Sorge um Lantershofener Kirmestraditionen
Junggesellen-Schützen starten Hilferuf und erhalten viel Zuspruch
Es war das Jahr 1927, als man in Lantershofen Rituale zum Feiern der Kirmes einführte. So manches hat sich seitdem verändert, den Kern mit Schützenkönig und Stechschrittparaden aber hat man beibehalten. Drohen diese Traditionen nun zu sterben? Folgt man den Worten des aktuellen Vorsitzenden und Hauptmanns der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft, Marco Böhm, so steht der Ort hinsichtlich seiner weithin bekannten Art zu feiern vor einer Wende. Die könnte sogar mit der Auflösung des gastgebenden Vereins enden. Böhms Worte zogen sich wie ein roter Faden durch den für Junggesellen und die Bürgervereinigung wohl wichtigsten Part der Kirmes, den Festkommers am Montagmorgen. Dem ging ein Festgottesdienst voran, danach trafen sich in der Männerrunde knapp 200 Gäste, Junggesellen in ihren grünen Röcken, Bürger und Ehrengäste schwarz gekleidet mit Zylindern auf dem Kopf.
Böhms Klagen über sinkende Bereitschaft, das Vereinsleben zu begleiten, beantworten die Festredner teils mit einem Teilen der Sorgen, aber auch mit dem Hinweis, es habe immer Krisen gegeben. Der stellvertretende Ortsvorsteher Stefan Dünker forderte die Junggesellen auf, sich zu engagieren. Er appellierte an die Bürger, Rückenwind für die Kirmes zu sein und mahnte die Dorfbevölkerung, die Werte anzuerkennen. Auch der Vorsitzende der Bürgervereinigung, Erich Althammer, rief dazu auf, die Begeisterung für die Kirmes zu erhalten, das sei die Basis für den Erhalt der Traditionen. Und Markus Jüris, der für die 25-jährige Wiederkehr des Hauptmannsamtes geehrt wurde, forderte, das Glitzern in den Augen der Kinder bei der Kirmes zu erkennen und darauf aufzubauen.
Der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch machte klar, dass der Traditionserhalt kein Lantershofener Problem darstellt und empfahl, mit der Zeit zu gehen, um die lebendige, schöne und fröhliche Kirmes zu erhalten. „Ihr wisst gar nicht, was ihr habt“, so Münch. Der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem sieht den großen Zusammenhalt in Lantershofen als Lösung des Problems und betonte: „Tradition bestellt man nicht bei Amazon.“ Schließlich sei der Ort auch dank seiner Vereine gut durch die problematischen jüngsten Jahre gekommen. Und Regens Dr. Volker Malburg vom Studienhaus St. Lambert machte deutlich, dass die Lantershofener die Wichtigkeit der Traditionen erkennen müssen, um diese fortzusetzen.
Offizieller Beginn der Lambertuskirmes war das Festhochamt am Sonntag. Inoffiziell ging es schon am Abend zuvor im Winzerverein mächtig rund, und auch das Tambourcorps der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft zog durchs Dorf, um dem neuen Schützenkönigs Nils Henscheid musikalisch zu gratulieren.
Hochamt und Andacht ließ man am Sonntag traditionell weltliche Dinge folgen: die Junggesellen-Schützen paradierten im Stechschritt vor den Majestäten Nils Henscheid und Silberjubilar Werner Braun. Das Fändel wurde von Martin Goldbach geschwenkt, Fanfarenbläser traten an und ein Platzkonzert erfreute eine Menge von Zuschauern vor der Kirche. Der Festzug lockte die Menschen dann zum Winzerverein, am Kirmesplatz vergnügte sich Alt und Jung und im vollbesetzten Saal tanzten die Menschen in Anzug und Abendkleid beim Königsball zur Musik der Band „De Fruende.“ Nach dem Festkommers am Montagnachmittag waren wie tags zuvor wieder marschierende Junggesellen, der Fähnrich und die Fanfarenbläser im Einsatz, erneut verfolgten viele Schaulustige das Geschehen und wieder führte der Festzug zum Kirmesplatz, wo die offiziellen Feiern noch bis spät in die Nacht andauerten.