Priester als Beruf mit Zukunft sehen
Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des Studienhauses St. Lambert erschien ein Buch zur Priesterausbildung
„Festakademie“ nannte die Leitung des Studienhauses St. Lambert für Priesteramtskandidaten auf dem dritten Bildungsweg einen Tag, der sich mit dem aktuellen Status und der Zukunft der Priesterausbildung beschäftigte. Rund 50 geladene Gäste, darunter der Trierer Bischof Stephan Ackermann und zahlreiche Regenten anderer Priesterseminare waren am Tag der Deutschen Einheit ins Lantershofener Seminar gekommen, wo Studienleiter Alois Buch und Spiritual Josef Freitag ihr Werk „Ausbildung und Dienst künftiger Priester“ vorstellten. Auf rund 300 Seiten stellt sich das Buch den auch im synodalen Weg diskutierten aktuellen Herausforderungen des priesterlichen Dienstes und einer zukunftsweisenden Priesterausbildung. Die Herausgeber und zahlreiche Gastreferenten gehen auf die großen Kapitel „Herausforderungen“, „Vergewisserungen“ und „Perspektiven“ ein. Dabei lässt das Werk auch die aktuell öffentlichen Diskussionsthemen der katholischen Kirche, wie Frauen in Priesterämtern oder den Umgang mit der Sexualität nicht außen vor. Es befasst sich mit der Infragestellung des sakramentalen kirchlichen Amtes und stellt fest, dass reine Persönlichkeitsbildung für ein gegenwartfähiges Priestertum nicht mehr genügt. „Es ist nicht nur ein Buch für künftige Priesteramtskandidaten oder Dozenten, sondern für jeden, den das Thema interessiert“, sagte der Lantershofener Regens Volker Malburg am Rande der Veranstaltung, in der der ehemalige Abt des Benediktinerklosters im Schweizer Einsiedeln, Martin Werlen, seine etwas andere Sichtweise auf das Priestertum als einen Beruf mit Zukunft in einem Festvortrag darlegte.
Werlen machte klar, dass Berufe mit Zukunft solche sind, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen und sieht genau das auch für den Priesterberuf als existenziell an. Er zitierte ausgerechnet einen Schweizer Bankier mit den Worten, man müsse in „Menschen“ denken und nicht in Zahlen oder Systemen. Und das widerspreche keineswegs dem Fokus auf Gott, denn „wer Gott ins Zentrum stellt, stellt den Menschen ins Zentrum.“ Demnach sei es auch nicht Aufgabe der Menschen, in die Kirche zu gehen, sondern vielmehr Aufgabe der Kirche, zu den Menschen zu kommen. Der derzeitigen Rolle der Kirche erteilte der Benediktiner eine Abfuhr: „Kirche hat es geschafft, Ehelosigkeit als Kirchengesetz darzustellen.“ Auch die Betonung der Geschlechter prangerte Werlen an. Vielmehr gelte es, die Taufe anstelle einer Priesterweihe gebührend zu feiern, forderte er, vermeintliche hohe Positionierungen von Priestern aufzugeben. Auch verhinderten immer größere Seelsorgeräume den Kontakt zum Menschen, adressierte er eine Aussage an Bischof Ackermann.
Dass Werlen vieles zu einseitig sehe, monierte der polnisch-österreichische Theologe Józef Niewiadomski in einer Podiumsdiskussion nach dem Festvortrag und zeichnete das aktuelle Menschenbild des begehrenden Menschen auf. Der Fundamentalist sieht einen aufziehenden Konflikt zwischen seelsorgerischem und sakramentalem Handeln. Auch die in Freiburg lehrende Professorin für Praktische Theologie Ursula Nothelle-Wildfeuer hinterfragte, wie es denn gelingen könne, näher am Menschen zu sein. Martin Werlen sieht hier die Notwendigkeit von Strukturen in der Sakramentalität, die vor allem dem Menschen dienen.
Alois Joh. Buch und Josef Freitag (Hg.): Ausbildung und Dienst künftiger Priester. Herder-Verlag Freiburg; 311 Seiten; ISBN 978-3-451-39245-0; ISBN E-Book (PDF) 978-3-451-83245-1