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Bernd Briel war Kapitän der U17

Von Thomas Weber |

Wenn am Sonntag ein Schubverband das U-Boot U17 auf seiner Reise ins Technik-Museum nach Sinsheim von Köln nach Lahnstein bringt, dann wird mit dem in Meckenheim lebenden Flottillen-Admiral Viktor Toyka einer der ersten Kommandeure des Unterseeboots dabei sein. Am Ufer wird einer, der ebenfalls eine ganz enge Bindung zur U17 hat, aus sicherer Entfernung zusehen und das Boot mit seinem Fahrrad auch ein ganzes Stück begleiten. „Vielleicht ziehe ich meine Kapitänsmütze dabei auf“, sagt Bernd Briel. Der in Lantershofen lebende Fregattenkapitän ist nämlich ebenfalls ein Mann der ersten Stunde für die U17 – allerdings in deren zweitem Leben.

Denn die Technik des im Jahr 1973 in Dienst gestellten U-Bootes war Ende der 1980er Jahre veraltet, und die Marine wollte eine neue U-Boot-Klasse einführen. Das aber hätte zu lange gedauert. Als Übergang entschied man sich Mitte der 1980er Jahre deshalb, aus der aktuellen„U-Boot-Klasse 206“ eine „Klasse 206 ALPHA“ zu machen. Im Prinzip wurde zu dieser Zeit bereits die Digitalisierung im Boot eingebaut. Mit der U17 begann die Umrüstung von einem Dutzend Unterseebooten im Jahr 1988. Vom alten Boot blieben lediglich die Antriebstechnik, der Personalbereich und die Hülle.

Nach dem Umbau im Oktober 1989 wurde dann Bernd Briel für zwei Jahre Kapitän der runderneuerten U17. Damit war der Lantershofener erster Kapitän der neuen Alpha-Klasse. Die U17 gehörte damals zwar noch der Industrie, die den Umbau vornahm, es folgten aber zahlreiche Fahrten zu Erprobungszwecken und Funktionsnachweisen, durchgeführt von einer Marine-Besetzung um eben diesen Kapitänleutnant („Kaleu“) Bernd Briel. „Wir wollten dabei natürlich auch sehen, ob das Boot den Ansprüchen der Marine gerecht werden würde“, so der Kapitän.

Als der gebürtige Ahrweiler dann vor sechs Jahren von den ersten Plänen erfuhr, das Boot nicht zu verschrotten, sondern dem Technik- Museum Sinsheim zur Verfügung zu stellen, überkam ihn große Freude. „Im Technik Museum Speyer steht das U9, das mein Schülerboot war, und nun bald das U17 in Sinsheim, damit bleiben die beiden U-Boot- Klammern meines Berufslebens der Nachwelt erhalten“, jubelt Briel in diesen Tagen, in denen mit jeder Stunde hin zum Sonntag die Nervosität steigen wird. „Sonntagabend werde ich wohl nach Lahnstein fahren, die Museumsleitung hat mich  eingeladen, am Infostand über das U17 zu plaudern“, kann Briel es kaum erwarten, „sein Boot“ wiederzusehen – und sei es nur für eine Streicheleinheit.

Schließlich waren die zwölf Marinejahre in der U-Boot-Flotille nicht nur für ihn eine prägende Zeit. Denn auch Sohn Daniel hat Dienst auf dem U17 geleistet. Selbst die Familien wurden eingebunden ins Marineleben. Und noch etwas: jedes Schiff der Marine hat eine Patenstadt, in der sich Gruppierungen regelmäßig mit ihren Patenbooten beschäftigen, wo diese zusammenkommen und auch gerne miteinander feiern. Kressbronn am Bodensee war Patenstadt der U17 bis zu ihrer Außerdienststellung im Jahr 2010.

