Mehr als 500 Priester wurden in Lantershofen ausgebildet
Seit 50 Jahren können im Studienhaus St. Lambert Männer ohne Abitur ein Studium beginnen
Eine in der katholischen Kirche in Deutschland einmalige Einrichtung steht in Lantershofen und wird 50 Jahre alt: das Studienhaus St. Lambert auf dem Gelände der alten Burg, die sich im Besitz des Adelsgeschlechts der Blankard befand.
Die Geschichte
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die mittelalterliche Burg vollständig zerstört. 1708 wurde das Herrenhaus erbaut, in dem sich heute der Verwaltungstrakt des Studienhauses befindet. Die Bewohner von Lantershofen sprechen immer noch von der „Burg.“ Im Jahr 1939 erwarb das Apostolat der Priester- und Ordensberufe Burg Lantershofen und eröffnete 1945 hier eine Vorbereitungsschule, in der Schüler, die nach dem Abitur Priester werden wollten, unterrichtet wurden. Später besuchten sie die höheren Klassen des Gymnasiums in Ahrweiler, wohnten aber weiter im Internat in Lantershofen. Da die Schülerzahlen in den sechziger Jahren immer mehr zurückgingen, entwickelte das Apostolat der Priester- und Ordensberufe die Idee, ein Studienhaus für Männer zu eröffnen, die sich als Spätberufene ohne Abitur auf den Weg der Priesterausbildung machen wollten.
Mit Beharrlichkeit und Ausdauer wurde dieser Plan verfolgt, so dass am 2. Mai 1972 das Studienhaus St. Lambert durch den Trierer Bischof Dr. Bernhard Stein eröffnet werden konnte. Bis zur Mitte der 1990er Jahre hatte sich St. Lambert als „dritter Weg“ der Priesterausbildung fest in der deutschen kirchlichen Landschaft etabliert. Die August-Doerner-Stiftung wurde in dieser Zeit Träger des Studienhauses.
Es reifte in dieser Zeit auch der Entschluss, eine umfassende Sanierung des Komplexes des Studienhauses durchzuführen und eine Anlage zu schaffen, die den Anforderungen einer zeitgemäßen Priesterausbildung entspricht. Von 1999-2008 wurden umfangreiche Bau- und Sanierungsarbeiten durchgeführt, so dass das Studienhaus seine heutige Gestalt erhalten hat. 2006 wurden das neue Statut und die neue Prüfungsordnung des Studienhauses erstmals von der Bildungskongregation approbiert.
Seit der Gründung des Studienhauses St. Lambert sind über 500 Absolventen des Studienhauses zu Priestern geweiht worden. Eng ist das Studienhaus mit der Lantershofener Bevölkerung verbunden, die reges Interesse am Leben und der Weiterentwicklung der „Burg“ zeigen. Das haben alle Regenten erfahren, die hier tätig waren: Pater Antonellus Engemann OFM (1972-1976), Prof. Dr. Theo Schäfer (1976-1986), Dr. Hans Kuhn (1986-1997), der heutige Bischof von Münster Dr. Felix Genn (1997-1999), der heutige Bischof von Trier Dr. Stephan Ackermann (1999-2006) und Dr. Michael Bollig (2006-2016). Diese Einrichtung zur Priesterausbildung hat Lantershofen im ganzen katholischen Deutschland bekannt gemacht. Für viele Priester in ganz Deutschland ist dieser Ort zu einen zweiten „Zuhause“ geworden, mit dem sie viele schöne Erinnerungen verbinden. Auch dies gehört zur „Erfolgsgeschichte“ von Lantershofen.
Die aktuelle Situation
Nach den Sanierungsarbeiten war in St. Lambert Platz für 70 Studenten. Derzeit sind aber nur 25 Seminaristen vor Ort, eine Folge der aktuellen Entwicklungen in der katholischen Kirche. Sie werden von rund 40 Dozentinnen und Dozenten im Nebenerwerb unterrichtet. Sieben Seminaristen schließen ihr Studium im Sommer ab, Regens Volker Malburg geht aktuell von drei bis sechs neuen Priesteramtskandidaten aus. Die Studieninhalte haben sich seit 1972 in Teilbereichen immer wieder verändert. "Es sind mehr psychologische Ausbildungselemente dazugekommen" sagt Malburg. Heute werden die Rolle der Frau, die Sexualmoral oder Missbrauch diskutiert. In vielen Fragen sei das Seminar in Lantershofen immer schon sehr weit gewesen. Was früher nicht vorstellbar war, sei heute normal. Malburg wies auf Frauen in der Ausbildung, zum Beispiel als Dozentinnen in Dogmatik hin.
Die Kosten des interdiözesanen Seminars tragen in erster Linie die August-Dörner-Stiftung und die Bistümer, zudem sind nicht vom Studienhaus genutzte Räumlichkeiten an andere Einrichtungen vermietet. Für Kost und Logis zahlen die Studenten einen Eigenanteil.
St. Lambert verweist auf eine gute Erfolgsquote: vier von fünf Studienstartern schließen ihre Ausbildung in Lantershofen ab, immerhin 60 bis 70 Prozent der Spätberufenen werden auch Priester. Aber es wird immer schwerer, Priesteramtskandidaten zu gewinnen. "Die Stimmung ist derzeit nicht so, dass man den Beruf aufgibt, um Priester zu werden", sagt Malburg. Entsprechend wird der Priestermangel, auch bei rückläufigen Zahlen der Kirchenmitglieder immer gravierender. Dennoch ist die angedachte Zentralisierung der Ausbildung auf drei Orte plus Lantershofen im Sande verlaufen, viele Bistümer wollen ihre Seminare nicht aufgeben. "Lantershofen soll bleiben, bei den anderen muss man abwarten", so Malburg.
Bischöfe zu Gast
Beim Hausfest des Studienhauses St. Lambert am 15. und 16. Mai werden die Feiern zum Jubiläum beginnen. Am Sonntag, 15. Mai, wird der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann um 18 Uhr in der St. Lambertuskirche die Vesper feiern. Am Montag, 16. Mai, findet um 10 Uhr in der Lambertuskirche ein feierliches Pontifikalamt statt, dem der Vorsitzende der Deutschen Bischofkonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing aus Limburg, vorstehen wird. Zu diesen Gottesdiensten lädt das Studienhaus die Bevölkerung ein. Unter den rund 100 Gästen des Hausfestes werden auch der Bischof von Münster Felix Genn, der Trierer Weihbischof Robert Brahm sowie ein Absolvent des ersten Studienjahrgangs von 1972 sein.