war die Traditionsbrennerei für ihre in zünftigen Steingutflaschen verkaufte Spezialität bekannt. Nur: Der Wacholder fiel sich ändernden Trinkgewohnheiten zum Opfer. „Die Konsumenten griffen mehr zum Gin oder Genever, obgleich es dasselbe ist, die Nachfrage nach unserem Wacholder nahm dramatisch ab“, berichtet Schütz. So wurde die Produktion vor 15 Jahren eingestellt.

Auf die Idee einer Neuauflage brachte Schütz die Kür des Heidegewächses mit den piksenden Nadeln zum Baum des Jahre 2002 durch das Kuratorium „Baum des Jahres“. Da Wacholder in Deutschland nicht kommerziell angebaut wird, beschafft die Destillerie die Beeren frisch aus Italien. „Da haben sie mehr Sonne und entwickeln mehr Extrakt“, ist der Fachmann sich sicher und berichtet, die Qualität werde getestet und auf Rückstände untersucht. In der Destillerie liegen die Beeren drei Wochen lang in 60-prozentigem Weizenkorn, den Schütz selbst produziert. Destilliert wird anschließend im Vakuum. Und am Ende kommt das Produkt mit 35 Prozent Alkohol in die hohen, schlanken Glasflaschen. Am 20. Oktober soll der Wacholder im Mittelpunkt eines Hoffestes der Destillerie stehen.

Freilich ließe sich der Schnaps auch aus heimischem Wacholder machen. Der Baum war früher keine Seltenheit. Er konnte sich auf den großen Heideflächen behaupten, weil die Schafe wegen der scharfen Nadeln einen Bogen um ihn machten. Mit den Herden und den Heiden ging in der Eifel auch der Wacholder verloren. Erst neuerdings wird er im Rahmen von Öko-Projekten wieder gefördert. Wacholder gehörte zu den wichtigsten Pflanzen der mittelalterlichen Heilkunde. Das harzige, aromatische Gewächs wirkt keimtötend, harntreibend und fördert die Verdauung. Im Tee sollen die Beeren gegen Appetitlosigkeit, Bronchitis, Blasenleiden, Gicht und Rheuma gut sein. Im Kochtopf haben sie ihren Platz neben Sauerkraut, Wild, Pasteten, Schinken und Schweinefleisch.