Gemeinsam gegen Probleme im örtlichen Straßenverkehr
Durch den Grafschafter Ort Lantershofen führt keine Hauptverkehrsstraße. Dennoch gibt es auch in diesem Ort massive Verkehrsprobleme. Immer mehr Fahrzeuge sind eine Ursache. Dazu ist das Dorf seit dem Jahr 1980 bedingt durch fünf Neubaugebiete stark gewachsen, hat seine Einwohnerzahl fast verdoppelt. Der Verkehr in den Ort läuft aber wie früher über lediglich die drei Einfallstraßen Karweiler-, Winzer- und Zweibrückenstraße. Nun bat der Ortsbeirat die Bevölkerung in den Winzerverein. Dort startete die Entwicklung hin zu einem Verkehrskonzept mit einem von Ortsbeirat Robin Grießel und Stefan Dünker moderierten Workshop.
Knapp 30 Lantershofener nahmen teil. Sie schilderten ihre Sorgen und Nöte, machten Schwerpunkte aus und versuchten, Lösungsansätze zu finden. Was auffiel: die Probleme der Fußgänger blieben zumindest an diesem ersten Abend überwiegend außen vor, Schwerpunkte waren der ruhende und der der fließende Kraftfahrzeugverkehr.
Die Probleme
Auf den Tisch kamen Dinge, die man durch offizielle Regelungen, Schilder und Markierungen, Kontrollen und Strafzettel vielleicht in den Griff bekommen kann. Zur Sprache kamen aber auch Dinge, die sich kaum oder oftmals nur durch den guten Willen der Menschen regeln lassen. Oftmals wurde an das dörfliche Miteinander appelliert. Ein Beispiel: Häuslebesitzer müssen beim Neubau Stellplätze nachweisen. Dass Anwohner diese auch nutzen und nicht am Straßenrand parken, kann ihnen nicht vorgeschrieben werden. Anderes Beispiel: Garagen werden oftmals zweckentfremdet, dienen als Lagerplatz für Hausrat und anderes. Fürs Auto ist dann kein Platz mehr. Aber wer will das kontrollieren und dann auch noch sanktionieren? Und das Parken im eigenen Hof ist nun einmal nicht immer so leicht, wie das Parken an der Straße.
Die „Problemzonen“ in Lantershofen sind mannigfaltig, die Liste lang. So werde die Vorfahrt aus dem Dorfgraben gegenüber der Karweilerstraße häufig ignoriert, bemerkte ein Teilnehmer des Workshops. Die Feuerwehr komme an einigen Stellen kaum durch, besonders während der Messezeiten an der Kirche, monierte ein anderer. PKWs parken oftmals unberechtigt auf dem Bürgersteig, forderte ein Besucher mehr Kontrollen. An einem Engpass in der Winzerstraße werden in schöner Regelmäßigkeit durch LKWs Häuser beschädigt. Oft genug sind die Brummis dank alter Navis fehlgeleitet, wollen eigentlich in den Innovationspark bei Ringen. Die Einsicht von der Zweibrücken- in die Rheinstraße verdecken Autos, die zu eng am Kurvenbereich parken und bei Veranstaltungen im Winzerverein wird das halbe Dorf zugeparkt. In der Karweilerstraße kommen die Anwohner dank parkender Autos kaum in ihre Einfahrten und im August-Dörner-Ring wird vor allem von den Anwohnern viel zu schnell gefahren. Für Radfahrer wird es beim Zusammentreffen von Radweg und Zweibrückenstraße gefährlich, Verkehrsberechtigungen im verlängerten Dorfgraben sind nicht geregelt und die Beleuchtung dort verschwindet im Wuchs der Straßenbäume.
Die Lösungsansätze
Bei der Suche nach Lösungen zeigten sich die Lantershofener kreativ. Vor allem der Blick über den Tellerrand hinaus wurde empfohlen. Wie gehen andere Kommunen ähnlicher Struktur mit ihren Verkehrsproblemen um? Beispielsweise gelte in Karweiler Tempo 30 im gesamten Ortskern. Auf die lauten Rufe nach Ordnungsamt und Polizei solle man verzichten, empfahl ein Teilnehmer. Konkret wurde es ebenfalls. Der Problematik mit der Vorfahrt des Dorfgrabens könne man mittels Bodenkennzeichnungen begegnen. In der Karweilerstraße könnten Anwohnerparkplätze geschaffen werden. Bei Diensteanbietern wie Google Maps könnten Sperrbereiche für LKWs ausgewiesen werden. Neue Nutzungskonzepte, wie „Shared Space“ wären für einige Bereiche möglicherweise interessant. Ein Einbahnstraßensystem verbessere sicherlich den Verkehrsfluss, löse die Parkproblematik aber nicht, war zu hören. Gleiches gelte das Auskreuzen von Stellflächen. Die ehemalige Autobahnauffahrt Richtung Kreisstadt mit ihrem Wanderparkplatz könne besser als Parkplatz für Veranstaltungen in Lantershofen ausgewiesen werden. Allerdings ist weder der Parkraum, noch der Fußweg von dort bis zum Ortseingang beleuchtet. Kurzfristig sollte die Feuerwehr mit ihrer Drehleiter durch den Ort fahren, um besondere Schwerpunktstellen auszumachen. Eher langfristig die Ideen einer weiteren Verbesserung des ÖPNVs, aber auch einer vierten Einfallstraße am östlichen Dorfrand. Gleiches gilt für die Herstellung der vor Jahrzehnten im Gespräch befindlichen innerörtlichen Umgehung über den August-Dörner Ring.
Dort, wo Begegnungsverkehr auf den Bordstein ausweicht, könnten Poller dies unterbinden. Die Kreuzungen mit Radwegen könnten dank Spiegeln besser eingesehen werden, Markierungen von Vorsicht-Zeichen auf den Radstrecken wurden ebenfalls vorgeschlagen. Und die Ausschilderung überregionaler Ziele in der Gemeinde sowie den Orten bedürfe ebenfalls einer Verbesserung. Und im Dorfgraben sollten die Durchfahrt offizielle ermöglicht werden und die Straßenbäume zurückgeschnitten oder ersetzt werden.
Wie geht es weiter?
Die Eingaben und Ergebnisse des Workshops werden nun innerhalb des Ortsbeirats ausgewertet, in der Folge wird sich das Gremium mit der Thematik beschäftigten. Ortsvorsteher Leo Mattuscheck, der den Abend als ausgesprochen kommunikativ und ergebnisorientiert wertete, könnte sich vor Beschlüssen des Gremiums einen weiteren Workshop mit der Bevölkerung vorstellen, an dem aber auch Vertreter der Straßenverkehrsbehörden, wie LBM oder Kommune sowie der Polizei teilnehmen sollten.