Während der aktiven Zeit von U17 pflegte man die Patenschaft vor allem durch gegenseitige Besuche in Kressbronn sowie im Heimathafen in Eckernförde. Zwischen der Gemeinde und den Besatzungen entstand eine langjährige Freundschaft und Verbundenheit. Noch heute besteht eine enge Verbindung. „Als unsere Tochter Carina Weinkönigin von Walporzheim war, war ein mehrtägiger Besuch im Weinort Kressbronn Pflicht“, berichtete Briel. Und auch eine „Kameradschaft U17“ gibt es in der Bundeswehr.

Spätestens am Sonntag, wenn der Schubverband mit der U17 in Sichtweite der Briels kommt, dürften die Emotionen bei Bernd und Sohn Daniel überschwappen. Schon im Gespräch mit dem General-Anzeiger kamen viele der alten Geschichten aus den zwölf Jahren auf den verschiedensten U-Booten der Marine wieder hoch. Mal ging es lustig zu, mal ernst. Mal hatte die Besatzung einen begeisterten Angler an Bord und einen Schwarm Makrelen ausgemacht. „Binnen Minuten hatten wir bestimmt 50 Makrelen gefangen, die gab es dann tagelang in allen Variationen aus der Kombüse. Ich kann heute noch keine mehr sehen, riechen und schon gar nicht essen“, berichtet Briel schmunzelnd.

Ernster wurde seine Miene bei Geschichten über Begegnungen mit Bootsbesatzungen in der Ostsee. Bis 1989 herrschte der Kalte Krieg“. Briel erzählte: „Mit den Polen und Russen kam man immer gut klar, da gab es auch gegenseitige Flaggengrüße. Mit den Einheiten der DDR, naja, die waren was speziell.“ Einmal erlebte Briel einen „Beinahe-Zusammenstoß“ mit einem russischen U-Boot in der Ostsee. „Wir hatten einen merkwürdigen Passivsonar-Kontakt, der immer näherkam. Als uns das zu heikel wurde, sind wir aufgetaucht. Kaum dass wir aufgetaucht waren, tauchte keine 100 Meter neben uns ein russisches Foxtrott U-Boot auf. Es war denen anscheinend auch zu heikel geworden. Es wurde nett gegrüßt und jeder fuhr aufgetaucht wieder seiner Wege.“ Und einmal war er gar „abgesoffen“, Wasser war ins Boot eingedrungen und die Motoren schafften es nicht mehr, aufzutauchen. Zwei Tage dauerte es, dann hatte die Besatzung das Wasser abpumpen und auftauchen können. Das U-Boot erlitt große Schäden, aber die Soldaten hatten überlebt.

Und dann kam die Wende, der Kalte Krieg war zu Ende und die „etwas speziellen“ NVA-Soldaten der DDR wechselten in die Bundeswehr und wurden gute Kameraden. Schiffe oder gar U-Boote brachten sie keine mit. Aber die Manöverorte der deutschen U-Boote mit der Nato wurden ausgedehnt. Es wurde vor der spanischen Küste geübt, später sogar im Mittelmeer. Ebenfalls ging es in den hohen Norden Richtung Norwegen bis nach Bergen. Die U17 war es auch, die im Jahr 1997 als erstes deutsches U-Boot nach dem Zweiten Weltkrieg den Atlantik überquerte und die nach der letzten Anlandung eines deutschen U-Boots in den USA 81 Jahre zuvor dort sogar einen Hafen anlief. Da war Bernd Briel schon nicht mehr an Bord. Genug Geschichten aus der Zeit unter See dürfte der Fregattenkapitän am Sonntagabend in Lahnstein dennoch zu erzählen haben.

Fregattenkapitän a.D. Bernd Briel

Bernd Briel wurde 1958 in Ahrweiler geboren. Nach dem Abitur zog es ihn zur Marine. Dem Pädagogik-Studium an der Bundeswehr-Uni in Hamburg folgte 1983 der Einsatz in der U-Boot-Flotille der Marine. Von 1989 bis 1991 war er Kapitän des U-Boots U 17, das nun nach Sinsheim transportiert wird. 1996 ließ er sich in seine Heimat versetzen und wurde nach Stationen in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Gelsdorf und Mayen 2020 in den Ruhestand versetzt.